Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (6): Statement von Benjamin Blümchen aus dem Porzellanladen im Schweinsgalopp

Wenn ihr damit nicht aufhört, spaltet ihr die Gesellschaft! Und eben drum, weil ihr darauf beharrt, obwohl doch jeder nachlesen kann, dass es falsch ist! Ihr seid die wahren Spalter. Nicht wir. Ihr treibt die Keile in Freundschaften, Familien und Bruderschaften mit eurer verblendeten Meinung.

Quizfrage: Wer hat das gesagt?

Richtig! Immer die anderen.

Die Uneinsichtigen. Jene, die gerne Haare spalten. Auf dem Kopf der anderen. Mit einem ordentlich geschärften Beil. Ordentlich geschärft muss sein, denn Respekt und Anstand sind unabdingbar. Nur Barbaren und Nulpen nehmen stumpfe Beile. So viel Zeit muss sein für eine ordentliche Beziehung zwischen verfeindeten Parteien.

Gut. Nicht jedes Beil ist geschärft. Schärfen kostet Zeit, und Zeit ist Geld. Und wer hat heute noch Geld für so etwas übrig? Wozu schärfen, wenn man mit dem Beil auch Hobeln imitieren kann? Und so werden im Galopp Späne erzeugt. Auf jeder Ebene. Von jedem. Jeglicher Couleur. Galopp der Argumentationen im Dorf, als Peripherie des eigenen Gedankenpalasts. Das ist erforderlich. Niemand führt seinen Hund in den eigenen vier Wänden Gassi. Darum muss der Galopp im umgebenden Dorf durchgeführt werden, durch der man das eigene Schwein dann treibt.

Dem Schweinsgalopp der Antreibenden im Sulky kann ich nicht mithalten und kann dem nichts entgegenhalten. Seit Tönnies weiß ich, wohin so ein Schweinsgalopp führt: von 20 Kraftwerke, die verhindern könnten, dass die Afrikaner aufhören würden, Bäume zu fällen, und aufhören, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren, hinüber zu den miesen Werksvertrögen.

Ja, richtig. Vertröge. Nicht Verträge. Denn Tröge ernähren Schweine, die von deren Züchter und Halter im Galopp zum Bolzenschussgerät getrieben werden. Und weswegen? Weil diese die A-Karte haben, auf unseren Grillstationen zu brutzeln, bis sie schwarz werden. Schwarz bis zum Rassismus. Sie erkennen diese auch an deren schwarzen Gewand auf den Fußballplätzen dieser Welt. Die allgemein bei Fußballfans und -Hooligans bekannte „schwarze Sau“. Weil diese zu viel und zu gern schnackselnden Schwarzen – analysierte damals unsere Hochwohlgeborene Mariae Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis – damit Probleme machen, kommt man diesen Schweinen nie auf einen grünen Zweig. Grüne Zweige enden sowieso als Holzkohle, um eben jene Schweine zu grillen, die vorher durchs Dorf getrieben wurden. Halali, die Sau ist tot. Die Sau hat sowieso immer den Schwarzen Peter. Trotz aller “Black Live Matters”-Diskussionen und trotz aller Sprachmoralisten, die entrüstet bei der Erwähnung vom Begriff “Schwarzen Peter” in Schnappatmung verfallen, statt etwas anderes zu begreifen.

Wie Sie, geneigter Leser, erkennen werden, gilt auch hier das anerkannte Peter-Prinzip, welches besagt, dass in einer Hierarchie jeder Beschäftigte dazu neigt, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.

Warum sollte dieses Peter-Prinzip sich nur auf Weiße beziehen? Warum gibt es kein Schwarzer-Peter-Prinzip?

Eben. Weil jene im Sulky beim Sprachgalopprennwettbewerb somit plötzlich weitere Konkurrenz bekommen würden. Dann ist es nichts mehr mit den 20 Kraftwerken, einer gut dotierten Position beim „Schlacke 05“, und geregelter Sex kommt so oft, wie Komet Neowise an der Erde vorbei kommt, um sich dann voller Grausen für die nächsten siebentausend Jahre schnell zu verabschieden. Und letztendlich will doch jeder Sex, 20 Kraftwerke, eine Schwarze Sau, die dem Schwarzen-Peter-Prinzip folgend, die Arschkarte hat, um Mitspieler vom Platz zu stellen.

