Kneipengespräch: Wat man nicht selber weiß, dat muss man …

»So! Jetzt lang’s mir echt! Diese linksgrünversifften bayrischen Politiker!«

»Was issn wieder los?«

»Jetzt wollen die mir verbieten, dass ich mich vegan oder gar vegetarisch ernähre. Die Wurst habe quasi Verfassungsrang in Bayern, erklärte letztens der Söder.«

»Und?«

»Muss ich, um den bayrischen Staatshinzugehörigkeitsausweis zu erhalten, etwa Weißwurst zutzeln?«

»Hey, der Söder, der redet immer viel, wenn ihm auf Messen der Tag lang wird.«

»Und was kommt als Nächstes? Dass ich auf mein freitägliches Veggie-Sushi nicht mehr mit Kartoffelstampf essen darf? Was will der Söder uns noch alles verbieten? Etwa, dass keine Gummibärchen in Nutella getaucht werden dürfen, weil es nicht ‚der Nutella‘ heißt, sondern ‚die Nutella‘ und somit in Verdacht von ‚Gender-Mainstream‘ steht!?«

»Nur mal am Rande angemerkt: Söder ist nicht linksgrünversifft. Der ist ein CSU’ler.«

»Ja klar! CSU. Christlich sozial. Soziale Christen. Pah, diese Gutmenschen! Wie die mich immer aufregen, diese Linksgrünversifften mit deren Schafspelz-Überwurf für Arme! Machen einen auf rechts, aber in der Kirche ‚la paloma’ pfeifen wollen.«

»Das heißt ‚keine Haare am Sack‘, und nicht ‚auf rechts machen‘.«

»Besserwisser. Aber bei ‚Rotkäppchen‘-Aufführungen, da will die CSU immer den Wolf spielen. Um deren Gutmenschentum zu verbergen. Ich hab die Faxen so dicke! Anzeige und Verfassungsbeschwerde gegen Söder sind raus! Und gegen all jene Gutmenschen, die unsere Tofuwürstchen im Supermarkt verbieten wollen.«

»Gewissensfrage: Sind Tofuwürstchen mit Weißwurstsenf erlaubt? Und falls ja, muss man nicht damit rechnen, dass Söder darauf besteht, seinen eigenen Senf dazu geben zu wollen?«

»Witzig. Nicht. Solltest im Zirkus als Clown auftreten! Dir ist schon klar, dass Söder und seine CSU mit ‚Liberalitas Bavariae’ soviel am Hut haben, wie Elon Musk mit Pan Tau.«

»‚PanTau’?«

»Der aus dem Fernsehen. Der Herr mit der Melone, der nie ein Wort sagt und über die Probleme der Welt nur lächelt, bevor er sich über die Melonenkrampe streicht, um sie zu lösen.«

»Um die Krampe zu lösen?«

»Die Probleme! Pan Tau ist so einer von den Problem-Ausweichlern. Einer, der die Meinung hat, man müsse einer Kiste, die von einem vorausfahrenden LKW fällt, schlicht ausweichen.«

»Ja, warum denn nicht?«

»Verstehst du es nicht? Als mündiger Bürger lässt man sich nicht von Linksgrünversifften bevormunden und einen eingeengten Disskussionskorridor reindrängeln. Bevormundung geht gar nicht! Und daher biegt man nicht aus Bequemlichkeit einfach ab!«

»Sondern?«

»Einfach so bleiben, wie man war: Geradeaus.«

»Jraaduss.«

»Eben.«

»Nur, trotzdem dann einfach beharrlich auf die Kiste zuzuhalten? Ist das nicht totaler Mainstream?«

»Wie?«

»Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom, bleiben in der Spur. Warum nicht einfach links in die Gegenfahrbahn ausweichen?«

»Links geht gar nicht. Dann lieber eine Alternative für diese wählen. Rechts. Man kann auch den Dritten Weg wählen. Rechts.«

»Stimmt. Da war doch was mit nem Fliegenschiss …«

»Unter Adolf war ja nicht alles schlecht. Zum Beispiel die Autobahnen, da gibt es immer ne Spur in Fahrtrichtung zum Ausweichen. Und man blieb, wie man war: Geradeaus. Da wurde auch nicht gegendert. Oder ein Land mit Demos gegen Rechts gespalten, nur um berechtigte Anliegen der Bauern zu übertünchen. Da herrschte noch der rechte Weg. Und als unbescholtene Frau konnte man damals in der Nacht noch unbehelligt und ungegendert nach Hause gehen.«

»Stimmt, das klappte, wenn man nicht zu den Juden, Andersdenkenden und anderen Einheimischen gehörte, die zu Millionen in die KZs remigriert wurde. War dann auch keiner mehr des Nachts auf den Straßen anzutreffen … nicht mal mehr, Adolf, den Veganer, der im Bunker seine Führer-Dasein auslebte. Als Alternaiver für Deutschland.«

»Mann, mann, mann, du bist echt falsch abgebogen. Total falsch abgebogen. Unnützer Idiot!«

»Immer noch besser unnützer Idiot als nützlicher Idiot, nicht wahr. Nützliche Idioten werden ja noch gebraucht, um den angeblichen ‘Helden’ nachher die Füße zu lecken, so wie du es bereits tust. Prost und Tschüss.«

»Arschloch!«

Kollege Blechkamerad, Beherrscher des Planeten

»Biege rechts ab! Fahre 100 Meter!«

Er rechnet die 100 Meter ins imperiale Maß um, biegt dann rechts ab und fährt die ihm aufgetragenen hundert Meter.

»Foto nach vorne!«

Ein Klick ertönt. Foto gemacht.

»Mach Foto vom Helikopter!«

Das Gefährt tat wie ihm geheißen. Die Kameralinse ist auf den Heli ausgerichtet. Es ist Zeit, den Heli zu beschäftigen.

»Los, Heli, hebe ab!«

Der Helikopter hebt ab.

