Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (34): Demokratieverständnisse

Es ist schön festzustellen, dass das Demonstrationsrecht nicht durch das Infektionsschutzgesetz aushebelbar ist. Es zeigt, dass das Grundrechtsverständnis der Demokratie immer noch lebt.

Andererseits gibt es zu denken, dass wohl liebend gerne über Legislative und Exekutive regiert werden möchte und viele insgeheim dabei hoffen, dass die Judikative möge im Sinne von Gewaltenteilung, also “GewaltEnteilung” statt “Gewalten-Teilung” agieren (die richtige Betonung machte schon immer einen Unterschied). Wenn das Bundesverfassungsgericht den Law-und Order-Mentalisten aufzeigt, dass sie Grundrechte einfach ignorieren, ist das gut, zeigt zudem, dass das Grundrechtverständnis kein Allgemeingut der Ausführenden ist. Es gab bereits Stimmen, die darauf hinwiesen, dass die zuvor verhängte Ausgangsbeschränkung vom 21-März und die danach erfolgte Änderung des Infektionsschutzgesetzes vom 27-März (u.a.a. in der verschärften Version in Bayern) unter anderem auch beispielsweise gegen die vom Grundgesetz geschützte Versammlungsfreiheit verstoßen, sollte sie bei Demonstrationsanmeldungen zur Ablehnung des Demonstrationsrechts führen.

Jetzt muss man wissen, dass das das Infektionsschutzgesetz explizit das Grundrecht eines jeden einzelnen einschränkt und sich dem Grundgesetz direkt diametral gegenüber aufstellt. Interessant dabei ist, dass das Infektionsschutzgesetz per Verordnung (und ohne demokratisch erforderliche Anhörung des Bundesrates) eingesetzt wurde, dem Gesundheitsminister bundesweite Verordnungshoheit gibt und die Einschränkung der Grundrechte dafür öffentlich kaum erklärt wurde.

Jetzt spricht also das Bundesverfassungsgericht bei der willkürlichen Einschränkung der vom Grundgesetz geschützten Versammlungsfreiheit ein Machtwort. Das Anmelden von Demonstrationen sollte somit kein Problem mehr sein, wenn die Anmeldenden entsprechend sich Vorgaben (z.B. Abstandsgebot) machen. Das Problem bleibt dann eher bei der Exekutiven bestehen.

Am 7-April wurde die angemeldete Demonstration der Organisation “Seebrücke” zu dem Thema “#LeaveNoOneBehind” der Flüchtlinge auf Lesbos / Griechenland gewaltsam von der Polizei mit Hinweis auf die erlassene Ausgangsbeschränkung aufgelöst. Obwohl die Teilnehmer definierten 2 Meter Sicherheitsabstand zueinander hielten, sah die Polizei trotzdem in der Demo an sich einen Verstoß zum Infektionsschutzgesetz und auf das Recht der Allgemeinheit auf körperliche Unversehrtheit und einer potentiellen Bedrohung deswegen.

Vor drei Tagen räumte die Polizei eine Kunstinstallation in Dresden ab, welche zwei Menschen mit Pappaufstellern erstellt hatten. Sie stellten mit Pappaufstellern eine Demo nach, wobei darauf geachtet wurde, normale Passanten nicht zu behindern.. Bei der Kunstinstallation ging es um das Thema “Flüchtlinge” und deren Lage auf Lesbos. Die Polizei sah eine Gefährdung nach dem Infektionsschutzgesetz und beendete die Pappaufsteller-Demo und zeigte die beiden Organisatoren entsprechend an. Andere gab es nicht, die angezeigt werden konnten. Es waren nur jene zwei, welche diese Aktion durchgeführt hatten.

Zwei Tage später (also gestern) gab es die nächste Demo in Dresden: der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Sachsen (DEHOGA) stellte mehrere hundert Stühle auf den Dresdener Neumarkt auf. Auf Twitter finden sich problemlos Videos (#DD1704, #allgemeinverfügung, #Dresden, #Coronakrise) und Fotos (s.a. hier), bei denen man feststellen kann, dass die Polizei keine Probleme mit Verstößen nach dem Infektionsschutzgesetz hatte. Lag es eventuell am Thema der Demonstration? Oder hat es bei der Exekutiven eine Lernkurve gegeben?

