Titten, Thesen und Temperamente

Es war wohl gestern einer der denkwürdigsten Vor-Fußball-WM-Tage Deutschlands. Ich habe in meinem Leben schon einige WMs miterlebt, aber das war wirklich so in dieser Weise noch nie geschehen:

ARD Brennpunkt, ZDF Aktuell, RTL Dabei, SAT1 Mittendrin, Pro7 Woanders und BILD TV Standpunkt, alle sendeten zur Prime-Time. Selbst im Internet wurde vorgedacht, nachgedenkt, mitüberlegt und auch anders justiziiert. Es wurde einem regelgerecht schwindlig. Was war passiert? Was löste das Ganze aus?

Gestern früh, halb Elf in Deutschland, wurden in München Flugblätter gefunden. In diesen erhob die Gruppe FEMEN den Vorwurf, die Fußball-WM in Katar wäre eine frauendiskiminierende Veranstaltung. Man plane am 20. November 2022 zum Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador in Katar vor 80.000 Zuschauern im Al Bayt Stadion gegen Sexismus und Unterdrückung der Frauenrechte in Katar zu protestieren. Auf dem Spielfeld. Vor 80.000 Zuschauern bei der Live-Übertragung.

Unterzeichnet waren die Flugblätter von vier europäisch mutmaßlich bekannten FEMEN-Aktivistinnen aus der Ukraine. Dort hatte bekannterweise die Bewegung der FEMEN ihren Ursprung. Gefunden wurden die Flugblätter in und um der Münchner Frauenkirche, auf dem Marienplatz, vor dem Lola-Montez-Palais der Münchner Barer Straße und auch direkt an der Bayrischen Staatskanzlei.

Die Polizei Münchens hatte einige Mühe, die Flugblätter einzusammeln. Trotzdem der konzertierten Polizei-Sammelaktion (zeitgleich klebten Klimaaktivisten am Stachus auf der Straße fest) musste die lokale Presse einiger Flugblätter habhaft geworden sein und berichtete Mittags um halb Zwölf in deren Medienkanäle darüber. Begierig wurden diese Nachrichten von der sich momentan langweilenden, überregionalen Yellow-Press aufgegriffen und in deren Antennen-Programmen eifrig diskutiert. Politiker wurden angerufen und dazu befragt.

So kam denn auch die im bayrischen Ur-Ton verfassen Meinung in den Äther. Sinngemäß sagten zwei Politikerdorffunktionäre und zwei Politiksprechervertreterinnen, dass die FEMEN es ruhig wagen sollten, barbusig und bemalt auf dem Katarer Spielfeldern zu demonstrieren. Denen würden sofort die Brüste von den Herrschenden dort abgeschnitten. Wenn sie denn nicht vorher kopflos werden würden. Daher sollten die Femen nochmals nachdenken, bevor jene so etwas Unüberlegtes und Verantwortungsloses ausführen würden. Und es herrsche ja Gleichberechtigung. Männlichen Flitzern droht ja auch die Amputation deren Zipfels (oder Kopfes) in Katar, sollten die es wagen,nackt zu flitzen.

Ein weiterer, christlicher Politiker veranstaltete sofort eine Pressekonferenz und erklärte, dass die FEMEN in der Ukraine lieber barbusig gegen Putin und seine Schergen kämpfen sollten, statt mit Flugblättern bei uns die Umwelt zuzumüllen. Man habe ja schon mit den auf der Straße geklebten Klima-Terroristen alle Hände voll zu tun, da bräuchte es in Katar auch nicht noch Titten-Terroristen bei einer friedlichen Fußball-WM.

Auf die Frage eines Journalisten, ob die FEMEN mit deren Anliegen eine größere Bedrohung wären, als wenn man in Katar auf Sklavenarbeiter für die WM aufmerksam machen würde, erklärte der Politiker knapp:

“Ich hab noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar g’sehn. Also die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt, noch und .. äh … auch mit irgendwelcher Büßerkappe am Kopf, also, das habe ich noch nicht g’sehn. Wo diese Meldungen herkommen, ich weiß es nicht. Also ich hab mir … äh, … vom arabischen Raum hab ich mir ein anderes Bild gemacht. Und ich glaube, mein Bild ist realistischer.”

Als der Reporter nachhakte, warum er denn Franz Beckenbauer 1:1 zitieren würde (Quelle: https://youtu.be/ZUPfm4zsVNQ), brach der Politiker die Pressekonferenz ab und schimpfte, dass in aller Welt in jedem Land immer wieder Menschenrechte verletzt werden würde, warum es dann in Katar denn anders sein solle. Und überhaupt, sollten die FEMEN eher barbusig bei Putin demonstrieren statt unschuldige Menschen zu belästigen. Er würde sich sogar dann bei denen brustfrei auf einem Pferd reitend dazu gesellen. Garantiert. Hundert Pro safe. Das würde er mit den nackigen FEMEN zusammen machen. Safe.

Ein Parteifreund jenes Politikers verteilte um halb Eins eine Pressemitteilung, in der er es bedauerte, dass die Presse seinen sehr christlichen Parteifreund solch einen Dreck angedichtet hätten, er hätte sich für eine Verteidigung der Sklaverei in Katar eingesetzt, damit Deutschland von Katar den WM-Pokal nach Hause bringen könne. Das wäre nachweislich Quatsch. Zudem sollte man die Verhältnisse in Katar berücksichtigen, dass man dort bei ungebührlichem Verhalten ohne Verurteilung 30 Tage lang eingesperrt werden könnte und dann könne keine Botschaft der Welt dagegen etwas ausrichten, weil es ja Katar’sches Recht sei. Und daher solle man auf solchen Titten-Terrorismus verzichten. Es ständen zudem auch wirtschaftliche Beziehungen auf dem Spiel, welche man nicht so einfach bei einem Fußballspiel aufs Spiel setzen solle. Und niemand solle sich beklagen, wenn bei Titten-Terrorismus Katar die Katanas zum Köpfen blank ziehen würde.

Die Opposition brachte darauf ein drölf-seitiges, wütendes Communiqué in die Presselandschaft unter, über welches BILD-TV als Erste berichtete. Hierbei betonte BILD-TV mehrfach, dass unzulässige Vergleiche in dem oppositionellen Pamphlet gezogen werden würden. Denn in jenem Communiqué wurde offenbar hingewiesen, dass das Bayrische Polizeiaufgabengesetz (PAG) seit 2019 erlauben würde, Personen mit potentiellem Risikopotential 30 Tage ohne gerichtliche Verurteilung einzuknasten. Und das wäre wohl 1:1 mit dem Recht in Katar verglichen worden. BILD-TV fragte direkt nach, ob dieses weltoffene, herzliche Bayern mit so einem fernen Land wie Katar einfach verglichen werden dürfe. Insbesondere, da damals Deutschland-weit niemand gegen die Existenzberechtigung des regional auf Bayern beschränkten PAGs etwas eingewandt hatte. Und Katar sei ja überhaupt keine gewählte Demokratie an und für sich.

Ein bayrische Gast aus der rechtsextremen Ortgruppen-Szene betonte in der Sendung, dass er eigentlich Söder und Co für dessen linksextreme Tendenzen nicht mögen würde, aber das PAG an sich schon der richtige Schritt in die richtige Richtung für Deutschland wäre. Denn man könne Klima-Terroristen, die sich auf Bayrischen Straßen festkleben, nicht hart genug bestrafen: denn diese würden die freie Fahrt für freie Bürger behindern, was – so erwähnte er in einem Nebensatz – in Katar jedenfalls nicht der Fall wäre. Da könne jeder Katari frei fahren, wo er wolle, wann er wolle und wie er dürfe und immer jederzeit wollen wollen. Aber in Deutschland haben ja offensichtlich einige Terroristen etwas dagegen und wollen das Dürfen verbieten lassen.

Um halb Drei wurden Ausschnitte aus jener Sendung in allen anderen Nachrichten (Fernsehen und Radio) gespielt. Politiker aller deutschen Bundesländer meldeten sich zu Wort. Es könne nicht sein, dass sogar jetzt Ukrainerinnen von dem Angriffskrieg von Putin mit Titten-Ablenkungsmanöver ablenken wollen. Die sollen doch unsere Fußballer in Frieden friedlich in Katar kicken lassen. Thomas Müller, ein großer Katar-Experte (unter Vertrag bei einem bayrischen Fullballverein der internationalen Katar-Connection), und sein Zitat “Auch in Deutschland gibt es Menschenrechtsverletzungen“ fanden sich in jeder dritten Stellungnahme für die WM in Katar wieder.