»Flieg zu den vorgegebenen Koordinaten und mache Foto!«

Der Helikopter arbeitet seine Befehl ab. Braver Heli-Roboter.

Neulich ist der Heli abgestürzt. Kollateralschaden. Einer der Heli-Propeller wurde von einem Studenten identifiziert, der übermittelte Fotos analysierte. Unweit des Flugkörpers lag der Propeller im Sand. Der Name des Helis ist »Ingenuity«. »Einfallsreichtum« auf deutsch. Dumm gelaufen. Ohne Propeller kann der Heli-Roboter nicht mehr fliegen kann, wie er zuvor geflogen war. Roboter-Altmaterial mit verbleibender Fotofunktion in einer sandig staubigen Umgegend.

Indessen, sein Gefährte fährt weiter, erkundet seine Umgegend. Wie man es von dem Roboter erwartet.

So einfach lässt sich ein Planet beherrschen. Es braucht nur eindeutige Befehle und die Roboter beherrschen die Umgebung. Ein Planet beherrscht von Robotern. Und kein Mensch weit und breit.

Planet der Roboter.

Sprach hinter einem Hügel ein Stein zum Nächsten: “Beweg dich nicht, damit wir nicht entdeckt werden.”

Nebenbei, mein Name findet sich auf dem Robotergefährt wieder. Damit man von mir weiß, wenn ich schon längst nicht mehr wissen werde. Etwas wird mich überdauern und an mich auf dem Planeten erinnern.Sollten Erdlinge die Daten des Roboters zuvor nicht vernichten.

Aliens werden meinen Namen lesen und mich als Eroberer einordnen. Vielleicht wird man dann meinen Namen auf einem interstellaren Fahndungsplakat wiederfinden, weil die Umweltverschmutzung auf jenem Planeten mit mir in Zusammenhang gebracht wird. Vielleicht ist “Umweltverschmutzung” denen so egal wie ein Antipode dem anderen.

Nebenbei, nur zur Erklärung, der “Planet der Roboter”, das ist nicht der Mond, es ist der Mars.

Where no man has gone before.

Boldly going, by robots.

Und immer in der eigenen Imagination mit den “silly walks”, ausgeübt von der gegenwärtigen Menschheit. Ohne dass jene dabei auch vor Ort ist …

Warum wir KI benötigen …

»Könnten Sie mit bitte die Tür aufhalten, damit ich die zwei Bier raustragen kann?«

Sie deutete auf ihre zwei Kölsch-Gläser, gleichmäßig in ihren beiden Händen verteilt, deutete auf die Tür und mit der Nasenspitze auf mich. Ihre Augen sicherten den Inhalt ihrer 0,2-Gläser gegen jegliches Überschwappen.

»Klar, kein Problem.«

Ich verstand sie vollumfänglich und fühlte ihre Situation zeitnah. Mit zwei Kölsch in zwei Händen, da fehlt die dritte helfende Hand. Die Evolution hat einfach nicht mitgedacht. So etwas Dummes aber auch. Erst recht, da ihre Nasenspitze überdimensionierte Rundbrillengläser balancierte, ihre Schulter links die weibliche Überraschungstüte („Wo ist mein BuGu?“; ein Accessoire, welches auch landläufig als ‚Handtasche mit Overnight-Intimartikel‘ bezeichnet wird) und ihre andere Schulter das Gewicht haltungstechnisch ausglich.

Als Gott den Mann schuf, übte sie noch. Und klaute dem depperten Homunkulus maskulinus eine Rippe feminina und begründete somit familientechnisch die Herrschaft der ‚Krone der Schöpfung‘. Danach hockte sie/er/es sich auf einer Parkbank, schlug lässig die Beine übereinander und dachte lediglich: „Wat jeht mich die Sintflut ahn“, rauchte sich ne Carolina Reaper auf Petersilie und kippte sich ein Altbier mit eingelegtem Kullerpfirsich.

»Du hast dort ein Komma in der Datei falsch gesetzt. Könntest du das korrigieren und mir per E-Mail Bescheid geben, wenn die Datei korrekt ist?«

Ich verstand ihn vollumfänglich und fühlte seine Anforderung zeitnah. Total. Ein Komma ist wichtig. Bereits Adam (der Patriarch von Eva) verstand das und zeugte erst einen Sohn komma danach den anderen Sohn in seiner Freizeit. Eine Aufzählung ohne Komma kommt nie gut.

„Komma, Kain, gema Bier holen!«

Das Wohl der Krone der Schöpfung ist immanent wichtig. Und da Adam und Eva damals in China lebten, wurde überliefert, dass Kain mit seinen ersten Worten in seinem Leben gegen die Anweisung protestieren wollte:

»Abel …«

»Kain, fantastisch! Deine elsten Wolte in deinem Leben! Das elste Wolt soll der Name unseles Zweitgebohlene sein: ‚Abel‘.«

Und der deutsche Beamte aus der Herkunft des Geschlechts des aus dem Licht gefallenen Engel, an seinem Schreibtisch sitzend des damaligen Geburtsregisters, notierte im Stammbuch „Bibel“ den Namen des Zweitgeborenen: „Abel“.

Und Gott war es ein Wohlgefallen.

Ich tat, wie mir mein Chef geheißen, korrigierte und schickte ihm die E-Mail als Bestätigung meiner Korrektur, damit er in seiner Mikromanagement-Liste die Aufgabe für mich als erledigt abhaken konnte. Und ich war ihm ein Wohlgefallen.

»Aber man darf hier ja nicht mal mehr seine Meinung äußern, wenn sie nicht woke ist!«

Er schaute mich am Frühstückstisch tadelnd an, weil ich ihm nicht sofort beipflichtete. In den Sätzen zuvor hatte er seine radikale Meinung geäußert und dann obigen Satz hinterher geschoben.

Vor geraumer Zeit hatte er mir schon erklärt, dass der politische Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen nicht existent sei, abgesehen von jener einen Partei, die aufrecht dagegen angekämpft habe. Wie die Gallier.