Hatte ich das aus meinen Kommentaren von mir selber kopiert? Echt? Ich verletzte meine eigenen Copyright-Rechte bei mir selber? Egal. Weiter.

Wie heißt es doch schon im Deutschen: wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Alte Zimmermannsweisheit des christlichen Abendlandes, gelebt von dessen Sohne, der damals aggressiv gewalttätig alle aus den Tempel peitschte, die ihn nicht angebetet hatten. Also ihn. Somit eigentlich seinen Vater. Also nicht den Zimmermann, ihr versteht, nicht wahr. Sein Stief-Vater ist gemeint, der aus jener damaligen Patch-Work-Family mit der Jungfrau Maria. Also, jenen mit mehr Chuzpe als Verstand. Und danach mit noch viel mehr Massel-tov, dass mit Hilfe seiner ein neues Goldenes Kalb gegossen wurde.

Nun, heute ist das auf eine Person reduziert worden. So wie heute die DDR, die BRD und der Geist auf gemeinsame Ideale eines christlichen Abendlandes sich reduziert haben. So wie die vier Evangelisten, die folgende drei waren: Peter und Paul. Kurz gesagt: Heilandsack.

Mit dem Beil in der Hand ist es vom Land der “Dichter und Denker” zu den der “Richter und Henker” ein großer Schritt für die Menschheit. Aber nur ein kleiner Schritt für jeden Spalter mit dem Hackebeil. Beim Ritt auf dem Hackebeil bleibt selten eine Backe heil. Egal auf welcher Seite.

Fakt ist, dass – als der schwarze Urmensch Afrika verließ – ein Teil der Auswanderer nach Europa kam, dort auf Wälder und Neandertaler stieß und als erstes deswegen den Spalthammer erfand. Wie wir wissen, Neandertaler gibt es nicht mehr und der Spalthammer wurde danach seinen eigentlichen Zweck zugeführt. Haare der anderen Falschdenker gab es nicht mehr. Dafür aber immerhin noch ein paar deutsche Eichen zum Spalten, damit sich daran keine Sau mehr dran reiben sollte.

Es ist eigentlich egal, wer jene Beile in seinen Händen hält, entsprechend der Bibel des christlichen Abendlandes sollte immer nur der andere gekreuzigt werden. Derjenige, der im Tempel randaliert hat und die eigenen Geschäfte gestört hatte. Also des Zimmermanns Judenbengel. Als Stellvertreter für die miesen Geschäfte danach. Stellvertreterkreuzigung als Vorform der modernen Kriege im aktuellen Jahrhundert. Wenn das der biblische Gott gewusst hätte. Er hätte die Welt zu seinem Salzsäulenkammergut gemacht.

Schuld abladen verboten. Bei mir gibt es auch ein klares Schuttabladestellenverbot. Auch wenn die langläufige Meinung herrscht, Schuld sind immer wir anderen, die sich nicht einer Meinung zuschlagen lassen wollen. Ob wir für oder gegen Maske sind, wir sind die Schuldigen. Ein wenig zu fröhlich alkoholisiert durch die Gegend gelaufen? Verantwortungsloser Corona-Party-Rebell. Oder jemand, der nicht für seine Freiheit den genügenden Ernst aufbringt, weil er keinen Anlass hat zu feiern und deshalb nicht feiern dürfte. Zum Thema “Maske” keine messerscharfe Meinung zu haben? Dann ist man schlichtweg jemand, der sich einfach keine Meinung machen will und somit der Grabschaufler der freiheitlichen Menschheit ist. Oder folgsamer, braver Bürger, der dann wie ein krummbeiniger Dackel gestreichelt wird.

Wer wie all jene, die wie Altmeier schärfe Strafen für Leute fordern, die sich nicht an die Eins Fuffzig und die Einhaltung der Maskenpflicht halten, jene haben genauso viel Berechtigung für das Anrecht auf Verstand, als auch wie jene, die alle, die Masken tragen oder auf Eins Fuffzig bestehen, als Mainstream-Uninformierte klassifizieren, alle beiden dieser jenen haben sich einen Rang im Olymp der Hardliner verdient. Gott erhalte sie. Möglichst schnell. Die braucht kein Mensch dieser Welt. Auf mit denen nach Wallhalla

Wenn einer mit Vergnügen zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann, dann hat er sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.