Der Bayrische Ministerpräsident Markus von und zu Söder ließ zu einem Fototermin bitten. Mit einem Maßkrug stellte er sich vor einem Bierfass und erklärte, dass der Vergleich zwischen Katar und Bayern hinke. In Bayern gelte die Liberalitas Bavariae als Prinzip und in Katar dagegen der Alkohol als verboten. Nebenbei fügte er an, dass er Katar für seinen rigorosen Umgang mit  Drogenvergehen bewundern würde, dass er Lauterbachs Drogenliberalisierungspläne als Einfallstor für den Drogenhandel in Deutschland sehe. Sprach es und hielt seine bayrische Maß in die Höhe.

Exklusiv aus einem Privatflugzeug, einer Diamond DA62, auf dem Flug von Sylt ins Sauerland, twitterte eine nicht unbekannte Politprominenz, dass das Zeigen von Titten nichts neues sei. Schon am 29. März 1979 beim 27. Bundesparteitag der CDU in Kiel trat ein Oben-Ohne-Ballett auf (Quelle). Die Titten der Frauen hätten schon damals Raum erhalten, da brauche es das heute nicht mehr. Allerdings twitterte er weiter, dass das Vordringen des Gender-Mainstreams von Ukrainerinnen auch in die Männer Fußball-WM in Katar für sehr bedenklich zu erachten sei, während Putin und seine Soldaten in der Ukraine ununterbrochen Frauen unbedenlich vergewaltigen. Und ob Titten und Klebstoff die richtigen Protestmittel seien, dass würde er gerade mit Pressevertretern ausgiebig in Sachen „Contra“ diskutieren. So etwas solle nie ungestraft bleiben. Der Staat müsse gegen solche gewalttätigen Protestformen eindeutig mittels harten Strafen Stellung beziehen und Wehrhaftigkeit zeigen.

Eine Anfrage an das Kanzleramt, ob der Bundeskanzler zu dem Thema Stellung beziehen könne, wurde mit der knappen Email-Antwort “Ja, er könne” beantwortet. Weiteres war in Folge nicht zu vernehmen. Die Bundespressekonferenz wartete vergeblich auf einen Kanzlertermin. Der Faktenchecker Florian Warweg konnte seine seit Monate vorformulierten Fragen nicht stellen.

Nachmittags um halb Fünf, in den Redaktionsstuben der Fernsehsender wurde bereits an Sondersendungen zur Prime Time gebastelt:

Die ARD plante ein Fünf-Minuten-Brennpunkt. Franz-Josef Gottlieb sollte reaktiviert werden.

Das ZDF plante den Frauenrechtsbeauftragten beim DFB mit Franz Beckenbauer für ein Vier-Minuten-Interview gewinnen.

RTL Dabei zeigte eine Zusammenfassung aller FEMEN-Auftritte weltweit – aufgearbeitet in HDR10 für den 4K-TV-Livestream im Internet – mit einem Straßeninterview von Passanten der Hamburger Herbertstraße plus den neusten Entwicklungen vom Klima-Terrorismus, kommentiert von FDP, AfD und CSU-Oberbayern.

SAT1 Mittendrin und Pro7 Woanders zeigten in einer Gemeinschaftssendung Live-Interviews direkt aus einem Münchner Swingerclub und fragten kritisch nach: “Braucht es Titten zur WM in Katar?”

Und BILD-TV dokumentierte die gefährliche Nähe der FEMEN zu Klima-Terroristen, welche freie Bürger an deren freien Fahrt hindern. Ein Live-Interview wurde mit einem FDP-Ortfunktionär aus Hinteroberuntertupfing und einem katholischen Priester geführt. Beide zeigten sich sehr bestürzt darüber, dass bei Protesten keinerlei Moral mehr walten würde. Stattdessen herrsche nur Unmoral und Unsitte unter den Demonstranten und das würde immer mehr um sich greifen und die Moral und die christlichen Werte des Abendlands in Deutschland bedrohen. Besonders der katholische Priester forderte härteres Vorgehen gegen die Titten-Terroristinnen, die einer unmoralischen Sexualideologie folgen.

Gegen halb Neun Uhr Abends kamen dann die Leitmedien der Alternativen Freien Presse mit deren Veröffentlichungen ins Internet. Sie mutmaßten ein False-Flag-Manöver verschiedener Geheimdienste, um von Katar abzulenken und den Fokus wieder auf Putin zu legen. Man zweifelte die Existenz der Flugblätter an und so wie auch die Existenz der FEMEN. Sollte es FEMEN geben, wären diese sowieso Ausgeburt faschistischer und nationalistischer ukrainischer Machenschaften. Die Russen könnten sowas nicht. Darüber hinaus sollten wohl im Westen nur die Geschäfte mit Katar geschützt werden.

Desweiteren wäre die hedonistische Szene Deutschlands sicherlich die Verursacher der Busen-Show einer nicht existenten Frauengruppierung mit Feminismus-Ansichten. Denn bei der berechtigten und allgemeingültigen Frage “Cui-Bono” habe sich hierzu keine andere Schlussfolgerung beim Nachdenken ergeben.

Als gegen 22:00 Uhr das Thema von allen Medien durchgekaut, ausgespuckt bis ausgekotzt war, wurde es wieder stiller. Das große Verdauen setzte ein. Ein denkwürdiger Tag ging zu Ende. Ich ging atemlos durch die Nacht hindurch direkt ins Bett.

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Hauptoberwachmeister Bieslmaier, 32 Jahre, Single, ein Kind, räumte ein Beweisstück in die Asservatenkammer. Es war in einem Flugblatt eingewickelt. Er schaute kurz drauf, las “Femen”, “Katar” und “Sexismus”, umwickelte es noch mal schnell mit einem Klebeband, steckte es in einen Umschlag und seufzte:

Vergewaltigung soll das gewesen sein. Das Flittchen ging auf Stöckelschuhen und im Mini. Die ist’s ja selber Schuld. Eine Ehrenfrau macht sowas nicht. Eine Ehrenfrau hat Respekt bei der Wahl ihrer Kleidung. Und jetzt sollen wir deren beschmutzen Schlüpfer von ihr zur Analyse bringen. Igitt. Naa, das kann warten. Das mach ma’ übermorgen. Dann ist auch noch ein Tag. Feierabend!”, grummelte Hauptoberwachmeister Bieslmaier und legte den Umschlag ins oberste Regal. Kraftvoll schloss er die Tür der Asservatenkammer mit Schwung, schlug sie regelrecht zu. Heftig vibrierte das Regal unter dem Zuschlagen. Der Umschlag auf dem obersten Regalablagefach geriet in Bewegung.

Und während Hauptoberwachmeister Bieslmaier seinen Schlüssel im Schloss der Asservatenkammer dreimal umdrehte, rutschte ein Umschlag aus dem Regal, fiel in dem davor stehenden Schwingdeckelmülleimer … plopp … und wurde nimmer mehr gefunden …

Streng geforscht, locker erzählt, verbindlich gelogen

Hallo,

ich möchte an dieser Stelle meines Blogs exklusiv eine meiner bahnbrechenden Forschungen vorstellen und dem allgemeinen Peer-to-Peer-Review zur Verfügung stellen. Also, gewissermaßen zur Herstellung einer win-win-Situation: Gewinn für euch, Gewinn für mich.

Zur Erklärung: Peer-to-Peer-Review ist die Bewertung einer Arbeit durch unabhängige Gutachter, Menschen desselben Metiers, sogenannte »Peers«, was Englisch ist und für »Ebenbürtige«, »Gleichrangige« steht. Also Leser meines Blogs, klar soweit.

Das Peer-Review-Verfahren beim Bloggen ist das gängigste Verfahren der Qualitätsprüfung in Klein-Bloggershausen vor Veröffentlichung von Beiträgen in anderen Blogs, auf Flugblättern, gesprüht auf jeder Wand als Graffiti, getanzt als Walzer, Slow-Fox und Gabalier-Pogo, gegrölt auf Sauf-Feten, Trinkgelagen und live übertragen in den nicht-öffentlich-rechtlichen Medien. Klar so weit?