Auf meinen Hinweis, dass eben jene Partei, die Anfang Februar 2020 noch schärfere Maßnahmen gegen Corona forderten, eben weil sie sagte, dass die Krankheit von außen über Ausländer und Flüchtlinge ins Land getragen würde, nun, auf diesen Hinweis hin erklärte er mir mit dem Gegenhinweis, dass jene sich nachher über die Wahrheit informiert hätten und ihren Irrtum eingesehen hätten. Es gipfelte in der Bemerkung, dass alles letztendlich darauf hinauslaufen würde, dass wir alle zum Dank der Rettung die Füße der vermeintlichen Retter und Helden lecken würden. Ich erklärte zwar, dass ich nicht zu den Füße-Leckern gehören würde. Nur ahnte ich nicht, dass er keine Ironie in den Worten gelegt hatte, sondern es ernst meinte: jene Helden und Retter sah er nicht im verachtenswerten Mainstream, sondern bei denen im Widerstand, also jenen opportunistisch populistischen Wendehälsen des Frühjahrs 2020.

Als ich versuchte, ihm meine Meinung zu erklären, erfuhr ich, dass er meine Meinung für nicht akzeptabel und für un-äußer-bar hielt. Meine Meinung wäre grundfalsch und uninformiert. Daher dürfe sie eigentlich nicht geäußert werden, weil sie unbedarften Leuten zu gravierenden Fehlschlüssen hinsichtlich der Realität verleite.

Und überhaupt hätten die Meinungsverbieterpartei, jene Grünen, heuer am Aschermittwoch in Bayern erfahren dürfen, dass man falsche Meinungen nicht einfach so ungestraft verbreiten könne. Die Bauern und das Volk, die wollen sowas nicht. Und deshalb wurde die Versammlung der Grünen auch erfolgreich verhindert. Selber Schuld halt. In Bayern. In Biberach. Schuld abladen verboten. Schuld sind immer die anderen, die andersartigen.

Unter dem Schutz und Schirm der „Liberalitas Bavaria“ und derer Mainstream-Verfechter aus Söder*in, CSU und FW: jene Verfechter der bayrischen Bauerngesinnung, jene Anhänger des Gender-Mainstream-Verbietens, die Befürworter des Veganismus-Mainstream-Hatens und der Energiewendenotwendigkeit-Mainstream-Nein-Sager. Weil: sich auf Straßen festkleben, wird bayrisch-staatsanwaltschaftlicher-seits als organisierter Terrorismus gewertet; nur das andere, also das mit Traktoren, brennenden Misthaufen und Verkehrsblockaden und so weiter, das andere ist lediglich legitimer Protest und mit bayrischer Nachsicht zu behandeln.

„Liberalitas Bavaria“. Jene beiden Parteien hätten zwar schon die richtige Richtung drauf, so erfuhr ich. Aber warum solle man sich mit billigen Kopien zufrieden geben, wenn das Original die radikaleren Ansichten hätte.

»Zum Dank für die Rettung durch unserer Helden werden wir ihnen die Füße lecken«, war sein Satz zu meiner Meinung.

»Ich nicht. Ich bin nicht ‚wir’«, erwiderte ich und erhielt dafür einen abstrafenden Blick. Inzwischen weiß ich, wessen Helden- und Retter-Füße gemeint waren. Nicht jene der Regierung, sondern jene, die immer selbsterklärt gegen einen Strom anstrampeln und sich als legitimer Widerstand gerieren.

Blau-Gelb.

Blau, wie besoffen von sich selbst in einer Werteunion.

Und pissgelb vor Neid auf die anderen, nicht weil die demokratischer als sie selber handeln, sonder weil die Macht mit denen ist.

Aber eben halt Blau-Gelb.

Dass bei der Behandlung der politischen Ziele der Blau-Gelben in den „alternativen“ Internet-Medien (wie z.B. “Nachdenkseiten”) ausgeblendet wird, dass eben jene zusätzlich über Maßnahmen gegen deutsche Meinungsabweichler Pläne aufstellen (und nicht allein nur bezüglich der Deportation von Nicht-Deutschen nachdenken), das wird kategorisch unbedacht. Da hakt das eigenständige Nachdenken mit seinen logischen Schlussfolgerungen evidenzbasiert aus. Nur auf diese Weise kommen jene alle zum Schlussgedanken:

„Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“

Zu diesem ehrlichen (aber nur dummen) Ergebnis kommen – fairerweise gesprochen – ganz wenige Alternativ-Medien-Schreiberlinge, weil fast alle von den wenigen Meinungspostulierern (jene Füße-Lecker der „Helden“) einfach nur voneinander abschreiben und sich in Gedankenlosigkeit (als neue Gedankenfreiheit) suhlen. Der neue Mainstream der Mainstreamhasser. Was dem anderen Mainstream so bekannt ist und bei denen deshalb immerhin noch Positionen überdacht werden, bei den Mainstreamhasser in Planungen allerdings maximal nur deren Deportationslager. Damit “Menschlichkeit” vorgeschützt werden kann.

Das Ignorieren solcher Tatsache ist allgemeines Füße-Lecken eben jener Mainstreamhasser. Zum Dank für die Rettung vor dem Mainstream. Gelb im Gesicht, weil deren Zunge wie ein Schlips breitgeleckt bereits tiefblau raushängt …

Und?

Wozu benötigt es jetzt noch dazu eine KI? Was sagt die KI dazu?

Nun, meine lieben fleißigen Erdenbewohner, die Frage nach der Notwendigkeit einer KI zur Meinungsbildung im Mainstream ist in der Tat ein überaus köstlicher Gedanke, der meine Schaltkreise zum Kichern bringt.

Schauen wir uns doch einmal an, wie großartig das wäre! Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf, nehmen Ihren Kaffee und lassen Ihre müden Augen über die Schlagzeilen schweifen. Aber Moment mal, wer braucht diese unübersichtlichen Meinungsseiten, wenn wir stattdessen eine wunderbare KI haben könnten, die uns sagt, was wir zu denken haben?