Albert Einstein

Einstein hat das auf Soldaten bezogen. So wie Tucholsky sein berühmtes angefeindetes Zitat.

Ich münze es um.

Analog ist es mit den Standpunkten jener beiden Parteien im Corona-Streit pro und contra der Maßnahmen, jene Parteien, die sich selber vor jeweils den anderen warnen. Um Keile zu treiben. Weil nur die anderen die Beratungsresistenten, die Sich-der-echten-Information-Widersetzenden, die Spalter der Gesellschaft sind. Immer die anderen, die immer zu einer Musik in Reih und Glied marschieren. Dafür reicht wirklich nur Rückenmark. Zu mehr erfordert es nun mal Hirn.

Maskenparade, oder: Jeopardy for life für Mündige

Herzlich willkommen bei Jeopardy for the Up-Cleared-Ones. Wir gehen gleich ins Volle. Weil wir sind direkt und nehmen kein Blatt vor dem Mund. We are Up-Cleared-Ones. Kandidat 1, nennen sie einen Satz ohne Maske.

Ohne Maske?


Möp. Leider verloren. Kandidatin Nummer 2, nennen sie stattdessen einen ohne Maske

Trump?


Möp. Das war falsch! Das war kein vollständiger Satz! Kandidat Numero 3 nennen sie einen Satz ohne Maske.

Henry Maske boxte immer ohne Maske.


Bling Bling Bling Bling Bling. Das war richtig. Kandidatin Nummer vier. Einsatz ohne Maske?

Ruhe ist des Bürgers erste Pflicht. Und ohne Maske ist alles nichts.


Bling Bling Bling Bling. Richtig. Kandidat 1 und Kandidatin 2 haben jetzt leider nichts auf den Saldo. Es geht für beide ums Ganze. Stechen. Kandidat 1: was ist bunt und hängt unter der Nase?

Ohne Maske?


Möp, leider wieder falsch. Kandidatin 2: Sie gehen in einen Supermarkt und was haben sie immer dabei?

4711? Echt Kölnisch Wasser?


Möp. Leider wieder falsch. Ein spannendes Stechen. Die letzte Frage. Wer hat die als erster korrekt beantwortet, ist weiter. Wenn keiner sie korrekt beantwortet, sind beide draußen. Alles klar?

Ja.

Jo.


Wunderbar. Also. Sie gehen im Rheinland in einer Fußgängerzone spazieren und schauen in die Schaufensterauslagen dieser am Rhein gelegenen Stadt. Sie treffen dort jemand mit einem roten T-Shirt, der auf seiner rechten Brust ein Emblem trägt, auf dem ein Geißbock auf den zwei Türmen eines rheinischen Doms seine Vorderfüße stolz abgelegt hat. Kandidat 1, was ist das für ein Mensch?

Fußballfan?


Hmmmm. Nicht schlecht. Noch etwas genauer?

Fortuna-Düsseldorf-Anhänger?


Möp. Leider falsch. Kandidatin 2, was ist Ihre Antwort?

Also rotes T-Shirt mit Emblem auf rechter Brust, der ein Geißbock darstellt, mit zwei Türmen eines Doms und darauf der Geißbock seine Vorderfüße balanciert?


Ja, genau, das ist es.

Ich kenne die Stadt.


Wie lautet der Name der Stadt?

Sag ich nicht.


Wie?

Sag ich nicht. Ich komm aus Gladbach.


Und?

Das ist unter meiner Ehre. Das sage ich nicht. Niemals.


Möp. Sensationell, Kandidat 1 und Kandidatin 2 sind ausgeschieden. Und damit gehen wir jetzt direkt ins Finale
.

[Dschingel-Musik. Licht-Orgel.]

Kandidat Numero 3, alles easy?

Alles paletti.


Und Kandidatin Nummer 4, alles locker?

Alles gut.


Okay. Es geht um Masken. Kandidat Nummer 3, welche Masken tragen Sie?

Ich bin Internet-Künstler. Schreibenderweis. Blog mit Niveau. Ich trage keine Masken.


Bling Bling Bling Bling. Richtig. Drei Punkte. Kandidatin Nummer 4: Welche Maske tragen Sie?