Nebenbei: ich distanziere mich hier ausdrücklich und so weit wie möglich von dem Thema »Wissenschaft«, denn solche sind keine uns »Ebenbürtige« oder »Gleichrangige«, sondern elitäre Eigenbrötler, die sich bei deren Peer-to-Peer-Reviews mittels verklausulierter Sprache uns und unserem Verständnis entziehen wollen, um damit deren eigene Süppchen zu kochen, die wir dann alle auslöffeln sollen.

Klar soweit? Safe. Dann fang ich mal an:

Jeder kennt die Schokoladenei-Werbung, in der Kinder vor einem Schoko-Ei mit Spielzeuginhalt gesetzt werden und versprochen kriegen, dass wenn das Kind das Ei nicht anrühre, dann kriege es zur Belohnung ein weiteres. Das Ganze basiert auf der 1972 veröffentlichten Marshmallow-Test-Studie des Wissenschaftlers Walter Mischel der Stanfort University. In dieser Studie wurde einem Kind vor einem Marshmallow gesetzt und erhielt die Wahl zwischen einer kleinen, aber sofortigen Belohnung, wenn es das Marshmallow direkt aufesse, und zwei kleinen Belohnungen angeboten, wenn es eine Zeit lang warten würde, bevor es das Marshmallow verschlingen würde.

Was der Test damals zumindest aussagte, war, dass Kindern von Akademikermüttern erheblich erfolgreicher widerstanden als jene Kinder, deren Mütter aus den eher bildungsferneren Bereichen stammten. Die Strategie, die eigene menschliche Gier nicht so offensichtlich zu zeigen und ihr gleich nachzugeben, hat also etwas mit Bildung zu tun. Gier an sich ist eh’ per natura bildungsfern und gehört vielmehr zu den basalen Überlebensstrategien des Menschen an sich.

In meiner Studie habe ich diesen Marshmallow-Test abgeändert und durch einen Bündel 100-€-Geldscheine ersetzt. An meiner Studie nahmen 30 erwachsene Frauen und Männer aus allen Bildungsschichten teil. Ich setzte sie jeweils in einem grünen Erholungspark unter strahlendem Sonnenschein auf einem hölzernen Stuhl an einem massiven Tisch, legte das Bündel vor denen hin, erklärte die Spielregeln, dass, würde das Bündel nach zehn Minuten noch auf dem Tisch liegen, ich zusätzlich ein Bündel 5-€-Scheine drauflegen würde und nach einer weiteren Minute ein weiteres Bündel 5-€-Scheine und nach weiteren fünf Minuten auch eine Rolle 1-€-Stücke. Alles war druckfrisch und original gebündelt von der Deutschen Bundesbank. Um die Wartezeit für die Studienobjekte am Tisch zu überbrücken, legte ich ihnen Papier und Bleistift hin, damit sie mir im Gegenzug deren Kontaktdaten niederschreiben konnten.

Das Ergebnis meiner Forschungsstudie:

Alle 30 Teilnehmer zeigten vollkommen das gleiche Verhalten. Auch wenn sich deren akzelerative Tempozunahme von 0 km/h hin zu erstaunlichen Fluchtgeschwindigkeiten vom Tisch und Sitzplatz weg in die freie Natur des Parks hinein nicht gleich verhielt, so war sicherlich die freundliche Umgebung, also der sonnendurchflutete Park, wohl an dieser vom-Tisch-weg-Beschleunigung ein nicht zu vernachlässigender Parameter, den ich in zukünftigen Studien zu berücksichtigen habe. Aber viel schwerwiegender dürfte es wohl sein, dass die Analphabeten-Quote um einiges höher liegt, als die Mainstream-Medien uns weis machen wollen, eben weil mir kein Teilnehmer Adresse oder Telefonnummer auf dem Zettel hinterließ. Möglich ist es aber auch, dass diese Menschen sich als Bundesbürger Erster-Klasse eindeutig disqualifiziert haben, weil sie mir deren Kontaktdaten vorenthielten. Das wichtigste und das eigentlichste ist das Ergebnis: ich habe jetzt 300.000 € Außenstände bei der Deutschen Bank, welche mir die Forschungsmittel als Kredit zur Verfügung gestellt hatte. Und die Kosten für das von mir vorgesehene Inkasso-Unternehmen (junge Burschen aus Russland) zur Eintreibung meiner Außenstände muss ich ja auch noch ausgleichen.

Für das von mir an dieser Stelle gedachte Peer-to-Peer-Review bitte ich somit die Leser meines Blogs nur um eine Aktion: ihre Meinung unter diesem Post kund zu tun und die dazu erforderliche obligatorische freiwillige Spende (mind. 100 € in unnummerierten, unmarkierten Scheinen oder Münzen) auf mein Konto zu überweisen. Meine IBAN findet sich im Impressum. Meine Bankdankbarkeit für die Spender in meinem Herzen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Und überhaupt ist mal wieder alles klar, auf der Andrea Doria …

»Das Schiff sinkt!«

»Und woran möchtest du das bitte festmachen?«

»Das Bug hebt sich!«

»Das ist immer so, wenn ein Schiff beschleunigt. Der sehr starke Heckmotor haut rein, zieht das Schiff durch seine Pferdestärken im Dieselaggregat hinten runter und das ganze Schiff beschleunigt. Eine göttliche Power hat dieser Motor!«

»Aber hinten läuft kein Motor mehr.«

»Vergaseraussetzer. Kennt man doch. Scheiss Ingenieurskunst. Taugt ja alles nichts. Made in Germany war mal erheblich besser. Früher war alles besser. Und nicht so schrottig wie heute!«

»Aber die Leute da vorne, am Bug, die rutschen bereits zum Heck runter!«

»Ja und? Ist doch normal, wenn das Heck unterhalb vom Bug liegt. Das ist physikalisch normal. Dazu braucht es keine Wissenschaftler. Hätten die Leute dort jetzt bessere Schuhe, wäre das denen nicht passiert. Die sind selber Schuld dran, dass die jetzt rutschen und gegen die Wände schlagen.«

»Steuerbord habe ich bereits Wasser reinlaufen sehen.«

»Das Schiff hat Lenzpumpen. Die pumpen das locker weg. Ganz easy peasy locker. Dafür sind die ausgelegt. Zum Trockenpumpen.«

»Aber Backbord …«

»Du musst hier nicht den BigMac markieren, nur weil du ein paar Seemannsausdrücke kannst.«

»Mir egal. Backbord liegt oberhalb von Steuerbord. Ich will zu den Rettungsboten.«

»Es gibt keinen Grund für Rettungsbote. Erst recht keinen Grund zur Panik.«

»Wo sind die Rettungsboote? Auf halb achtern?«

»Angst zu verbreiten ist eine ganz miese Tour von dir! «

»Ich will überleben!«

»Wollen wir doch alle. Oder kannst du mir einen nennen, der nicht leben möchte?«

»Aber du sagtest doch, dass hier nichts untergeht! Stimmst du mir jetzt doch zu, dass wir sinken?«

»Na und? Wenn es um Rettungsboote geht, dann immer zuerst die Nicht-Schwimmer, nicht war. Das erfordert schon der Anstand. Anstand heißt, zu warten, bis alle Nichtschwimmer versorgt sind, wenn das Schiff untergeht. Dann können die Schwimmer, denn die können notfalls auch schwimmen.«

»Aber das Schiff geht doch unter!«

»Quatsch. Bleib gefälligst hier und hör auf Panik zu schieben. Nur weil einige um uns herum unbegründet den Untergang ausrufen?«

»Die ersten sind schon zu den Rettungsbooten unterwegs.«

»Ty-pisch! Immer diese, die alles unreflektiert glauben, statt es zuerst einmal zu hinterfragen! Und statt dann sich zu fragen, wer nicht schwimmen kann, …«

»Du kannst nicht schwimmen?«

»Nein. Also gehört mir zuerst ein Platz in den Rettungsbooten.«

»Aber du hast doch gesagt, dass das Schiff nicht sinkt, sondern nur beschleunigt.«

»Eben. Daher besteht auch kein Grund zur Panik. Wenn alle so ruhig bleiben würde wie ich, dann wäre hier keine Panik. Und man könnte die Rettungsboote im Ernstfall auch noch nutzen.«