Nun gut. Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen politischer Kunstinstallation und einer Deutsche Hotel- und Gaststättenverband-Demonstration. Das ist mir irgendwie klar. Allerdings lässt sich schon nachvollziehen, ab wann Polizei bereits bei geplanten Demonstrationen im Vorfeld mit dem Instrument des “Infektionsschutzgesetzes” eingegriffen hat und wie sie das Instrument währenddessen angewendet hat. Bei der DEHOGA-Demo jedenfalls nicht, bei “Seebrücke”-Aktionen jedenfalls immer. Und wenn es sein muss, Zentimetermessstab finden in jeder Einsatzplanungsjacke Platz …

Na ja, was bleibt mir noch übrig zu sagen? Lebbe geht weider. Auch in Corona-Zeiten.

Eine Ode an die Dorfsau

Wir brauchen eine Sau. Eine neue Sau. Die gestrige Sau ist uns schon wieder zu alt. Nur neue Säue lassen sich brandheiß durchs Dorf treiben. Der alten Sauereien hatte wir bereits genug und was interessiert uns unsere Sau von gestern.

Nein, es muss eine neue sein. Denn nur neue Säue sind leistungsfähig und brechen hoffentlich nicht vor der Ziellinie wie ein Schluck Wasser zusammen.

Neue Säue sind unsere Zukunft im Dorf. Wo kämen wir denn hin, würden wir immer wieder nur unsere gestrigen Säue durch unsere schöne Dorflandschaft treiben.

Dorflandschaft. Städte taugen dafür nicht. Denn eine Stadt sucht nur immer ihren Mörder. Ein Dorf maximal seinen Metzger. Für deren Sau. Die abgehetzte, durchs Dorf getriebene Sau. Oder hat schon mal wer etwas von einer Sau gehört, die durch eine Stadt getrieben wurde?

Städte sind die zoologischen Gärten der Menschheit, da passt keine Sau mehr rein. Die Götter leben in der Stadt, die Schweinehirten auf dem Dorf. Und somit passt es ja mit der innigen Beziehung zwischen Sau und Dorf.

Zudem ist im Dorf die Luft immer besser. Man sollte daher Städte prinzipiell nur noch in Dörfern bauen. Der Luft wegen. Außerdem könnte man dann auch ganz diskret der Sau beim Durchs-Dorf-Treiben die Stadt und deren Schweinereien zeigen.

Und weil die Dörfer immer größer werden, braucht es auch immer konditionell bessere Säue. Säue, die wissen worauf es beim Treiben ankommt. Säue, die ihren inneren Schweinehund besiegen und die Strecke meistern. Säue, die nicht wie Perlen vor die Säue gehen.

Nein, eine gesunde Sau muss es sein. Kein Spanferkel mit Stock im Arsch. Oder ein brünstiger Eber auf Brautschau. Nein, eine fesche Sau mit wohl proportionierten Rundungen muss es sein. Eine 1a-Zuchtsau mit Stammbaum! Nur die wollen wir durchs Dorf treiben. Alle anderen kommen in die Wurst und werden dann vertrieben. In der Metzgerei.

Also, lasst uns eine neue Sau durchs Dorf treiben. Und sollten wir mal keine 1a-Zuchtsau zur Hand haben, dann tut’s auch ne ganz normale Schweinerei. Kann auch ruhig ein Gesicht haben. Nur die Sau muss zumindest auch einen Klarnamen haben. Jawohl, Klarnamenpflicht.

Hauptsache, Sau durchs Dorf. Getrieben. Oder durchs Internet, wenn im Dorf sich mal wieder jeder selber im Weg steht. Zumindest immerhin eine Dorfsau treiben. Sau geht immer.

Man gönnt sich ja sonst nichts.

Halali!

Wie Waldi, der Rauhhaardackel, zum Bürgermeister gewählt wurde

“Was du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem andren zu!”

“Hör doch auf hier den Moralapostel zu spielen!”

Zwei Dutzend Menschen in einem Raum waren in erregter Diskussion. Nach dem vorzeitigen Ableben des alten Bürgermeisters sollte heute der neue Bürgermeister gewählt werden. Eigentlich war es eine klare Sache: die Partei “HdB” hatte vierundzwanzig Mandate und war die stärkste Partei. Danach kam die Partei “GmU” mit fünf Mandaten und ein einzelnes Mandat hatte der Vertreter der Partei mit dem sperrigen Namen “PfgUiW5”.