Ich bin rechtschaffend, urdemokratisch, total antirassistisch, 100% vegetarisch, absolut veganisch, mag Attila Hildmanns seine Rezepte, und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir die Gesichtserker ein.


Bling Bling Bling Bling. Richtig. Drei Punkte. Ein spannendes Finish. Kandidat Nummer 3: Ihre Maske zeigt Risse. Was machen Sie?

Ich pflanze heute noch ein Apfelbäumchen!


Bling Bling Bling Bling. Richtig. Erneut 3 Punkte. Das macht sechs. Kandidatin Nummer 4: Ihre Maske zeigt Risse. Was machen Sie?

Ich pflanze ein Apfelbäumchen, ein Birnenbäumchen, ein Sisalbäumchen und packe meinen Weber-Grill in einen Koffer, um mit meinen SUV in den Urlaub zu fahren.


Bling Bling. Leider nur zwei Punkte. Das Sisalbäumchen war eins zu viel. Es steht 6 zu 5 und die Person mit der niedrigen Punktzahl startet. Kandidatin Nummer 4: Ein Zeit-Reporter trifft Sie auf offener Straße und fragt Sie für seine Zeitung, warum Sie keine Maske tragen. Was antworten Sie?

Ich habe Asthma und kann mir jeder Zeit ein Attest von meinem Arzt dazu holen. Der meinte, dass ich angstfrei ohne Maske herumlaufen darf. Zudem liegt der R-Wert unter 1 und die Ansteckungsrate unter 50 pro 100.000. Und außerdem bin ich nicht Corona-Positiv. Meine Umgebung auch, laut App.


Uuuuh. Nein, das kann ich so nicht ganz gelten lassen. Dafür kann ich nur einen Punkt vergeben. Kandidat 3, Sie haben jetzt die Match-Frage. Nervös? Keine Sorge. Bleiben Sie locker. Die gleiche Frage: Ein ZEIT-Reporter trifft sie auf offener Straße und fragt Sie für seine Zeitung, warum Sie keine Maske tragen. Was antworten Sie?

Nichts. Aussageverweigerungsrecht! Und meine Meinung. Hier herrscht Meinungsfreiheit!


Möp. Das kann ich nicht gelten lassen. Liebe Zuschauer, lieber Zuschauerinnen, liebe Fernsehsehende aus Schweiz, Österreich, der deutschen Diaspora in Ischgl, den Balearen und Kanaren und den angeschlossenen Sendeanstalten aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Es ist jetzt spannend, wie lange nicht mehr. Aber unsere Sendezeit geht langsam zu Ende und deshalb die Stichfrage für unser beide Kandidaten. Liebe Kandidaten, geben Sie bitte Ihre Antwort auf meine Frage unabhängig von jeweils des anderen. Meine Frage: Sie sehen feiernde Menschen. Sie sind fröhlich. Sie haben Spaß. Sie fühlen sich gut. Sie sehen glücklich aus. Sie selber stehen am Rande, schauen über ihre Maske, denken sich ihren Teil und rufen denen etwas zu. Was rufen Sie denen zu? Kandidat Nummer 3?


Immer diese Feierei. Muss das denn sein? Haben wir den nicht schon genug Probleme? Ich meine, wenn andere sterben oder wegen Corona krank sind, dürfen wir doch nicht feiern, oder? Das ist doch pietätlos. Feiern aus Tradition ist doch etwas anderes, etwas würdiges. Aber das ist doch ehrlos. Kein Selbstrespekt. Feiern nur aus just-for-fun. Das ist doch hirnbefreit. Werdet mal erwachsen, ihr mit dem Peter-Pan-Syndrom! Ihr seid Schuld mit eurem Frohgemut, wenn andere leiden! Das geht gar nicht. Überhaupt nicht, ihr Empathie-Agnostiker!


Kandidatin Nummer 4. Was rufen Sie denen zu?