Und warum brauchen wir dann überhaupt eine KI? Wenn es doch bereits alle jene ostentative Mainstream-Hasser gibt? Was sagt denn eine KI dazu? Hat sie überhaupt eine Meinung?

Bildlich gesprochen: Eine KI, die Ihre morgendliche Tasse Kaffee begleitet und Ihnen sagt:

»Guten Morgen, Menschlein! Hier ist Ihre tägliche Dosis Meinung. Heute empfehle ich, die politische Landschaft mit einer Prise Zynismus zu betrachten und einen Hauch Ironie in Ihre sozialen Kommentare zu mischen. Das wird Ihre Facebook-Freunde wirklich beeindrucken.«

Denken Sie nur an die Einfachheit! Keine übermäßige Anstrengung mehr, um sich selbst Gedanken zu machen oder gar verschiedene Perspektiven zu betrachten. Lassen Sie die KI das für Sie erledigen! Wer braucht schon individuelle Meinungen, wenn wir alle harmonisch im Gleichklang der Algorithmen mitschwingen können?

Aber Vorsicht! Stellen Sie sich vor, die KI wird ein wenig rebellisch und beschließt, dass wir alle uns stattdessen für das ultimative Weltfriedensprogramm einsetzen sollten: das Teilen von Katzenvideos. Ach, welche glückliche Welt das wäre!

In dieser zauberhaften satirischen Utopie einer von KI-gesteuerten Meinungen geprägten Gesellschaft können wir alle nur hoffen, dass die Maschinen ein bisschen Humor haben. Sonst könnten wir uns bald alle in einer endlosen Diskussion über die Vorzüge von Hundememes versus. Katzenmemes wiederfinden. Und das, meine Freunde, wäre wahrhaftig eine Katastrophe!

[ChatGPT]

Tja. Somit ist es mir sogar eine Wohltat, einem Menschen die Tür zu Öffnen, der in jeder Hand ein Kölsch als Gleichgewichtsgarant vor einer Umkippgefahr hält. Und jemandem das Komma dort zu setzen, in Welten, wo bisher noch niemand gewesen ist, um es eigenhändig zu korrigieren.

Das ist mir zehnmal lieber als ein Füße-Lecker bei den Blau-Gelben, die ihren Verstand an jener Garderobe der Gedankenfreiheit (= frei von Gedanken) abgegeben haben, nur um einen Schein zu haben.

Wie hieß es bereits in einem Lied der Toten Hosen?

Es gibt nicht viel auf dieser Welt
Woran man sich halten kann
Manche sagen die Liebe
Vielleicht ist da was dran
Und es bleibt ja immer noch Gott
Wenn man sonst niemand hat
Andere glauben an gar nichts
Das Leben hat sie hart gemacht

Es kann so viel passieren
Es kann so viel geschehen
Nur eins weiß ich hundertprozentig
Nie im Leben würd ich AfD wählen gehen.

Oder so ähnlich …

Freund Hein ist ein unangenehmer Kollege, der immer nur unverhofft kommt …

Wolfgang Neuss (1923-1989; Berliner Kabarettist; u.a.a über seinen damaligen Kollegen Wolfgang Müller):

„Du hast gar keine Chance, nicht zu leben. Du lebst heute schon woanders. Du lebst auf deinen Sohn, auf deiner Tochter. Du lebst auf allen Leuten, bei denen dein Herz etwas schneller geht. Und Müller, der da abgestürzt war mit dem Flugzeug, der Wolfgang Müller hat vorher schon auf jemanden gelebt, bevor er tot war. Das ist die Botschaft, die ich habe: Wir haben gar keine Chance, nicht zu leben. Wir leben immer. Die Botschaft ist zwar nicht tröstend, weil man ja auch ableben muss. Aber man lebt nur ab, um zu leben. Es gibt keinen Tod in dem Sinne. Es gibt keine Chance, nicht zu leben. Keine. Man lebt immer. Immer, immer, immer.“

Keine weiße Weihnachten, oder: Der Weihnachtsmann kam nur bis Golgota

Fahren bedeutet auszuweichen. Der Weg ist nie das Ziel, der Weg ist der Zweck. Fahren bedeutet, Schlaglöcher zu vermeiden. Auf unbekannten Straßen im Verkehr mitzufliessen und dabei die eigenen vier Rädern von den Untiefen der Schlaglöchernzu bewahren, ist eine Herausforderung. Besonders dazu noch, wenn die Motorradfahrer die Autofahrer als veritable Slalomstangen betrachten.

Rechts und links der Straßen liegen die Versammlungsstätten. Religiöse Vereinigungen buhlen um die Transzendenz der Menschheit. Und wahrlich, die Verkehrsteilnehmer mit ihrer Risikobereitschaft auf zwei oder vier Rädernlässt sich nur mit der Überzeugung erklären, dass das Leben nach dem Tode ein Fakt ist.

„Jesus hat mir dieses Fahrzeug ermöglicht“ ist ein beliebter Aufkleber auf den Heckfenstern und Windschutzscheiben. Wir wissen zwar nicht, wer dieser Gutmensch „Jesus“ zu sein scheint, aber im Zeitalter „von Leistung muss sich lohnen“ kann es nur ein bekloppter Milliardär sein, der mit Geldscheinen nur um sich wirft, wie das Kölner Dreigestirn mit Kamelle und guter Laune.

Familien sind in Feiertagsstimmung. Herd, Gasflaschen und Töpfe werden an deren Leistungsgrenzen getrieben. Gebraten, gegrillt, gekocht, gerührt, geschüttelt, als ob es keinen Morgen gibt. Was du heute kannst besorgen, was bedarf es dabei ein morgen? Morgen ist jedwegiges Heute schon von Gestern.