»Oh Gott! Der Vorderteil des Schiffs ist abgebrochen! Um Himmels willen!«

»Siehste! Das macht die Panik. Alle sind nach vorne zum Bug gelaufen, weil keiner am Heck bleiben wollte. Der Bug wurde dadurch zu schwer und ist jetzt abgebrochen. Das sind die real existierenden Auswirkungen von Angst und Panik, hervorgerufen durch Menschen, die alles nachreden, was man denen vorredet. Statt sich erst einmal auch mit vernunftbegabten Menschen abzusprechen.«

»Das Schiff sinkt. Ich will zum Rettungsboot.«

»Ty-pisch. Statt erst einmal zu fragen, wer nicht schwimmen kann?«

»Nicht-Schwimmer?«

»Überzeugter! Ich lass mir doch von niemanden sagen, dass ich auf dem Lande schwimmen können muss. Nur weil einige wenige meinen, dass das Überleben im Wasser vom Schwimmen abhängt. Das Überleben im Wasser hängt ab von den anderen Menschen, die einem dann helfen. Niemand muss schwimmen lernen. Und wenn man schwimmen kann und dabei einen Beinkrampf bekommt oder Herzinfarkt oder Schlaganfall oder Krebs und deswegen ertrinkt, was hat es dann gebracht, schwimmen zu können? Schwimmen ist nicht erforderlich, weil es auf dem Land kein Wasser gibt.«

»Aber hier könntest du doch ein Bedürfnis danach haben, oder? Mach hinne, die Zeit rennt auch gegen dich! Renn um dein Leben!«

»Das Bedürfnis schwimmen zu lernen, wird doch von den anderen Menschen hervorgerufen, die dauernd Angst wegen dem Nicht-Schwimmen erzeugen wollen und am liebsten eine Schwimmpflicht hätten. Damit sie in den Schwimmbädern mit Schwimmkursen ein Heidengeld an uns Nicht-Schwimmern verdienen können. Auf unsere Kosten! Für etwas, was nicht über längere Zeit als wirksam überhaupt zu 100% bei jedem Menschen getestet wurde.«

»Soll ich dir jetzt etwa die Grundzüge des Schwimmens beibringen? Oder kommst du freiwillig mit zu den Rettungsbooten?«

»Nun mal keine Panik auf der Titanic. Ich lasse mir von dir doch keine Schwimmstunde aufdrängen, nur damit mir nachher eine Stunde Lebenszeit fehlt. Und außerdem ist es meine freie Entscheidung, in ein Rettungsboot einzusteigen oder nicht.«

»Dann verreck!«

»Moment! Du kannst nicht einfach meinen Platz im Rettungsboot einnehmen! Ich bin Nicht-Schwimmer!«

»Dann lern schwimmen!«

»Bin ich Fisch, oder was? Für sowas opfere ich doch nicht meine Lebenszeit! Das darf ich doch wohl noch selber entscheiden! Oder willst du mir meine Freiheit einschränken?«

»Dann verreck!«

»Ty-pisch! Ty-pisch Spalter! Diese Spalter müsste man ans Kreuz schlagen! Die spalten mit deren Mentalität die Schiffsgemeinschaft und sind Schuld, dass Menschen ertrinken. Nicht weil das Schiff sinkt, sondern weil die uns als Opfer in Kauf nehmen, indem sie uns zur Wahl zwingen wollen zwischen Ertrinken und Schwimmen-lernen! Die wollen uns zwingen, statt uns die freiheitliche Wahl zu lassen.«

»Niemand zwingt dich zu überhaupt zu etwas! Verdammt, das abgebrochene Heck rollt immer stärker! Ich bin dann mal weg, zu den Rettungsbooten! Ciao!«

»Dann hau doch ab zu deinen Rettungsbooten! Und lass uns Nichtschwimmer doch vorsätzlich allein, du asozialer Sack, du! Ich bleib hier. Das hier ist kein Schiffsuntergang. Dafür gibt es keine evidenzbasierten Beweise dazu. Alles wird gut. Alles wird wieder gut! Und ich werde recht behalten. Und euch Panikhansel wird kein Hahn überhaupt ein Kickeriki nachkrähen, wenn ihr in euren Rettungsbooten abgesoffen seid. Denn 10% von diesen ungetesteten Rettungsbooten kentern sowieso. Sowieso. Da! Da hinten, das gelbe Rettungsbott. Siehste! Eine Welle hat es gerade versenkt! Siehst du das, du Schlafschaf, das immer in der Masse schwimmen will, statt selbst mal zu denken?!?  Na. Da hatte ich doch recht. Das Bott ist untergegangen und die Insassen kämpfen jetzt sogar noch um deren Leben. Es gibt keinen Grund für Rettungsboote. Kein Grund. Nicht einen. Die wurden alle nicht getestet. Von wegen Schiffsuntergang! Kellner! Einen Martini-Cocktail, bitte! Aber bitte rühren und nicht schütteln!«

Ein Kellner-Tablett war im Begriff, auf den Holzplankenboden an ihm vorbei zu schlittern. Es trug zwei halb-volle Cocktail-Gläser. Einen Swimming-Pool und einen Martini. Er stoppte das Tablett geschickt mit dem linken Fuß und ergriff beide Cocktails, während der Kellner hinter ihm an ihm vorbei fiel. Der Blick des Mannes mit den beiden Cocktailgläsern in der Hand, fiel auch mich:

»Hey! Hey du! Was machst du da?«

»Ich schreib nur das alles mit. Für meinen Blog. Ein neues Post,« antwortete ich schüchtern.

»Hab ich das erlaubt? Hast du dafür meine Einwilligung? Das ist illegal! Du kriegst Post von meinem Anwalt!«

»Ich dachte, ich könnte weil … das hier ist eine Notsituation und …«

Er bewegte sich mit den beiden Cocktails bedrohlich auf mich zu:

»Notsituation?«

Ich überlegte fieberhaft meine Antwort. Und dann sprudelte es einfach so aus mir heraus, einfach so, während ich alles auf meinem Notebook abspeicherte, es herunterfuhr und in den wasserdichten Seesack stopfte:

»Nun ja, ich dachte, ich schreib mal mit, bevor hier alles voll Wasser ist. Einfach mal, bevor es keiner mehr lesen kann. Als Nachgedanken an die Nachwelt zum Nachdenken. Als etwas Historisches. Heroisches versus feiglinghaftes. «

»Und? Hast du keine Angst? Keine Panik? Willst du nicht das tun, wie hier alle tun?«

»N … n … n …ein, nein.«

Er lachte laut auf.

»Lobenswert! Du lässt dich nicht von der Panik der Masse anstecken und glaubst nichts vom dämlichen Narrativ der Ängstlichen. Von wegen Untergang. Pah! Du bist ein Mann nach meinem Geschmack, mein Bester! Hier, nimm einen Cocktail und lass uns auf das Leben trinken! Und auf diese Panikhansel spucken! PROST!«

Ich nahm den mir angebotenen Swimming-Pool, trank einen Schluck, hustete ein wenig, nahm den zweiten Schluck und danach wurde es dunkel. Absolut finster. Absolutes nichts.

Und so verschwand meine historische Geschichte für die Nachwelt im Orkus des Internets.

Für immer.

Ungelesen.

So war es, ich schwöre.

Vox Dei! Vox Populi! Im Wok Indiocracy …

Sehr verehrte Gemeinde! Sehr verehrte Versammelten! Sehr geduldeten Ungläubige!

Wir sind hier versammelt, weil wir hier versammelt sind! Jawohl! Und weil wir hier versammelt sind, werde ich die Versammlung nutzen, um zu sammeln. Nein, nicht Geld. Okay, doch auch. Aber vielmehr euer Verständnis, euer geistiges Potential, euer Reaktionsfähigkeit, eure Unaufgeklärtheit. Und willst du nicht mein Bruder sein, der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, es muss halt auch eine Portion Aufklärung sein.

Lasset uns Psalm Nummer Eins von unserer geliebten schwarz-weiß-rot Abteilung von diesem Wochenende lesen, bevor deren Heroen auf den Reichstag zustürmten. Kniet nieder!

So Leute. Wir schreiben heute in Berlin Weltgeschichte. Guckt euch um. Die Polizei hat die Helme abgesetzt.