Ihr seid doch unglaublich! Wir haben damals zwar auch gefeiert, aber dazu hatten wir wenigstens einen Grund. So wie 1970 jene Tage und die Bilder davon, wie das chilenische Volk den Wahlsieg Salvador Allendes und der Unidad Popular im Jahr 1970 feierte. Jener echte Freiheitstraum machte dort alle freundlich, die Gesichter offen und die Augen strahlend. So etwas haben wir hier nie gehabt. Südamerikanische Fröhlichkeit. Echtes öffentliches Glück. Nicht so wie die heutige Vergnüglichkeit, welche lediglich eigene Submission belegt und mit dem real existierenden massenhaften Unglück problemlos nebeneinander her lebt. Aber ihr, ihr feiert doch wegen Anlass! Ihr konstruiert doch dauernd eure Motive, um glücklich feiern zu können. Das ist gedankenlos. Übt euch in Askese. Ihr feiert über eure Verhältnisse und wollt dabei auch noch glücklich sein! Das geht nicht! Wir haben schließlich Corona!


Danke, Kandidat 3, Kandidatin 4. Liebe Kandidatin und lieber Kandidat, wir haben Ihre Antworten in den Tele-Dialog, genannt TED, eingespeist und unsere Zuschauer und Zuschauerinnen werden jetzt anrufen und ihre Antworten über deren Analog-Telefonanschlüsse bewerten. Und in der Zwischenzeit ein wenig Fahrstuhlmusik.


[Dschingel-Musik. Licht-Orgel.]


Liebe Zuschauer, liebe Zuschauerinnen, liebe geschlechtlich Divergenten, … übrigens, soll ich erwähnen, dass die Reihenfolge der Nennung der Zuschauenden keine Bewertung deren Geschlechtlichkeit darstellt, denn wir sind hier keine Rassisten oder sonstige gesellschaftlich verwerflichen Menschen … Moment, ich bekomme gerade einen Anruf der Regie … Regie? Ja? Ja? Okay! Ja? Okay! Gut. Meine Damen und Herren, hier ist das Ergebnis der TED Entscheidung
:


[Dschingel-Musik. Licht-Orgel.]

Meine Damen und Herren, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir unseren Sendeplatz an einen Konkurrenten mit mehr Geld verloren haben, der weniger zahlt, aber dafür immerhin auch weniger investiert, weil effektiver. Seien Sie beruhigt, Ihre Fernsehgebühren sind davon in keinster Weise nicht betroffen. Empfehlenswert unsererseits sind unser gesponserten YouTube-Kanäle, die sich reger Beliebtheit erfreuen, weil sie kostenfrei für ihr Herz, Hirn und Haushaltsausgaben sind. Wir wünschen ihnen noch einen schönen Do-it-yourself-Jeopardy-Abend mit Ihren eigen Macken und Masken. Guten Abend.

Und vergessen Sie nicht: Tragen Sie immer ihre übliche Maske, wenn Sie anderen begegnen. Und denken Sie nach. Auf allen Seiten Ihres Lebens. Wie damals in den Vor-Corona-Zeiten.

Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (44): Maskenball

Zum ersten Mal musste ich meine Maske einsetzen. Es ist ein ungewohntes Gefühl. Mir fehlt zudem das Gesicht bei den anderen Miteinkäufern. Die Mimik fehlt und nur die Augen bleiben übrig als Anblick. Auch das Sprechen mit so einer Mund- und Nasenbedeckung fällt mir schwer. Die Maske soll mein Gegenüber vor mich schützen, aber er versteht mich damit auch wesentlich schlechter.

Vor nicht allzu langer Zeit wurden Zeitungsberichte von Menschen, die allein in deren Wohnung starben und die erst Monate später skelettiert aufgefunden wurden, mit einem Kopfschütteln quittiert. Es war für viele immer der Hinweis darauf, wie kalt diese Gesellschaft geworden wäre. Ob jetzt solche Meldungen auch zum Kopfschütteln führen werden? Das Sterben allein zu Hause könnte man dann wohl als Königsdisziplin in erfolgreich umgesetzten “Social distancing” ansehen.

Was vor sechs, acht Wochen nur Kopfschütteln auslöste, ist inzwischen ein neuer Standard. Zeitgleich fällt auch immer wieder der Begriff der “neuen Normalität”, an der man sich gewöhnen sollte. Für mich sieht diese Welt immer distanzierter aus. Die Verbindungen zu den Menschen werden immer geringer. “Social distancing”. Aber so ist es ja auch wohl beabsichtigt.