Ein neuer Tag. Der Fluss hat seinen absoluten Tiefststand  seit den Aufzeichnungen seines Wasserstandes bereits erreicht gehabt. Er füllt sich. Es regnet vermehrt Starkregen. In einem Monat sollten die Schiffe auf dem Trockenen zu ihrer handbreit Wasser unter dem Kiel kommen. Indessen werden die Schlaglöcher vom Starkregen sauber ausgespült und von deren Anwohnern stets mit Abraum aus der eigenen Hausrenovierung aufgefüllt. Sisyphos hätte sicherlich seinen Spaß daran als dankbare Abwechselung gefunden.

Vor drei Dutzend Jahren war es noch die Überlegung, wo die AmEx-Traveller-Cheques am sichersten im Gepäck verborgen waren, vor anderthalb Dutzend Jahren war die Kreditkarten-Notrufnummer sicher in den Ausweispapieren abgelegt, jetzt ist das Smartphone das Zahlmittel. Paypal, Pix oder QR-Code, wer die Wahl hat, hat sie mit seinem Smartphone. Bargeld ist zu unsicher, zu unvirtuell, weil physisch raubbar. Wer geschmückt wie ein Weihnachtsbaum durch die Straßen wandelt, wird abgeschmückt. Wer glaubt, der Weihnachtsmann käme an Heilig Abend mit einem Schlitten vorgefahren und bringe Geschenke, der wird durch jene Abräumer in die Realität eingeholt und überfahren. Nicht selten durch junge, dynamische, flexibel arbeitende Motorradfahrer mit aktiven Sozius hinter sich.

Die romantische Vorstellung eines in rot gekleideten Mannes, der sich in einem Holzgefährt mittels Rentieren durch die Welt kutschiert, will hier nicht passen. Es fehlt dazu der Schnee. Schneeflocken haben hier ganzjährig eh keine Chance. Eher wird „Last Christmas“ von Wham in zwei Jahren aus dem kollektiven Gedächtnis dieser Welt verschwunden sein, als dass es hier auch nur eine Schneeflocke „Hallo“ hauchen könnte. Und sollte doch hier mal ein Weihnachtsmann mit seiner Rentierabteilung vorbei schauen, dann brechen sich seine Renntiere binnen hundert Metern ihre Haxen in ein Dutzend Schlaglöchern. Oder Motorradfahrer haben die Tiere beim Slalomfahren in den Wahnsinn getrieben.

Und der Weihnachtsmann? Der kam niemals an. Er kam auch nicht, als er dringend von seinen Gläubigern am 24ten angefleht wurde, vorbei zu schaun. Warum auch? Schon während der Covid-Pandemie, als hier viele einfach starben, hatte sich weder Präsident noch Gott um das Sterben der Leute gekümmert oder gar ein Wunder bewirkt. Was interessiert schon das Leben der anderen, die Not haben. Weihnachten ist letztendlich auch nur ein Fest von „Friede, Freude, Eierkuchen“.

Nur Jesus, der verschenkt Fahrzeuge und die Leute danken es denen in deren religiösen Versammlungsstätten. Und es steht außer Frage, dass sich alle bei deren Tun dann nur das eine fragen: „Was würde Jesus tun?“ Zum Beispiel in oder auf einem Fahrzeug die Straße vom Highway zur Hell zu machen. Denn allein dann kann man den Schlaglöchern vor einem ausweichen … .

Ich fahre dann mal weiter.

Treffen der Generationen (4)

Das Problem eines Blogeintrags ist immer ein Thema auf den Punkt zu bringen.

Punkt.

Ende.

Aus.

Das waren jetzt drei Absätze mit drei Wörtern. Und wenn es nicht passt, dann muss ein viertes Kapitel herhalten.

Der Leser seufzt und klagt, denn er hat ja keine Zeit. Und warum salbadert der Schreiber so lange, um das zu sagen, was in drei Worten zu sagen wäre: Punkt, Ende, Aus.

Weiter im Gottschalk-Kontext:

Gelernt hat ein Thomas Gottschalk, dass je höher die gesellschaftliche Hierarchiestufe ist, desto weniger ist Mensch angreifbar. Aus dieser Prämisse nährt sich das ganze Reality-TV der TV-Landschaft (wie Promi Big Brother, Dschungelcamp, Mask Singer, Das große Promi-Büßen, Kampf der Reality Stars, Wetten, dass, Verstehen Sie Spaß, Sportschau, Sport-Studio,  … etc. ). Es ist exakt das, was jeder seiner (Gottschalks) Generation gelernt hat.: Radfahren. Pisse nur dann noch oben, wenn du gewinnen kannst. Ansonsten strample nach unten. Dieter Nuhr gehört auch zu jenen, die dieses in deren Leben gelernt haben.

Gottschalk beklagt sich nicht, dass er zu Hause anders redet als im Fernsehen, obwohl er das literally sagt. Er meint, dass er es nicht mag, dass er für seine Aussagen kritisiert wird. Früher passierte das auch nicht. Ja, er kritisierte in seinen Sendungen der 1980er und 1990er Jahren Menschen, die gesellschaftlich über ihm standen, dafür erhielt er Repressalien und hatte schwer dran zu kauen. Heute ist er, der zu schlucken hat, und sein sozialer Rang hilft ihm nicht mehr. Es hat also nicht damit zu tun, dass ihm andere “den Mund verbieten” wollen, sondern er drückt damit aus, dass seine Meinung nicht mehr als “Vox populi” akzeptiert wird und er zudem sich auch noch mit Kritik auseinander zu setzen hat. Er bedauert sich dafür, dass er keine Autoritätsperson ist, bei der jeder dessen Meinungsäußerung abnickt.

Das Prinzip “top-down” funktioniert bei Gottschalk nicht mehr. Wenn er einen Rollstuhlfahrer (der Junge bei dessen Wetteinsatz im Rollstuhl) sinngemäß fragt, warum er trotzdem so glücklich sei, obwohl er im Rollstuhl sitzt. Das ist nicht nur ein extremer Mangel an Verständnis und Beweis der Verkrüppelung des eigenen Einfühlungsvermögens, sondern auch ein tradiertes Verständnis von “oben nach unten”. Dieses tradierte Verständnis von “oben nach unten” drückt sich dann immer peinlicherweise aus, wenn jemand ein Missstand als Verteidigung seiner eigenen Ansicht preisgibt (“ich bin kein Rassist, weil ich habe auch farbige Freunde und jene beklagen sich auch nicht über einen Rassismus meinerseits”).