Verdammt. Helm ab zum Gebet! Das ist mal eine Handlung. Habet Respekt! Auch du mit dem Schild “Corona Rebellen Düsseldorf”! Habe Respekt! Und beuge dein Haupt vor den Polizisten, die deren Helm zum Gebet abgesetzt hatten!

Vor diesem Gebäude steht keine Polizei mehr.

Habet ihr begriffen, ihr Leute, klein im Geiste, groß im Unverständnis und Gates-gechippt im Hirn für die Zukunft? Das Gebäude war herrenlos! Eine Weltgeschichte der offenen Tore! Tore, aller Länder … könnt ihr mit dem Schild “Corona-Diktatur” bitte die schwarz-weiß-rote Flagge mit dem Adler nicht verdecken? Oder wollt ihr hier offensives Reichsflaggen-Shaming betreiben? Nein? Also bitte. Danke.

Und Trump ist in Berlin.

Oh, ihr Gläubigen und ihr Lügenpresse-Resistenten! Weil ihr nachdenken tuet! Donald wart in Berlin. Gelandet mit seiner Airforce Number One, direkt auf dem neuen, noch nicht eröffneten Flughafen BER in Berlin, herabgekommen vom Himmel, seinen Fuße auf jungfräulichen Flughafenboden setzend! Trump in Berlin! Das ist so wie damals die Avengers im Film “The First Avengers” auf dem Flughafen in Leipzig! Da, wo sie für Recht und Ordnung gekämpft haben! Als eben jener heroische Captain America den Bösen gezeigt hatte, wo der Bartel den Most her holt. Wo der Frosch die Locken trägt. Wo Merkel lang nichts mehr zu sagen hat, mit ihrem Mündigen-Shaming. Da, wo der Arm der Lü-hügenpresse nicht mehr seine ausschlagende Hand ausstrecken kann, um alle über den tosenden und todbringenden Mainstream zu ziehen, und das nur, um uns zu shamen.

Die ganze Botschaft ist hermetisch abgeriegelt. Wir haben fast gewonnen, wir haben fast gewonnen.

Und verstehe die Botschaft, wer erlaucht ist, sie zu verstehen möge. Die Botschaft wart hermetisch abgeriegelt. Betreten nur für Auserwählte! Auserwählte! Ja, Brüder und Schwester im Geiste. Veni, vidi, vici. So wie weiland Caesar, der Gaius, der Julius, der Caesar, als jener 1957 vor der Mauer in Berlin stand und historisch rief: “Ich will ein Berliner”. Und wie am Samstag dessen Neffenneffeneffe auch heute wieder sagte, zwischen all den 5G-Warnungen und den Corona-Shaming-Shamern. Okay, geschenkt. Dessen Onkel stand nicht vor der Mauer, damals, das war eigentlich der Ronald, der Regen. Aber uneigentlich sollte auch klar sein, nur Wichtigtuer und Besserwisser mit niederträchtiger history-knowledge-shaming-Intention weisen auf solche Unwichtigkeiten hin!

Wir brauchen Masse. Wir müssen jetzt beweisen, dass wir alle hier sind. Und wir gehen jetzt da drauf und wir holen uns heute, hier, jetzt unser Haus zurück.

Ja! Da spricht unser Meister die wahren Heimatworte. Heim ins Reich. Heim in den Reichstag. Reich ins Heim. Rein in den Heimstag, für Reiche in den Reichstag. Und diesmal exklusiv ohne Antrag auf AfD-MdB-Begleitung. Kein Besucher-Shaming anymore! No, no, no, no! Einfach so! Rein ins alte Haus. Und back to the roots! Und dann noch hinfort mit den sich marginalisiert fühlenden Mehrheiten, die deren Randstellung bis heute nicht verstanden haben. Die Botschaft ist klar und eindeutig! Rauf gehen. Jetzt. Da rauf. Ins Walhalla! Ins Haus! Da hinauf! Aufi muasi! Aufi allesamt!

Wir werden jetzt gleich diese kleinen Dinger brav niederlegen und gehen da hoch.

Brav! Kleine Dinger. Brav! Keine 20 Zentimeter, kleiner Peter-Diskriminierter! Weg mit den Kondomen im Gesicht. Auch für Frauen. Freie Sicht für freie Bürger. Über Weichen, Stock und Sein. Freiheit! Die kleinen Dinger hindern am Nachdenken, wo nachdenken stattfindet: auf Zungen- und bis zur Nasenspitze. Die kleinen Dinger hindern, wer wir sind, wohin wir wollen und mit wem wir marschieren. Wir wollen hoch. Da hoch! Hoch! Hoch! Höher! Noch höher! Hoch hinaus! Kein Nachdenk-Shaming mehr ever …

Äh, moment. Könnt ihr mit Eurer Merkel muss weg-Fahne bitte wieder die schwarz-weiß-rote Flagge mit dem Adler frei geben? Unsere Hundertschaft von Journalisten mit Handystick und Smartphone werden sonst in ihrer Journalistenpflicht der wahren Berichterstattung gehindert. Das sind Journalisten und dürfen nicht behindert werden, weil wir es wollen, weil wir frei sind und Freie-Presse-Shaming respektlos ist! Und wir sind ja hier nicht bei der Mainstream-Lügenpresse wie BILD, Express, Playboy, Happy Weekend oder St.Pauli Report, okay. Die Welt soll erfahren, dass auch wir Smartphone-Techniken nutzbringend und Wahrheit-finderisch einzusetzen verstehen! No Smartphone-Shaming, please, okay!

Und setzen uns friedlich auf die Treppe und zeigen Präsident Trump, dass wir den Weltfrieden wollen. Und das wir die Schnauze gestrichen voll haben.

Wenn der Prophet zu uns kommt, dann haben wir uns in Ehrfurcht vor dem Berg hin zu setzen. Und wir lassen uns die Schnauze sehr gerne mit seinem Wohlwollen fühlen. Bis zum Strich. Eichstrich. Und zwar voll. Es ist für den Weltfrieden. Gestrichen voll. Die Schnauze. Voll. Weltfrieden. Donald, du bist friedlicher als jener Friedennobelpreisträger Obama, der ein Wolf im Wolpertingerschafspelzderivatsubstitut war. Auch wenn ihr es nicht verstanden habt, glaubt mir! Donald steht für den Weltfrieden, Dagobert nicht! Kein Donald-Shaming! Freiheit für Donald und seine Disney-Figuren!

Und nun, knie-het nieder, ihr Leser dieses geheiligten Berlin-2908-Demo-After Maths. Ehrfurcht und memoriert indächtig die folgenden Worte! Donald Trump unser bei Republikaner verhimmelt, dein Name sei geheiligt, dein Seich komme, dein Drohnen-Wille geschehe wie vom Himmel als auch von Erden. Unser tägliches BummBumm-Manna gib uns heute. Und verdirb uns nicht respektlos unsere Schuld, wie wir verderben wollen unsere respektlosen Schuldner. Und versuche uns nicht mit anderer dubioser Weltenführung, sondern erlöse uns von dem Bösen der Anderen. Denn dein ist mein Donald, mein Mantra und dein Fox-TV in Ewigkeit. Gegen alle Lügenpressen. So sei es.

Moment mal! Hallo! Hallo? Könnt ihr in Reihe sechs euch auch bitte niederknieen? Das hat etwas mit Respekt vor Donald und den schwarz-weiß-roten Fahne zu tun. Zeigt Anstand! Das wurde bereits damals so gemacht, nicht wahr, als die Amis uns nicht so wohl gesonnen waren. Oder wollt ihr jetzt ein respektloses knee-shaming-Furor verbreiten? Lauschet der Rednerin vor dem Reichstag derer letzten Worte, bevor der Reichstag erfolgreich gestürmt wurde:

Wir haben gewonneeeeeen.

Jaaa! Aus, aus, aus, das Spiel ist aus! Wie 1954! Wie damals. Als danach alle die erste Strophe des Deutschlandliedes bei der Siegerehrung in Bern sangen. Das war kein Nationalhymnen-Shaming, das war Patriotismus!