Nur uneigentlich war die Sache nicht so klar. Denn in der “HdB” wollten gleich zwei den alten Bürgermeister beerben. Zuerst kandidierte Heinz Rüdiger Selbtal, Vorsitzender des größten Bürgerschützenvereins im Ort und passionierter Jäger. Doch noch am selben Tag reichte auch Stefan Maier seine Kandidatur ein. Auch Stefan Maier hatte einiges an Reputation vorzuweisen: er war promoviert in Agrarwirtschaft, führte den dortigen Bauernverband an und war zudem offizieller Kreisliga-Schiedsrichter des DFBs. Beide standen sich nahezu unversöhnlich gegenüber, weil der eine als Jäger sich permanent vom Bauernverband gemaßregelt fühlte und der andere stetig kritisierte, dass die Jäger vollkommen rücksichtslos mit deren SUVs über die Äcker der Bauern fahren würden. Anfangs sah es nach einer eindeutigen Sache aus: im Falle seiner Wahl zum Bürgermeister hatte Heinz Rüdiger Selbtal Stefan Maier den Posten als stellvertretenden Bürgermeisters plus das Recht auf zwei Reden pro Halbjahr auf wichtigen Veranstaltungen angeboten. Aber Stefan Maier war nicht einverstanden, bot wiederum Heinz Rüdiger Selbtal den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters plus das Recht auf einer Rede pro Halbjahr an.

“Leute, so kommen wir doch nicht weiter”, mahnte der Alterpräsident der “HdB”, “in einer Viertel Stunde müssen wir hier raus und in den Abstimmungssaal und unseren Kandidaten präsentieren. Wenn wir keinen präsentieren können, dann riskieren wir eine riesen Blamage, weil dann nur die ‘GmU’ einen Kandidaten haben wird und wir keinen. Will das wer von Euch?”

Die Versammelten schwiegen. Kein Mucks war zu hören.

“Heinz Rüdiger”, fuhr der Alterpräsident fort, “Heinz Rüdiger, könntest du nicht noch ein besseres Angebot an Stefan machen? Und Stefan, was könntest du Heinz Rüdiger anbieten, damit er deine Kandidatur eventuell unterstützen würde.”

“Nun”, setzte Stefan Maier an, “ich könnte mich dazu überreden lassen, dass er das erste Bier bei der Kirmeseröffnung gezapft bekommt.”

“Und das Anrecht, die frisch ernannte Weinkönigin auf eurem Winzerfest als Erster zu küssen!”, ergänzte Heinz Rüdiger Selbtal fordernd.

“Niemals! Du alter Lüstling! Dieses Anrecht hat nur der Vorsitzende des Bauernverbandes!” protestierte Stefan Maier.

“Den kannst mir auch anbieten, den Vorsitz!” fügte Heinz Rüdiger Selbtal lakonisch hinzu.

“Leute, Leute,” hub der Alterspräsident an, als das Raunen im Raume immer lauter wurde, “mehr Ernsthaftigkeit!”

“Kann ich auch mal einen Vorschlag machen?” Eine junge Frau war nach vorne getreten. Der Alterspräsident nickte.

“Petra Diekmann, Sie haben das Wort.”

“So wie es aussieht”, begann Petra Diekmann, “werden wir in den verbleibenden zwölf Minuten nicht fertig. Wir brauchen eine pragmatische Ersatzlösung.”

“Und wie soll die aussehen? Etwa Frauenpower?” warf Heinz Rüdiger Selbtal ironisch dazwischen und erntete damit ein paar Lacher.

“Herr Selbtal, auch Sie müssten den Ernst der Lage erkannt haben. Sollten wir uns auf keinen gemeinsamen Kandidaten einigen können oder sollten wir gar zwei Kandidaten präsentieren, dann lacht über uns die ganze Gemeinde und dann wird es schwierig für die absolute Mehrheit bei der nächsten Kommunalwahl werden. Egal, welche der beiden Möglichkeiten wir jetzt wählen – keinen Kandidaten oder zwei Kandidaten – , man wird über uns lachen. Wir sollten also versuchen zumindest die Lacher auf unserer Seite zu bekommen. Denn wer zuletzt lacht, lacht am besten.”

“Und wie soll das gehen?”, warf Stefan Maier ein.

“Erinnert ihr euch noch an den Fall mit dem Rauchverbot in den Kneipen hier? Damit das in unserer Gemeinde nicht umgesetzt werden sollte, hatte der alte Bürgermeister doch einfach mal unsere Gemeinde zur „’Geschlossenen Gesellschaft’ erklärt und damit gemeint, das allgemein angeordnete Rauchverbot umgehen zu können. Bis das Verwaltungsgericht diese Anordnung des alten Bürgermeisters für ungültig erklärte und dann darüber ganz Deutschland erfuhr. Und was passierte? Rainer Weiß vom Heimatverein hatte das direkt als Steilvorlage für sein Marketing verwendet und schwups hatten wir kurz darauf einen Haufen Touristen, welche wissen wollten, was für pfiffige Bürger wir wären und wo wir so leben würden.”

