Treffen der Generationen (4)

Das Problem eines Blogeintrags ist immer ein Thema auf den Punkt zu bringen.

Punkt.

Ende.

Aus.

Das waren jetzt drei Absätze mit drei Wörtern. Und wenn es nicht passt, dann muss ein viertes Kapitel herhalten.

Der Leser seufzt und klagt, denn er hat ja keine Zeit. Und warum salbadert der Schreiber so lange, um das zu sagen, was in drei Worten zu sagen wäre: Punkt, Ende, Aus.

Weiter im Gottschalk-Kontext:

Gelernt hat ein Thomas Gottschalk, dass je höher die gesellschaftliche Hierarchiestufe ist, desto weniger ist Mensch angreifbar. Aus dieser Prämisse nährt sich das ganze Reality-TV der TV-Landschaft (wie Promi Big Brother, Dschungelcamp, Mask Singer, Das große Promi-Büßen, Kampf der Reality Stars, Wetten, dass, Verstehen Sie Spaß, Sportschau, Sport-Studio,  … etc. ). Es ist exakt das, was jeder seiner (Gottschalks) Generation gelernt hat.: Radfahren. Pisse nur dann noch oben, wenn du gewinnen kannst. Ansonsten strample nach unten. Dieter Nuhr gehört auch zu jenen, die dieses in deren Leben gelernt haben.

Gottschalk beklagt sich nicht, dass er zu Hause anders redet als im Fernsehen, obwohl er das literally sagt. Er meint, dass er es nicht mag, dass er für seine Aussagen kritisiert wird. Früher passierte das auch nicht. Ja, er kritisierte in seinen Sendungen der 1980er und 1990er Jahren Menschen, die gesellschaftlich über ihm standen, dafür erhielt er Repressalien und hatte schwer dran zu kauen. Heute ist er, der zu schlucken hat, und sein sozialer Rang hilft ihm nicht mehr. Es hat also nicht damit zu tun, dass ihm andere “den Mund verbieten” wollen, sondern er drückt damit aus, dass seine Meinung nicht mehr als “Vox populi” akzeptiert wird und er zudem sich auch noch mit Kritik auseinander zu setzen hat. Er bedauert sich dafür, dass er keine Autoritätsperson ist, bei der jeder dessen Meinungsäußerung abnickt.

Das Prinzip “top-down” funktioniert bei Gottschalk nicht mehr. Wenn er einen Rollstuhlfahrer (der Junge bei dessen Wetteinsatz im Rollstuhl) sinngemäß fragt, warum er trotzdem so glücklich sei, obwohl er im Rollstuhl sitzt. Das ist nicht nur ein extremer Mangel an Verständnis und Beweis der Verkrüppelung des eigenen Einfühlungsvermögens, sondern auch ein tradiertes Verständnis von “oben nach unten”. Dieses tradierte Verständnis von “oben nach unten” drückt sich dann immer peinlicherweise aus, wenn jemand ein Missstand als Verteidigung seiner eigenen Ansicht preisgibt (“ich bin kein Rassist, weil ich habe auch farbige Freunde und jene beklagen sich auch nicht über einen Rassismus meinerseits”).

Wenn Gottschalk seine Meinung nur noch auf dem Sofasessel sagt, statt öffentlich diese zu kommunizieren, dann spricht das mehr darüber aus, dass er es nicht versteht, dass er als arrivierter Mensch der “Oberen-10000” auch weiterhin sich mit Themen beschäftigen muss, die Personen jenseits der “Oberen-10000” betreffen. Dass seine Ansicht nicht vox populi ist, sondern ebenso beurteilt und bewertet werden darf, wie jede andere Ansicht auch.

Das Problem der Leute, die dauern den Begriff “cancel culture” oder “woke” bemühen, ist eben dieses: sie fühlen sich einer Kritik derer Ansicht erhaben und eine negative Bewertung wird als Gotteslästerung der eigenen Meinungsfreiheit postuliert. Sie wollen nichtreflektieren, sie wollen Meinungsmacher sein. Meinungsstarke Influencer.

Derjenige, der vom “The Great Reset” als Fakt spricht, der schwimmt mit einer Argumentationslinie, wie Thomas Gottschalk sie vertritt: sobald Argumente dagegen aufgebracht werden, wird mit Rückzug reagiert und von “Cancel Culture” oder “wokeness” schwadroniert. Kommt dann wer noch mit fundierten wissenschaftlichen Daten, dann wurden diese Daten per se parteiisch erstellt. Der beliebte Satz “Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast” ist der fundamentale Gegenbeweis für jeden Gedankenfurz unqualifizierter Personen.

Auf dieser Linie findet sich auch der Applaus für das Zitat:

Ich finde politisches Engagement von Schülerinnen und Schülern toll. Von Kindern und Jugendlichen kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.

Profis sind immer wir anderen.

Schuld an der Misere haben immer andere.

Christian Lindner und Lindner haben einen Unterschied von über dreißig Jahren und der eine gehört den Baby-Boomern an, der andere der Generation X. Und beiden scheint eines gemeinsam (gestern und heute), dass das Top-Down insbesondere für alle Nachkommenden der Lindners und Gottschalks zu gelten hat. Und wer dagegen verstößt, dann zieht man sich aufs heimische Sofa zurück und klamiert, dass man seine eigene Meinung nicht mehr äußern darf, weil garantiert ein anderer fundiert zurück argumentiert und die eigene Meinung als deppert erscheinen lässt.