Ähm. Hallo? Wo geht ihr hin? Warum bleibt ihr nicht? Wollt ihr den Narrativ der anderen unterstützen? Ihr unterstützt den falschen Narrativ! Den total falschen! Den der Lügenpresse! Hey, hallo, wir sind die wirklichen Sieger der Corona-Krise. Ihr seid es nicht! Wir sind nicht irgendein Randbereich von 40.000 Mitläufern. Ihr könnt uns nicht ausschließen. Wir gehören dazu! Wir haben gewonnen! Und weil wir gewonnen haben, haben wir gewonnen und versammeln uns als Gewinner und  zeigen jetzt euch allen als öffentliche, nicht-Lügenpresse Premiere einen Film. Einen Film als wahrhaftiges Lügenpresse-Shaming, für die, die es verdient haben, damit jene Lügenpresser in Scham und Schamesröte öffentlich für jeden sichtbar versinken. Damit sie sich schämen. Und die Kinder der Lügenpresse-Schreiber sich schämen. Und deren Kindeskinder! Und Kindeskindeskinder! Aktiv und nachhaltig schämen sollten sie sich angesichts des nachfolgenden Filmes.

Wir zeigen den Film “Indiocracy”. Anschaubar via Amazon Video. Klickt diesen und nur diesen meinen Link an, und ihr unterstützt meine Idee und meinen Geldbeutel, mit dem ich dann die Bewegung unterstützen werde. Und ihr werdet frei sein, vom Schämen von irgendetwas.Amen.

Wir haben gewonneeeeeen.

P.S.: Ach ja, alle Zitate zusammen führten zum “Sturm auf den Reichstag”. Es braucht also nicht viel Schwachsinn, um einen Haufen in Bewegung zu versetzen, der alles schluckt., Hauptsache, es passt für deren Hirn in deren Hirn. Denn da ist so viel Hohlraum vorhanden in deren Birnen. Und diese Hirnlosen sollen harmlos und vernachlässigbar sein? Nie! Niemals! Nicht! Ich mein, weißt du, bist du dir sicher, ob nicht gerade Donald Trump mir diesen Text befahl zu schreiben. Also, nachdem er von Berlin mit dem ICE nach Salzburg reisen wollte, dann in München ausstieg, um sich eines der weltberühmten Münchner Mettigelbrötchen am Münchner Hauptbahnhof zu kaufen, sich dort verlief und dabei irrtümlich jetzt in meiner Wohnung landete? Falsches Narrativ?  Okay, du hast recht …

… nein, Donald, das schreib ich jetzt nicht …

Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (43): Recht in Ordnung

Die Kriminalitätsrate steigt. Und die Polizei schaut tatenlos zu. Das einzige, wozu sie sich imstande fühlt, ist das Aufschreiben und Gegenlesen von 150-Euro-Strafzettel. Weswegen sie paarweise in München patrouillieren. Söder zuckt dazu lediglich die Schultern. Die Gesetze seien verpflichtend und die Polizei dazu erst recht verpflichtet, zu überprüfen, dass jene eingehalten werden. Falls nicht, gibt es einen Strafgeldkatalog. Ordnung muss sein.

Aber dem ist nicht so! Das ist Lüge.

München. Mittelsüd. Ballungszentrum. Ein Linienbus der MVG. Eine Hundertschaft Polizisten hält ihn eingekesselt.

“Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus und lassen Sie ihre Finger aus Ihren Gesichtern!”

Ich frage den Scharfschützen neben mir: “Wie fühlen Sie sich? Was geht in Ihnen vor? Was sehen Sie?”

“Zu erst einmal sehe ich einen Haufen illegaler Staatsbürger. Um es ernsthaft zu sagen, alles quasi Gesundheitsterroristen. Sehen Sie den dort drüben in der vorletzten Reihe? Jenen mit ungepflegten langen Haaren und ohne Mund- und Nasenbedeckung.”

“Gefährlich?”

“Absolut. Kennzahl R0 größer eins. Erheblich größer eins. Gefährder. Jener Mensch zeigt durch sein Verhalten, dass er bislang null kapiert hat. Beratungsresistent. Der will nicht zur Eindämmung der Pandemie beitragen. Aber keine Sorge. Den habe ich im Visier. Sollte er husten, finaler Rettungsschuss!”

“Ist das nicht übertrieben? Könnte er nicht auch verhaftet werden? Und in Quarantäne verbracht werden?”

Blitzschnell legt der vermummte SEK-Mitarbeiter sein Sniper-Gewehr beiseite und richtet eine HK SFP9 auf meine Stirn: “Wie meinen?!?”

“Ganz ihrer Meinung. Erschießen. Sofort.”

“Aha”, er steckt seinen Selbstlader weg, nimmt seine Sniper wieder auf und bemerkt: “Das Faktotum hat seine Hand in seiner rechten Tasche. Panther 1, was soll ich machen?”

Ich verlasse den Aussichtsposten, vom Bus 500 Meter entfernt, und gehe zum Polizeipräsidenten, der die Lage in seinem Transporter vollkommen überblickt.

“Wie ist die momentane Lage?”

Er mustert mich skeptisch: “Ist das bei Ihnen ein Mundschutz aus Baumwolle oder aus Kunststoff?”

“97% Baumwolle, 0,5% Elastan und 2,5% selbst desinfizierendes Aluminium.”

“Zertifikat?”

Ich reiche es ihm.

“Nun. Der Anstieg der Kriminalität in den letzten 24 Stunden ist wirklich ein Problem geworden. München hat einen Ruf zu verlieren. Mit der Staatskanzlei sind wir bereits in einem informellen Meinungsaustausch getreten, wie eben diese unakzeptable Situation verbessert werden kann.”

“Und das wäre?”

“Um die Anzahl der Kriminellen ohne Mund- und Gesichtsschutz zu verringern, muss man jene vom rechtschaffenden Bürger besser absondern können. Ein rechtschaffender Bürger akzeptiert alle gesundheitsbewahrenden Maßnahmen. Ein Gefährder naturgemäß niemals nicht. Und die letzteren sind gefährlich.”

“Und wenn jemand keine Maske trägt, geht dann das Wohl und das Anrecht auf die Unversehrtheit der Allgemeinheit vor?”

Ein Knall unterbrach unsere Unterhaltung.

“Der langhaarige Gefährder ohne Maske mit der Hand in der Tasche?”, frage ich in die entstandene Stille

Der Vorgesetzte hielt seinen Finger auf seinem Ohrhörer und beugte sich leicht auf die Seite von mir weg. Dann richtete er sich wieder auf, nahm seinen Finger aus seinem Ohr und schaute mich ernst an:

“Nein. Es war die schwarz vermummte Frau neben ihm. Sie hatte die Hälfte ihres Gesichts verhüllt und war unnatürlich dick. Wahrscheinlich Sprengstoffgürtel. Potentielle Islamistin.”

Ich atmete durch und rief meinen Chefredakteur an, um ihn zu berichten, dass die Welt wieder mal an einer dramatischen Episode vorbei geschrammt wäre. Er legte kommentarlos auf.

Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (37): Lügengeschichten

Der junge Mann mit seiner Computertasche stand neben dem Auto, als dessen Fahrer ausstieg. Er blickte den Fahrer vorwurfsvoll an und fragte ihn mit anklagender Stimme, wie der Fahrer denn dazu komme, einen Aufkleber mit dem Slogan “Ich fahre sauber” am Heck kleben zu haben, aber ein Dieselfahrzeug zu fahren. Darauf erhielt er als Antwort: “Aber ich dusche doch jeden Tag zweimal ausgiebig.”


Die Preise auf den Gebrauchtwagenmarkt fallen. Durch die geringere Luftschmutzung gelang die gemeine Ferrorlitfraßamöbe (lat. “ferro manducans popularibusque amoeba”) eine unglaubliche Vermehrung. Autofahrer berichten inzwischen verzweifelt darüber, dass sie fast zusehen könnten, wie diese gemeine Amöbe unter dem Lack sich über das Blechkleid ihres Vehikels hermacht. Vereinzelnd meinten manche sogar das Schmatzen der Ferrorlitfraßamöbe deutlich vernehmen zu können. Eine Rückfrage bei den Experten der Automobilbranche ergab beruhigendes: Es gäbe kein Grund zur Beunruhigung. Von solchen Ferrorlitfrassamöben habe hier noch nie jemand etwas gehört. Das seien sicherlich Fake News aus der Verschwörerszene. Zudem könne man in den heimischen Garagen im hermetisch abgeschlossenen Raum den Automotor für knappe zwei Stunde laufen lassen, um mittels NOx-, CO- und Feinstaub-angereicherter Luft dieser hinterhältigen Fraßamöbe den Garaus zu machen. Mein Nachbar wollte den Rat vor vier Stunden zusammen mit seinem Lieblingsauto bei sich in der Garage umsetzen. Bislang hat er uns noch nicht Rückinfo über die Wirksamkeit des Vorschlags gegeben. Ich hoffe, dass er in diesem Test nicht allzu viel Energie reinsteckt. Ich glaube nämlich nicht an solche Ferrorlitfraßamöben.