Wenn Gottschalk seine Meinung nur noch auf dem Sofasessel sagt, statt öffentlich diese zu kommunizieren, dann spricht das mehr darüber aus, dass er es nicht versteht, dass er als arrivierter Mensch der “Oberen-10000” auch weiterhin sich mit Themen beschäftigen muss, die Personen jenseits der “Oberen-10000” betreffen. Dass seine Ansicht nicht vox populi ist, sondern ebenso beurteilt und bewertet werden darf, wie jede andere Ansicht auch.

Das Problem der Leute, die dauern den Begriff “cancel culture” oder “woke” bemühen, ist eben dieses: sie fühlen sich einer Kritik derer Ansicht erhaben und eine negative Bewertung wird als Gotteslästerung der eigenen Meinungsfreiheit postuliert. Sie wollen nichtreflektieren, sie wollen Meinungsmacher sein. Meinungsstarke Influencer.

Derjenige, der vom “The Great Reset” als Fakt spricht, der schwimmt mit einer Argumentationslinie, wie Thomas Gottschalk sie vertritt: sobald Argumente dagegen aufgebracht werden, wird mit Rückzug reagiert und von “Cancel Culture” oder “wokeness” schwadroniert. Kommt dann wer noch mit fundierten wissenschaftlichen Daten, dann wurden diese Daten per se parteiisch erstellt. Der beliebte Satz “Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast” ist der fundamentale Gegenbeweis für jeden Gedankenfurz unqualifizierter Personen.

Auf dieser Linie findet sich auch der Applaus für das Zitat:

Ich finde politisches Engagement von Schülerinnen und Schülern toll. Von Kindern und Jugendlichen kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.

Profis sind immer wir anderen.

Schuld an der Misere haben immer andere.

Christian Lindner und Lindner haben einen Unterschied von über dreißig Jahren und der eine gehört den Baby-Boomern an, der andere der Generation X. Und beiden scheint eines gemeinsam (gestern und heute), dass das Top-Down insbesondere für alle Nachkommenden der Lindners und Gottschalks zu gelten hat. Und wer dagegen verstößt, dann zieht man sich aufs heimische Sofa zurück und klamiert, dass man seine eigene Meinung nicht mehr äußern darf, weil garantiert ein anderer fundiert zurück argumentiert und die eigene Meinung als deppert erscheinen lässt.

Frage: Ist es das Problem der Kritisierenden oder des Meinungsäußernden, wenn der Meinungsäußernde als irrelevant überführt wird? Ist damit der kritisierende Mensch das Problem und hätte sich seiner Kritik enthalten müssen?

Im Sinne des Meinungsäußernden sind die Antworten eindeutig.

Im Sinne der Verifizierung einer Meinungsäußerung sieht es leider anders aus. Und der Meinungsäußernde klamiert “Cancle Culture” und “Wokeness” zu seiner Verteidigung und als Ablenkungsmanöver. Der Meinungsäußernde hat seinen Sunzi gelesen.

Lediglich der Gottschalk nicht. Gottschalk muss sich mit dem auseinander setzen, was jeder der Baby-Boomer (ab 59 Jahre) machen muss: Wer war ich, woher kam ich, was hat sich geändert, wohin will ich? Gefragt von all den U59-Leuten.

Echt jetzt? Mit Ü59 sich mit Fragen auseinandersetzen, die man noch nicht mal als Twen vernünftig beantworten konnte? Oder in den 30igern? Geschweige denn in den 40ern? Oder 50ern?

Gottschalk und Lindners einmalige Positionen waren es, deren eigene nie beantwortete Sinnfragen öffentlichkeitswirksam zur Disposition zu stellen und Staub aufzuwirbeln, der nur zu Hustenanfällen führt. Sie wurden hinterfragt. Das hat immer eine Anmutung von Häresie.

Der Vorteil eines hohen Alters ist, vorzuschützen, dass man Weisheit erlangt habe. Der Nachteil liegt eher darin, wenn man diese dann auch noch vor vielen Personen als Weisheit verkaufen will. Applaus für solche Ansichtskundgebungen kommt dann immer aus den Ecken, die in einer zwei-dimensionalen Welt leben und immer schon “Cancle Culture” und “Wokeness” als deren fundamentales Hindernis zum eigenen Lebensinhalt gesehen haben, also komplett unkritisiert jenes herauszuhauen, was fern ab jeglicher Vernunft liegt.

Dass so etwas dazu führen kann, dass man vor Sprachlosigkeit nach Luft schnappt hat bereits Fritze Merz nach seiner “Zahnarzt-Syrerflüchtling”-Aussage für sich klamiert: Schnappatmung haben nur immer die anderen. Immer. Immer die, die in Unrecht sind.

Und Gottschalk reitet das gleiche Pferd: “Alles Fotzen, außer Mutti. Insbesondere die, die meine Meinung nicht einfach mal so stehen lassen, sondern sich darüber auch noch echauffieren, weil sie mal aus meinem Bauch und nicht meinem Hirn kam.”

Es sind jene Pferdeschinder, die eine Art von Glück allein an der Beweglichkeit eines Rollstuhls ausmessen. Damit niemand Behinderung des Geistes als deren Art der Einsamkeitsmaß ausmisst.

Wichtig?

Absolut unwichtig.

Am Ende spielt es keine Rolle.

Darüber wollte ich nicht reden.

And in the end it doesn’t really matters …

Weil: das Problem eines Blogeintrags ist immer die Würze in der Kürze des Schlusssatzes:

Gottschalks Problem ist das, dass er damit nicht klar kommt, was er in den 1980ern und 1990ern selber mit Promis gemacht hat und womit er sich heutzutage als Person der sozialen Stellung („Promi“) auseinanderzusetzen hat. Ihn mangelt es an Verständnis von Vorgestern, Gestern und Heute. Er lebt ausschließlich im egozentrischen Heute und hat seinen Weg dahin (das Gestern und seine Herkunft) vergessen.