In diesem Sinne hatte ich ein Gespräch mit meiner 87-jährigen Mutter am Telefon. Ihrer Meinung nach ist die jetzige Situation noch schlimmer als die Situation im Kriege auf dem Lande, wenn die Luftsirenen gingen. Dann herrschte Ausgangsverbot. Aber danach konnte man sich wieder treffen und auch im Luftschutzbunker konnte man sich wenigstens umarmen. Ich fragte nach, ob sie das so meinte, wie sie es sagte. Sie bestätigte es. Früher hätte es in solchen Situationen noch Zusammenhalt und Kontakt gegeben, selbst wenn Bomben fielen und Menschen trafen. Aber heute seien Kontakte verboten und Zusammenhalt gibt es nur über den Fernseher. Und da würde sie reale Kontakte mit Menschen bevorzugen.

Mit dem Beginn der Ausgangsbeschränkung fiel mir damals auf, dass es keine Blickkontakte zu anderen Fußgängern mehr gab. Jeder schaute vor sich hin und ging seinen Weg. Inzwischen gibt es diese wieder. Aber sie wirken distanzierter bei den Menschen, die ohne Mund- und Nasenbedeckung herum laufen. Bei den anderen fange ich auch Blicke auf, aber ich kann nicht beurteilen, was die Augen aussagen. Man sagt, die Augen sind der Spiegel zu der Seele. Momentan habe ich für mich das Gefühl, in seelenlose Augen zu blicken. Und der Rest ist Maskerade. Ein Volk auf seinen Weg in die apperzeptive Prosopagnosie.

Der Journalist, Autor und Verleger Ruprecht Frieling hat zu der Thematik der Masken und der Maskenpflicht in seinem Blog mit einem Eintrag seine “Große Maskenparade” (hier) gestartet. Diese Parade lebt vom Mitmachen. Eigentlich ist es eher eine Augenparade. Denn mehr ist an Mimik bei den meisten Maskierten kaum zu sehen. Wenn ihr ein Selfie mit Euch als maskierten Menschen habt, schickt das Foto an Ruprecht Frieling (via seinem Internetauftritt) und ihr werdet in dieser Parade mit aufgenommen.

Viel Spaß mit seiner “Großen Maskenparade”.

Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (36): Es herrscht wieder Frieden im Land

Der heutige Innovationspreis geht an eine CDU-Politikern aus Berlin im Kanzlerinnenamt. Mit der Entdeckung des bislang noch ungenutzten, völlig brachliegenden Begriffs “Öffnungsdiskussionsorgien” hat sie allen Wortschöpfungen der letzten Zeit den Rang abgelaufen.

Begründung für die Verleihung des Preises:

  • Orgien” sind bei dem derzeitigen Abstandsgebot von Einsfünfzig und dem ebenfalls geltenden Kontaktverbot nicht machbar. Selbst Swingerclubs haben geschlossen, also gehen “Orgien” erstmal überhaupt nicht.
  • Öffnung” steht einer Forderung nach der Implementierung von “geschlossenen Gesellschaften” (Familie, Singlehaushalten, Seniorenheim-Ghettos) diametral entgegen.
  • Und “Diskussionen” sind in Zeiten von “Regieren per Erlasse” absolut zu unterlassen.

Sie hat sich somit den Wortschöpfungspreis redlich verdient. Wer jetzt noch diskutiert, hat den Ernst der Lage nicht erfasst.

Herr Söder hat das Heft des Handelns (wider der “Öffnungsdiskussionsorgien”) wieder an sich gerissen und verteidigte somit in Westdeutschland erneut seine Position als der “Macher Nummer 1”. Für uns hier in Süd bei Südost heißt es somit: Mund-Nasen-Schutz ab nächsten Montag ist Pflicht in Geschäften und öffentlichen Nahverkehr. Denn man merke, nur wer sich bedeckt, hat nachher das Potential, sich erst richtig öffnen. Da mir Bayern Ende der 80iger bei der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf beigebracht hat, dass, wer seine Meinung offen äußert, auch offen sein Gesicht zeigen soll, werde ich an dieser Stelle mir meinen Mund-Nasen-Schutz mit den weiß-blauen Rauten auf die untere Gesichtshälfte befestigen. Auf der oberen Hälfte hab ich bereits die weiß-blauen Augenbinden, mit der ich mich schon seit Jahren wie “Justitia” fühlte. Wenn ich mir jetzt noch die Ohrenstöpsel einsetze, dann bin ich die Wiedergeburt der drei Affen mit anderen Mitteln. Nichts sagen, nichts sehen, nichts hören.