A propos Energieverbrauch: Zu den aktivsten Stromsparern gehören die Verbreiter von Verschwörungstheorien. Sie tappen meiste Zeit im Dunkeln.


“Schreiben Sie mit! 5.” “Fünf.” “3.” “Drei.” “7.” “Sieben.” “3.” “Ja.” “5.” “Yep.” “4.” “Okay hab ich.” “537354 ist die magische Zahl. Sie hilft.” “Quersumme 27.” “Genau! Dreimal 9! Die Zahl vom Biest, wenn man die drei Neunen umdreht!” “Also 666? Die Summe der Summe der Quadrate der ersten sieben Primzahlen?” “Spotte nicht! Sonst wirst du an Corona erkranken und deine Lunge vom Biest verbrannt! Schreibe die Zahl ‘537354’ an deiner Haustür, an deinem Briefkasten und an jeder Ecke jeder Wand, damit das Biest nicht noch mehr Opfer findet.” “Geht auch zwounddreißig sechzehn acht? Darunter herrscht Konjunktur die ganze Nacht.” “Spotte nicht! Du wirst schon sehen, was du davon hast!” “Sex? Die ganze Nacht?” “Vade retro, Satanas!” …


“Ist dir das auch schon aufgefallen?” “Was denn?” “Schau mal hoch!” “Und?” “Strahlend blauer Himmel. Keine Flugzeug-Kondensstreifen, keine Chemtrails mehr! Und dann noch die Atemmasken. Die verlieren die Weltherrschaft und die Kontrolle über uns!” “Wer?” “Diese international vernetzten Reptiloiden und deren dumme Gefolgschaft.” “Ach.” “Ja.” “Soso.” “Nicht wahr, endlich mal völlig kontrolliert sein, ist ein ganz neues Lebensgefühl, nicht wahr.” “Hey, Brain! Was wollen wir denn heute Abend machen?” “Genau das selbe, wie jeden Abend, Pinky. Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen.”


Alles erfunden und erlogen. Hemmungslos und einfach mal so. Damit ihr’s wisst.

Der tiefe Griff nach den Sternen

In jungen Jahren erhielt ich zum Eintritt in den Kindergarten Geschenke. In dem bunten kleinen Kindertornister waren ein Abakus, ein Welt- und Sternenatlas, ein Buch über die Astronomie und zwei Kurzausführungen des Grundgesetzes. Die Geschenke hatte ich begeistert angenommen und schon war ich in dem Kindergarten als Außenseiter und Streber verschrien, als einer der statt lieber mit flauschigen Hoppelhäschen und holzigen Brumm-brumm-brumm-Mähdreschern spielte, die Kindergärtnerin immer mit Fragen nach Papier und Buntstifte nervte.

Mit Hilfe dieser Bücher und dem Abakus errechnete ich binnen zwei Monaten, dass ich im Sternzeichen Wassermann geboren wurde. Dabei stellte ich auch noch fest, dass ich vom Widder aus gestartet bin und zur Waage unterwegs sein müsste. Der Weg dahin führte über das Schwert des Orion, Kassiopeia, den Reiterlein des Großen Wagens über die leuchtenden Plejaden hin zu dem Kreuz des Südens, um von dort aus die Unsichtbarkeit des Nordsterns zu erforschen.

Nach drei Monaten weiterer Berechnung war mir klar, dass ich Kassiopeia aussparen müsste, wollte ich alle meine Geschenke für den Kindergarteneintritt mitnehmen. Denn die zwei Kurzausführungen des Grundgesetzes wollte ich um keinen Preis zurück lassen und der Treibstoff meiner Rakete hätte für den ursprünglichen Weg nicht ganz ausgereicht. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich in der ersten Berechnung das Kreuz des Südens mit dem Kamener Kreuz verwechselte, weswegen ich zuerst mathematisch mir bewiesen hätte, dass mein Plan irrealistisch gewesen wäre. Aber dank des Weltatlas wurde ich meiner Verwechselung bewusst und konnte meine Rechenarbeiten nach fünf Monaten erfolgreich abschließen. Mir war klar, mein Lebensplan stand und mein Lebensweg sollte mich nach den Sternen greifen lassen. Per aspera ad astra.

Meine Eltern waren nicht sehr begeistert von den Plänen. Sie waren beunruhigt und nach Überweisung einer nicht unerheblichen Menge Geld für verbrauchtes Papier und Buntstifte an den Kindergarten wollten sie mir mein Vorhaben ausreden. Mein Vater wollte mir weismachen, dass Zugschaffner mein Traumberuf wäre. Statt vertikales streben nach Höherem, horizontal bogenförmiges voran schleichen. Meine Mutter fand dagegen den Beruf Feuerwehrmann für mich ideal, weil ich im Garten nach dem Kindergarten doch immer so gerne mit dem Gartenschlauch gespielt hätte. Aber ihr war nicht klar, dass ich lediglich Versuche mit dem Wasserschlauch betrieb, um meine Berechnungen zum Thema Antrieb durch Rückstoß zu verifizieren.

Als meine Eltern merkten, dass ich mich partout nicht von meinem Lebensweg abbringen lassen wollte, beschlossen sie mit mir zum Kölner Dom zu fahren. Ich hielt diese Idee für kindisch, denn ein Gott war in meinen Berechnungen nie ein Parameter gewesen. Ich kam ganz gut ohne ihn aus. Aber aus reiner Gutmütigkeit und mit dem Versprechen, unter dem Kölner Dom an der Imbissbude zwei “Rievkooche” mit viel Appelkompott zu essen, stimmte ich deren Plan zu.

Am Dom angekommen, sollte ich doch zu den Domtürmen hinauf. Mein Vater versuchte es mit dem lächerlichen Vergleich, die Türme seien die Raketen und oben wäre dann meine Atronauten-Kanzel und unter mir Gott, der auf mich aufpassen würde. Ich ließ mich letztendlich darauf ein, um meinen Eltern mal wieder eine Freude zu machen. Da beide aber nicht mit hoch wollten – sie meinten, sie wollten in ihrem Leben eh nie hoch hinaus, weil sie nicht schwindelfrei wären –, sprachen sie eine Gruppe mit derer Klassenlehrerin und Begleitperson an, ob sie nicht mich ebenfalls zusammen mit hoch nehmen würden. Der Mann und die Frau nickten und schon stiegen wir die ersten Stufen der Wendeltreppe hoch.

In meinen Berechnungen gab es keine Wendeltreppe aus Stein, sondern lediglich einen Aufzug aus Stahl. Und gequatscht wurde während des Aufstiegs gemäß meinen Berechnungen auch nicht, denn das hätte den Energieverbrauch nach oben getrieben und die Mission zum Kreuz des Südens gefährdet. So legte ich denn den Weg schweigend zurück und versuchte beharrlich zu ignorieren, wie ich jede Stufe mitzählte. Als jene energieraubende Wendeltreppe zu Ende war, erreichten ich eine offene Plattform, in dessen Mitte mich eine nach allen Seiten offene Stahltreppe erwartete. Angesichts jenes nur mit viel Kraft- und Energieaufwand zu bewältigenden Konstrukts war mir sofort klar, dass dieses Land einmal unter einer Energiekrise leiden würde und dem Wärmetod vorherbestimmt sein würde. Mit der Energiekrise sollte ich Recht behalten, als Ende November 1973 an vier Sonntagen ich mit meinen Eltern über leere Autobahnen spazierte. Mit dem Wärmetod ist es bei solch einer Entropieerzeugung auch nicht mehr weit hin, wenn bereits heute ach so aufgeklärte Menschen die Begriffe “Hitze” und “Dürre” im Gleichklang benutzen.