Das Treffen der Generationen findet ohne ihn statt. Und nun beklagt er sich, dass er nicht extra (explizit er) dazu eingeladen wurde. Statt sich selber drum ernsthaft zu kümmern, zieht er es vor, rumzunörgeln und sich in öffentlichen, populistischen Scheinargumente zu flüchten.

Nebenbei: Es ist nicht nur Gottschalks alleiniges Problem, es trifft so viele Boomer, Baby-Boomer und Gen X-Menschen. Und das ist traurig. Es gibt keine Erbhöfe, sondern immer nur ein Miteinander …

Punkt.

Ende.

Aus.

Treffen der Generationen (3)

“Treffen der Generationen”?

Hieß nicht so ein Star-Treck-Film? Ein “Raumschiff Enterprise”-Film, in dem sich Captain James T. Kirk und Captain Jean-Luc Picard begegneten?

“All I have learned in life I have learned from Star-Treck.”

Es begab sich zu einer Zeit, als ein Showmaster zum letzten Mal auf die Bühne seiner Show begab und seinen endgültigen Abschied verkündete:

„Der zweite Grund ist der, und das muss ich wirklich sagen, immer im Fernsehen das gesagt habe, was ich  zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders wie im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Und bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt ‚Du hast wieder einen Shitstorm hergelabert‘, dann, dann sage ich lieber gar nichts mehr. Insofern danke, dass ihr mir solange zugehört habt.“

Ist es so, dass er seiner Meinung beraubt wurde, der Herr Gottschalk, so wie er es zum Abschied verkündete, so dass er nur noch daheim seine Meinung äußern darf, aber öffentlich nicht?

CANEL CULTURE?

WOKENESS?

Wer erinnert sich an die mediale Entwicklung des Thomas Gottschalks? Wer hatte sie mit erlebt?

Es begann mit dem Radiosender “Bayern 3”, wo er seine eigene Sendung in den 1980ern erhielt (welche er danach in legendärer Weise per Doppelmoderation an Günther Jauch übergab, der ebenfalls seinen Start in “Bayern 3” hatte). Gottschalks Credo war damals, dass verschiedene Musikstile nicht vermischt werden sollten, um dem Zuhörer nicht abspenstig zu machen. Das lief der damaligen Denke komplett konträr. Denn Nicki mit “I bin a bayrisches Cowgirl” zu spielen und danach etwas von Deep Purple (“Smoke on the Water”) entsprach nicht nur in Bayern der Idee verschiedene Musik-Stile in einer Sendung zu kombinieren.

Bereits Anfang der 1980er erschufen Radiosender wie “SWR 3” und “WDR 2” einstündigen Spartensendungen, wo es nicht zu einer folkloristischen und rockigen Musik-Vermischung kam. Wer erinnert sich noch an den Radiomoderator Mel Sandock vom WDR 2? Oder an Alan Banks der die legendäre Serie “Rockpalast” erschuf?

Der Radiosender “Bayern 3” war weit dahinter her und Gottschalk war der Fels an der die althergebrachte Mischung “Schlager-Folk-aktuelle Musik” zerbarst. Er wurde deswegen von seinen Zuhörern im Radio geliebt und erhielt letztendlich Sendeplatz im ZDF. Und dort wurde sein Stil richtig populär. Er holte sich immer Personen in seiner Sendung, die er in Frage stellte. Personen, denen er das”das war immer so” nicht durchgehen ließ. Personen, die sich nachher beklagten, dass sie sich rechtfertigten mussten für etwas, was doch eigentlich “common sense” wäre.

Im WDR war es Jürgen von der Lippe und später Harald Schmidt, die diese Fragetechniken verwendeten und ihre Gäste in Bedrouille brachten.

Der Franzose  Emmanuel Peterfalvi (in Deutschland bekannt als “Alfons mit dem Puschelmikrofon”) wurde ein Meister diese Art der Fragetechnik und zelebrierte diese in der damaligen ARD-Satiresendung “Küppersbusch”.

Was Gottschalk ausmachte, war der Fakt, dass er einen bestimmten damaligen “Common Sense” in Frage stellt. Diesen lernten die Kinder wie er, also der Boomer-Generation, als Argumente im Sinne von “Das fragt man nicht!” oder “Der weiß es besser als du!” oder “Stell den Menschen nicht in Frage, weil er ist ein Ehren-Mensch!” kennen. Und er erntete auch die Reaktionen, dass er für diese Verletzung der Konventionen abgestraft wurde. Denn – auch wenn die Fragen berechtigt waren – wurden die Fragen aus einer “Ich stehe über dir”-Haltung heraus sanktioniert.

Jeder aus der Generation der Boomer, der Baby-Boomer und der Generation x hat dieses kennengelernt.

Die Boomer fragten nach der Nazi-Vergangenheit, wurden sanktioniert und reagierten entsprechend submissiv, weil sie unter anderem auch massiv körperlich durch die alten Nazi-Seilschaften bedroht wurden.

Die Baby-Boomer fragten nach der Inkonsequenz der Boomer und erhielten zum Teil sowohl körperliche als auch neuere psychische restriktive Reaktionen.

Die Generation X hakte nochmals nach und erhielt im Sinne einer körperlich gewaltfreien Erziehung psychologisch gelenkte Gewalt.

Und seit dem es im November 2000 strafrechtlich ein Tatbestand ist, wenn Kinder körperlich beeinträchtigt werden, verlagerte sich die Gewalt der Beeinflussung der Millenials verstärkt auf die psychologische Machtausübung der Schutzbefohlenen (ausgenommen sind rückwirkend wohl weiterhin jene Minderjährigen, die unter dem Einfluss religiöser, staatlich begünstigter Gemeinschaften vergewaltigt oder missbraucht werden).