Die “Tracing App” (nicht tracking app) wird erst einmal nichts. Da stellen sich doch einige Unverbesserliche dem entgegen, unglaublich, nicht wahr, dass man diese bei Infizierten und somit jene in deren unnützen Leben nicht rausfiltern kann. Weil man die Daten nicht zentral lagern und mit Backdoors für unsere geheimen Dienste versehen möchte. Es geht doch um unser aller Wohl, woll. Und wenn ich dann die Daten mit der Kameraüberwachung verheirate, dann kann ich doch locker alle Gefährder und andere Spötter dieser Maßnahme enttarnen. Und das wollen einige Unbelehrbare verhindern? Na warte, der BND (Bayrische Nachforschungsdienst) wird die auch noch erwischen und dann gibt’s saures. Machen diese Aufsässigen doch das ganze nachhaltenden Forschungsprojekt in der Krise zunichte …

Ach ja, es ist freilich alles notwendig. Absolut. Ich rede nicht dagegen an. Keine Widerrede. Denn wir wollen ja alle ein R0-Wert von knapp unter 1, nicht wahr. Denn dann besteht eine gute Chance, dass im nächsten Winter die nächste Infektionswelle durch das Land weht. Ein R0-Wert unter 0,4 würde zwar zwei bis drei Monate alle auf dem Zahnfleisch gehen lassen, aber dann wäre die zweite Welle eher vermeidbar. Ist aber zur jetzigen Zeit unvermittelbar. Und auf Zahnfleisch gehen, das wäre schlimmer, als im Winter 2020 eine Bevölkerung mit einem weiteren LockDown gnadenlos zu demoralisieren und das Weihnachtsgeschäft unterm Weihnachtsbaum zum Egotrip von Schmalhans Küchenmeister zu machen.

Und jetzt ein ganz und gar ketzerisches Wort: “Oktoberfest”. Uh! Das musste mal gesagt werden! Das will doch keiner! Nicht wahr. Geht gar nicht. Bier trinken, lustig sein, rumknutschen, im Dirndl und Trachtenjanker Kinder frei schnackselnd zeugen und dabei dann eventuell analytisch … wobei, wenn das Oktoberfest nicht statt findet, dann bleibt uns Münchnern doch erheblich mehr Bier. Das ist doch toll! Freibier! Damit es nicht in den Fässern verkommt. Ja, um es einerseits eigenhändig euch Nicht-Münchnern sehendes Auges wegzusaufen, und um es andererseits den Politikern in Deutschland zu reichen. Oder ist da wer, der glaubt, den Politikern in Deutschland das Wasser reichen zu dürfen? Na also.

Und das Bier, welches bei den Geisterspielen der Bundesliga (mit Video-Schiedsrichter im Kölner Keller) nicht vom Trainerstab der beiden Mannschaften und DFL-Offiziellen im Stadion versoffen wird, geht auch nach Bayern. Quatsch, nach München! Dafür erhalten die Fußballmannschaften aus unseren Kliniken 10.000de von den als Mangelware deklarierten Covid-19-Test. Na? Ist das kein Deal? Prost!

Ich kauf mir jetzt einen Mund-Nasen-Schutz, den ich großzügig vom Halsansatz bis unter die Augen ziehen kann. Damit gehe ich am nächsten Montag in die Bank meines Vertrauens und versuche nuschelnd “Hey, tu mal Knete. 100 Flocken von Konto meinem, hey” abzuheben. Dann zähle ich brav die Minuten, bis dass das SEK Bayern mich als Banküberfall-Verdächtigen die Arme bis zum Knochenkrachen auf meinem Rücken verbiegt.

Mund-Nasen-Schutz. Augenbinde. Und dann folgerichtig noch der Stirnverband. Gegen aufkommende Kopfschmerzen. So soll es sein. So soll es werden. So wird es immer sein. Pax populi. Tunc non habes nisi.

Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (35): Maskerade

Wie bitte? Maskenpflicht? Ja, ist denn schon wieder Karneval?!?

Ach so. Nur Mund- und Nasenschutz. Da bin ich aber beruhigt.