Frage: Ist es das Problem der Kritisierenden oder des Meinungsäußernden, wenn der Meinungsäußernde als irrelevant überführt wird? Ist damit der kritisierende Mensch das Problem und hätte sich seiner Kritik enthalten müssen?

Im Sinne des Meinungsäußernden sind die Antworten eindeutig.

Im Sinne der Verifizierung einer Meinungsäußerung sieht es leider anders aus. Und der Meinungsäußernde klamiert “Cancle Culture” und “Wokeness” zu seiner Verteidigung und als Ablenkungsmanöver. Der Meinungsäußernde hat seinen Sunzi gelesen.

Lediglich der Gottschalk nicht. Gottschalk muss sich mit dem auseinander setzen, was jeder der Baby-Boomer (ab 59 Jahre) machen muss: Wer war ich, woher kam ich, was hat sich geändert, wohin will ich? Gefragt von all den U59-Leuten.

Echt jetzt? Mit Ü59 sich mit Fragen auseinandersetzen, die man noch nicht mal als Twen vernünftig beantworten konnte? Oder in den 30igern? Geschweige denn in den 40ern? Oder 50ern?

Gottschalk und Lindners einmalige Positionen waren es, deren eigene nie beantwortete Sinnfragen öffentlichkeitswirksam zur Disposition zu stellen und Staub aufzuwirbeln, der nur zu Hustenanfällen führt. Sie wurden hinterfragt. Das hat immer eine Anmutung von Häresie.

Der Vorteil eines hohen Alters ist, vorzuschützen, dass man Weisheit erlangt habe. Der Nachteil liegt eher darin, wenn man diese dann auch noch vor vielen Personen als Weisheit verkaufen will. Applaus für solche Ansichtskundgebungen kommt dann immer aus den Ecken, die in einer zwei-dimensionalen Welt leben und immer schon “Cancle Culture” und “Wokeness” als deren fundamentales Hindernis zum eigenen Lebensinhalt gesehen haben, also komplett unkritisiert jenes herauszuhauen, was fern ab jeglicher Vernunft liegt.

Dass so etwas dazu führen kann, dass man vor Sprachlosigkeit nach Luft schnappt hat bereits Fritze Merz nach seiner “Zahnarzt-Syrerflüchtling”-Aussage für sich klamiert: Schnappatmung haben nur immer die anderen. Immer. Immer die, die in Unrecht sind.

Und Gottschalk reitet das gleiche Pferd: “Alles Fotzen, außer Mutti. Insbesondere die, die meine Meinung nicht einfach mal so stehen lassen, sondern sich darüber auch noch echauffieren, weil sie mal aus meinem Bauch und nicht meinem Hirn kam.”

Es sind jene Pferdeschinder, die eine Art von Glück allein an der Beweglichkeit eines Rollstuhls ausmessen. Damit niemand Behinderung des Geistes als deren Art der Einsamkeitsmaß ausmisst.

Wichtig?

Absolut unwichtig.

Am Ende spielt es keine Rolle.

Darüber wollte ich nicht reden.

And in the end it doesn’t really matters …

Weil: das Problem eines Blogeintrags ist immer die Würze in der Kürze des Schlusssatzes:

Gottschalks Problem ist das, dass er damit nicht klar kommt, was er in den 1980ern und 1990ern selber mit Promis gemacht hat und womit er sich heutzutage als Person der sozialen Stellung („Promi“) auseinanderzusetzen hat. Ihn mangelt es an Verständnis von Vorgestern, Gestern und Heute. Er lebt ausschließlich im egozentrischen Heute und hat seinen Weg dahin (das Gestern und seine Herkunft) vergessen.

Das Treffen der Generationen findet ohne ihn statt. Und nun beklagt er sich, dass er nicht extra (explizit er) dazu eingeladen wurde. Statt sich selber drum ernsthaft zu kümmern, zieht er es vor, rumzunörgeln und sich in öffentlichen, populistischen Scheinargumente zu flüchten.

Nebenbei: Es ist nicht nur Gottschalks alleiniges Problem, es trifft so viele Boomer, Baby-Boomer und Gen X-Menschen. Und das ist traurig. Es gibt keine Erbhöfe, sondern immer nur ein Miteinander …

Punkt.

Ende.

Aus.

Ein Gedanke zu „Treffen der Generationen (4)

  1. Man, man, man….was für ein grottenschlechter Text! Lieber Franz, Du bist schon vor langer Zeit falsch abgebogen. Wie lebt es sich in diesem engen Mainstreamkorridor, in welchem es für ein früher geachtetes Querdenken keinen Platz mehr gibt? Beschäftige Dich mit der Agenda2030 und ihren absolut negationsresistenten Zielbeschreibungen. Und wenn Du das dann verstanden hast, brauchst DU Dich auch nicht mehr über die „Great Reset-Argumentationslinie“ eines Gottschalk zu mokieren. LG und Gute Besserung

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