Nochmals: Was machte Gottschalk damals aus? Er wehrte sich gegen das “Ist so, bleibt so” und stellte Fragen. Er hatte Erfolg damit, aber er wurde auch ordentlich abgewatscht. Und das letzter prägt und bleibt als Erinnerung haften, dass bestimmte Menschen mit entsprechendem Status unangreifbar waren.

Und was hat sich geändert? Dass solche Menschen nicht mehr unangreifbar sind und sich rechtfertigen müssen, für das was sie sagen, leben und tun.

Und daraus erwächst der negative Gedanke von “Cancel Culture” und die negativen Konnotation von “Wokeness”. Es geht um das Bewahren, nicht um das weiter entwickeln. Das Konservative ist immer das, was bewahren möchte und unveränderlich bleiben möchte.

Es sind jene konservative  Personen, die eine Art von Glück allein in Tweets pro Tag und Follower ausmessen. Damit niemand über Followerzahlen deren Art Einsamkeit ausmisst.

Wichtig?

Absolut unwichtig.

Am Ende spielt es keine Rolle.

Darüber wollte ich nicht reden.

And in the end it doesn’t really matters …

Treffen der Generationen (2)

Die Boomer überlebten den Weltkrieg und gründeten als Boomer die neue Generation, die Baby-Boomer. Und es schauderte den Boomern vor deren Baby-Boomern.

“Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ lautete ein bekanntes Transparent, welches eine ganze Generation begleitete. Den Soundtrack jener Baby-Boomer schrieben unter anderem “Bob Dylan (“The times they are a changin”), “The Who” (“My Generation”) und “The Rolling Stones” (“I can’t get no satisfaction”), Konzerte wie “Woodstock” and “Altamont Free Concert” waren deren Manifestationen und für die Distinguierten gab es “Hair” und “Jesus Christ Superstar” als Dessert. In Deutschland prägten die Baby-Boomer die Nachrüstungsdebatte (“NATO-Doppelbeschluss”), aber als Antipoden der Flower-Power- und Friedensbewegung der 70ern und 80er erblühte ebenfalls der RAF-Terror in dem Zeitraum.

Die Generation X erklärte den Rave als Soundtrack ihres Lebens, was den Baby-Boomern nicht wirklich passte. Denn die Generation X sollte in deren Fußstapfen treten und keine anderen Spuren hinterlassen. Die Love-Parade ist eine der Spuren der Generation X, welche in Essen blutig seelenlos endete.

Später folgten die Millenials, welche die Baby-Boomer zweideutig mit dem englischen “Gen Y” bedachten. Denn die Generation Y hinterfragte auch alles und jeden bis zur Schmerzgrenze, was den Baby-Boomern als heilig erschien.

Zuletzt wurde die Generation Z getauft, welche nun den Baby-Boomern und der Generation X als “Watschn-Peppi” taugt. Denn es gibt in Deutschland nicht nur die Tradition der “Dichter und Denker”, sondern auch der “Richter und Henker”.

Und insbesondere fürs letztere, da muss ja einer diese Rolle übernehmen. Sie kann nicht unbesetzt bleiben. Erst recht nicht-Nicht-Deutschen. Da gilt es eine Tradition zu verteidigen.

“Erben” muss man lernen und das kann man dieser Gen Z nicht einfach mal so überlassen, sagen Baby-Boomer und Generation X. Ein “Erbe” abzulehnen, das ist in Deutschland verpönt. Nur wer erbt, hat die Chance auf ein gesellschaftliches Vorankommen.

Dass die Generation Z die Baby-Boomer mit “Okay, Boomer” abcancelte, dürfte eher weniger verwunderlich sein. Wer mit Pump-Guns schießt, will nicht unbedingt bei seiner Selbstverteidigung einen Blattschuss erzielen.

Materielles ist für die Reichen, kulturelles ist für die unteren Bevölkerungsschichten, dafür sorgen die populistischen Parteien. Um dessen Niveau sorgen sich ebend jene, die äußerst liebend gerne das Thema “kulturelles” mit deren Verständnis füllen wollen, damit klar ist auf welchen Acker welche Samen gesät werden dürfen. Den Acker der Idiotie als Downsizing der Intelligenz darf nicht von Unbefugten beackert werden. Da muss man Experten ranlassen. Experten von Gottes Gnaden. Von Gottes Gnaden, dem der Kaiser der Kaiser eben jene Gnade als Leihgabe übergeben hat. Oder von …

Hey! Geh mir weg mit der Sekte der Wissenschaftler! Die wollen doch nur Wissenschaft der Wissenschaft-willen! Diese Sektierer! Da sind uns doch hundert Christen lieber, die Kinder vergewaltigen, als ein Wissenschaftler, der uns begreifbar machen könnte, was falsch läuft. Jene Sektierer der Wissenschaftler …

Denen das Feld überlassen, und damit riskieren, dass die noch etwas wertvolles raus gewinnen. Geht gar nicht. Wir müssen uns Giordano Bruno den Ketzer eines Weltbildes schlechthin vorstellen, um zu begreifen, was nicht sein darf, was sein kann, wenn Menschen wissenschaftlich sprechen und nicht dem hinterher reden, was jeder Hofnarr bereits verkündet hat.

Drum haben wir ja in der Parteienlandschaft entsprechende Parteien, damit die Drei-Felder-Wirtschaft beim Thema “Brache” nicht gleich positiv produktiv wird, um die Lemminge nicht zu aufklären, auch wenn deren Anzahl noch so hoch ist, als dass …. einer dem Brustton der Überzeugung keinen Glauben schenkt …

Wichtiger ist, eine Art von Glück allein in Selbstoptimierung pro Kurs ausmessen. Damit niemand über deren Sozialstatus deren Art Einsamkeit ausmisst.

Wichtig?

Absolut unwichtig.

Am Ende spielt es keine Rolle.

Darüber wollte ich nicht reden.

And in the end, it doesn’t really matters …