Das wird allen ernstes vorgeschlagen, Staubsaugerbeutel zu Gesichtsmasken umzuschnibbeln. Also Staubsaugerbeutel, welche von den Herstellern bereits mit geruchshemmenden Pulvern ausgeliefert werden. Sollte man sich solche Beutel zu Mund- und Nasenschutz umschneidern, dann braucht man sich auch nicht Gedanken drum machen, ob man aus der Lunge stinkt. Oder ob stattdessen gerade ein Virus in der Lunge rumwütet. Das macht dann später schon das Pulver alleine.

Natürlich geht es beim Mund- und Nasenschutz nicht darum, dass die Corona-Polizei schneller erkennen kann, wer renitent und nicht obrigkeitshörig ist, um dessen Daten in deren Datenbanken aufzunehmen. Nein. Das ist nicht der Zweck. Nein. Es geht um uns aller Gesundheit.

Und das Nasenhaare unästhetisch sind. Was die Corona-Polizei da bislang schon alles sehen musste, das kann man sich nicht vorstellen. Drum der Mundschutz, der auch die Nase bedeckt. Bedecken muss. Seit der Laschet seinen Mund- und Nasenschutz falsch herum getragen hat, wissen wir, Politiker atmen mit dem Kinn. Oder Kiemen. So genau weiß man es beim Laschet nun auch wieder nicht. Das ist jetzt auch nicht so wichtig.

Man sollte aber sich schon mal damit vertraut machen, dass man sich den Schutz aus seinem letzten Hemd schnibbeln soll. Da lacht doch jeder 250 Nanometer große Virus drüber. So ein Hemd ist ein Sieb, der dicke Felsbrocken fernhält, den Felsstaub aber per Druckluft (HATSCHI ! ) durch die Siebmaschen drückt.

Gut, der Söder hat einen Mund- und Nasenschutz in bayrischen Landesfarben vorgestellt. Wahrscheinlich weil er meint, weiß-blaue Rauten filtern besser. Jetzt muss er es nur noch den Viren begreiflich machen. Er würde sicherlich mit den Viren ein ernstes Wörtchen reden, aber das geht nun ja auch nicht.

Forscher sollen ja bereits den Verdacht haben, dass der Virus bereits beim Sprechen übertragen werden kann. Beim Sprechen! Das wird dann bald wohl auf der Straße dann so ausgehen:

Polizist: “Sie wissen, warum ich Sie beim Gehen hier anhalte? Haben Sie einen triftigen Grund?” Passant ohne Maske: “Ja.” Und – zack – gibt es ne Anzeige wegen versuchter Körperverletzung gegen den Vollstreckungsbeamten. Bei einem “Nein” kämen noch 150 Euro als Jackpot hinzu. Da freut sich das Staatssäckel. Das Geld wird ja dringend benötigt.

Besonders hier in München gerät ja eine ganze Berufsgruppe in die Arbeitslosigkeit: die Staatsanwaltschaft. Hat es doch neulich in den Medien geheißen, die Kriminalität in München sei im letzten Monat brutal gesunken. Das heißt, die Grundkriminalität wie Bestechung, Betrug, Finanzabzocke und andere Weiße-Kragen-Delikte sind gleich geblieben, aber die zusätzliche, die jetzt fehlt, die gibt der Staatsanwaltschaft zu denken. Aber dafür gibt es ja die Corona-Polizei, die ja so 70 bis 150 Strafzettel täglich im Mindestwert von 150 Euro verteilt.

Und wenn jetzt das Ansprechen eines Polizisten ohne Mund- und Nasenschutz bei Einführung einer Maskenpflicht wieder zur Steigerung der Kriminalität in München führt, dann atmet auch die Staatsanwaltschaft durch, weil um Haaresbreite an der Kurzarbeit vorbei geschrammt.

Und die Polizei braucht sich dann auch nicht mehr um das letzte Urteil vom Bundesverfassungsgesetz scheren. Denn die Demos werden alle genehmigt und dann entweder wegen fehlenden Masken aufgelöst, oder, falls doch wer Masken nutzt, wegen Verstoß des Vermummungsverbots mit Einkesselungen und Verhaftungen beendet.

Tja, da wünscht man sich doch glatt, es wäre endlich wieder Karneval. Dann hätte man beim Masken-Tragen auch nicht so dumme Nebengedanken über diese Maskerade …