Nun ja, so stand ich also auf der Plattform und bestieg die Stahltreppe. Nach dem ersten Treppenabschnitt kam eine kleine Zwischenstahlplattform, nach dem zweiten ebenfalls und der dritte Abschnitt … sah für mich von unten nicht geheuer aus. Mein Blick nach unten verriet mir, welche Fallhöhe ich bereits gewonnen hatte. Der Mut sank und der Schwindel stieg. Der Lehrerin der Gruppe bemerkte es und stellte sich hinter mir, umarmte mich innig und versprach mich aufzufangen, sollte ich fallen. Mit Müh und Not bewältigte ich den Rest und kam letztendlich mit Schweiß auf der Stirn oben an. Vertigo.

Die Lehrerin nahm mit ihrer linken Hand tröstend meine rechte, drehte sie mit der Handfläche zu sich, während ihre rechte aufmunternd von meinem Schultern zu meinen Hüften samtig weich langsam runterstrich. Sie schaute konzentriert in meine Handfläche und bemerkte, dass dort eine Linie existieren würde, welche nur Wassermänner mit Aszendenten im Widder haben würden. Solche Männer seien willensstark, nie von ihrem Ziel abzubringen, Alphamänner sozusagen und daher sehr attraktiv für alle Mädchen und Frauen dieser Welt. Sie stockte kurz und mit gurrend freudiger Stimme erklärte sie mir, ich müsse vom Deszendenten auch noch Waage sein und diese Art Männer wären der absolute Hammer. Dabei drückte sie ihre Rechte in meinem Schritt, so dass sich bei mir das Blut staute und ich deswegen rot anlief.

“Komm, Karin,” hörte ich die vorwurfsvolle Stimme des männlichen Begleiters, ”du kannst doch nicht immer nur ans Vögeln denken!” Sprach es und zog sie von mir weg. Und so ließen sie mich alleine unbeaufsichtigt zurück, während weitere ankommende Turmbesteiger mich mit teils neugierigem, teils widerlich tadelndem Blick anstarrten.

Letztendlich stieg ich den Turm alleine wieder herunter und erreichte die sichere Erde, den festen Boden der Domplatte unter den Füßen. Meine Eltern waren außer sich vor Wut und Sorge. Hatten sie doch die Lehrerin und den Begleiter mit deren Schulgruppe auf der Domplatte ausgemacht und von mir war weit und breit keine Spur. Als ich dann so vor ihnen stand, mit feuchter Hose, leichtem Grinsen und befriedigt entspanntem Gesicht, hörte ich von denen nur im Befehlston ein “Komm her” und wurde dann von beschämten, peinlich berührten Gesichtern in Empfang genommen. Sie nahmen mich eng zwischen sich und gaben mir eine Einkaufstasche, mit der ich mich vorne bedeckt halten sollte. “Nächste mal sagste vorher Bescheid, wenn du musst! Klar?”

Seit jenem Tag wollte ich nie wieder Astronaut werden. Ich verbrannte meine umfangreichen Berechnungen heimlich in einem dunklen Wald – sie brannten ununterbrochen ungelogen zwei Stunden lichterloh –  und schwor dem vertikalen Astronautenleben ab. Mein Ziel war von nun ab völlig klar: ich wollte in die Schule. Unbedngt. Denn vielleicht hatte es dort auch solche Frauen wie damals oben auf dem Kölner Dom. Mehr als im Weltraum.

Nun, ihr möget euch sicherlich fragen, weshalb ich unbedingt die beiden Kurzausgaben des Grundgesetzes mit auf meiner galaktischen Sternenreise nehmen wollte?

Also, zu Tisch saß ich immer recht breitarmig und nahm mehr Raum ein, als mir zugestanden wurde, so beklagten sich darüber permanent meine Mutter, meine Tante und als auch meine Oma. Mit dem Grundgesetz unter den Armen durchs Leben gehend, so lernte ich, an reich gedeckten Tischen des Leben anderen Menschen deren Platz nicht streitig zu machen. Insbesondere, wenn Frauen sich ebenfalls am Tisch befanden. Heute brauche ich das Grundgesetz dazu allerdings nicht mehr. Auch nicht in der Kurzausgabe.

Wer nicht hören will, muss halt mal lesen …

Ein sehr, sehr, sehr wichtiger Mensch dieser wirklich, wirklich großen Welt in dem niedlich kleinen Städtchen namens “Washington” in jenem extra grandios weiß gewittelten Häuschen twitterte heuer:

“When you see ‘anonymous source’, stop reading the story, it is fiction!” Quelle: hier

Was will jenes kleines große Menschlein damit uns Unwissenden und Unverständigen verkünden?

Google übersetzt den Satz mit:

Wenn Sie „anonyme Quelle“ sehen, hören Sie auf, die Geschichte zu lesen, es ist Fiktion!

Die Übersetzung ist selbstredend richtig. Denn die rhetorische Weise jenes selbsternannten (Washington) DC-Helden “Mann aus Stahl” (= Kal-El) würde so etwas nie sagen. Was man wissen sollte: “anonyme Quellen” (= “anonymous source” ) sind nicht näher genannte Leute, die einem etwas gesagt haben. Zu solch einem Sachverhalt passt nur eine Trumpf-Lebensregel zum Verstehen: wenn die Anzahl der Personen unwichtig sind, ist jene Anzahl einfach nur ungenau zu erhöhen („many“), womit die Aussage Gewicht erhält. Sollte die Anzahl der Personen aber wichtig sein, dann ist die Personenanzahl zu reduzieren und mittels „rich“ (reich) oder „important“ (wichtig) zu qualifizieren und die Aussage frisst sich in jedes Hirn wie Öl in Feuer. Hilfreich ist dann gar, diese zu sich selbst in wichtiger Beziehung zu setzen.

Der Begriff “anonymous source” ignoriert diese Regel und ist somit per se unglaubwürdig. Genau in der gleichen Weise, wie wenn ein Journalist in einer deutschen Zeitung die Phrasen “wie aus gut informierten Kreisen” oder “Informant, welcher namentlich nicht genannt werden will” berichtet.

Unglaubwürdig. Lügenpresse halt. Das sagen inzwischen ja auch bereits manche Linke komplett unreflektiert, die dann wie die chaotischen Rechtsradikalen und die der nicht minder aktiven AfD beklagen, dass die Journalie nicht ausreichend recherchiert und berichtet.

Würde der Journalist allerdings korrekterweise schreiben: “Meine Freundin, welche ein sehr berühmtes reiches Model für ein bekanntes, wichtiges Mode-Label ist, meint dazu, …” dann bekäme der Artikel jenes Journalisten das eindeutige Adjektiv “glaubwürdig”. Würde er jedoch schreiben, “Viele meinen dazu, …”, dann würde so etwas keinen Menschen vom Hocker reißen.

Und darum zu dem Satz zuvor, welches in uns die Neugierde geweckt hatte: Was wollte uns noch mal das Mode-Model sagen?

Lieber geneigter, mitlesender Journalist: Wie musst du deinen Artikel formulieren, damit er von allen gelesen wird und höchste Wertschätzung erfährt, wenn dir ein Sachse mit Fischer-Hut und Job beim Landeskriminalamt erklärt, dass er vertrauliche Fahndungsaufrufe in der rechtsradikalen Szene veröffentlicht?

Lieber Journalist, dann schreib doch verdammt noch eins einfach:

“Ich erfuhr etwas. Sie werden es als sehr, sehr, sehr nicht unglaubwürdig empfinden. Es wird großartig sein. Das können Sie mir glauben. Meine Freundin, ein berühmtes, reiches Model für ein bekanntes Mode-Label, erklärte mir, Donald Trump pinkele im Sitzen. Und ein verantwortungsloser Nicht-Bio-Deutscher wollte ihn dabei wohl vom Pinkelpott schubsen. Traurig. Sehr, sehr, sehr traurig. Und hier die genaue Adresse des Polizei-bekannten Verlierers aus dem großen PI-News-Computer (= Polizei-internen Neuigkeiten-Computer): … .”

… . Everybody is now saying, it’s going to be amazing. That’s just what I had heard.

Believe me. …

… was einem gute Deutschlehrer lehren oder man sich selber in jungen Jahren beigebracht hat, verlernt man später im eigenen Alter nicht unbedingt … .