“Und?”

“Lasst uns das gleiche nochmals machen. Jetzt bei der Bürgermeisterwahl.”

“Die Idee hört sich nicht schlecht an, Frau Diekmann”, unterbrach der Alterspräsident, “aber wie soll das genau gehen?”

“Lasst uns einen Dackel zur Kandidatur aufstellen.”

“Einen Dackel?”

“Einen Dackel.”

“Aber Frau Diekman”, warf Heinz Rüdiger Selbtal ein, “das ist so ein Mist, ihr Vorschlag. Von Ihnen hätte ich qualifizierteres erwartet. Da wird maximal ein Hund in der Pfanne verrückt, bevor es niemandem auffällt, dass wir einen Dackel zur Kandidatur aufstellen. Also bitte. Nein, das ist ein schlechter Vorschlag.”

“Wieso nicht?” gab Stefan Maier kontra, “die anderen sind doch so beschränkt, denen fällt das nie und nimmer auf. Und am Schluss sagen wir einfach: ’He, da wurde ein Dackel zum Bürgermeister gewählt, die Wahl ist ungültig, wir müssen die am Montag wiederholen!’ Und schon haben wir ein Wochenende mehr Zeit, um einen wirklich würdigen Kandidaten aufzustellen.”

“Das könnte funktionieren”, stimmte der Alterspräsident zu, “lasst es uns einfach mal versuchen. Frau Diekmann, ich möchte wetten, Sie haben einen passenden Dackel, den wir zur Kandidatur in den Kandidatenbogen eintragen können?”

Frau Diekmann nickte. “Mein Rauhhaardackel ’Waldi’.”

Frau Diekmann stemmte ihre Handtasche hoch und aus der Öffnung schaute treuherzig dreinblickend ein grauer-brauner Dackel. Alle schauten sie sprachlos an. Doch mit einem mal setzte ein zustimmendes Gemurmel ein.

“So machen wir es. Die Deppen werden nicht bemerken und dann haben wir die Lacher auf unserer Seite!”

“Aber wir können doch nicht einfach ‘Waldi’ auf den Bogen schreiben,” meinte der Alterpräsident leise zu Frau Diekmann.

“Schreiben Sie einfach ‘Waldemar von und zu Hohenstimber’“, sagte Frau Dieckmann laut und ergänzte zum Alterspräsident flüsternd: „und in Klammern einfach ‘geborener Rauhaar’. Aber dann ‚Rauhaar‘ mit einem ‚h‘. Dann müsste es passen und keiner merkt es.” Der Alterspräsident nickte und schrieb den Namen auf den Bogen.

Bei der Verkündigung der Kandidaten gab es nur zwei Namen. Es herrschte anfangs ein wenig Verwirrung bei der “GmU” wegen dem Namen ‘Waldemar von und zu Hohenstimber’, aber irgendwie fragte auch keiner weiter nach, was die Angehörigen der “HdB” nur belustigte.

Die Auszählung der Stimmen war vorbei. Im Saal herrschte Ruhe. Der Wahlleiter trat vor die versammelte Menschenmenge aus Neugierigen, Journalisten und Politikern.

“Die Stimmauszählung fand unter notarieller Aufsicht statt und das Ergebnis steht fest. Es wurden 30 Stimmen abgegeben und keine war ungültig. Auf den Kandidaten Hubert Steinmetz entfielen fünf Stimmen und auf den Kandidaten Waldemar von und zu Hohenstimber entfielen 26 Stimmen.”

Ein Lachen setzte ein und ein vereinzeltes “Die haben einen Dackel gewählt” halte im Raum. Heinz Rüdiger Selbtal und Stefan Maier hielten gemeinsam feixend einen Dackel und waren dabei, sich einen Weg nach vorne zu erarbeiten.

“Ich bitte um Ruhe. Und bitte unterlassen sie Verunglimpfungen. Ein wenig mehr Anstand, darf ich doch bitten. Jemanden als Hund zu diffamieren ist diesem Hause nicht angemessen. Ich bitte den Kandidaten Waldemar von und zu Hohenstimber von der der Partei ‘Partei für ganzjährigen Urlaub im Wahlkreis 5’ nach vorne.”

Heinz Rüdiger Selbtal und Stefan Maier stockten und ließen den Dackel zu Boden gleiten. Ihnen fiel wieder ein, woher sie diesen sperrigen Namen schon mal gehört hatten. Bleich waren sie geworden und als sie in die Gesichter ihrer Kollegen blickten, waren auch diese erheblich blasser geworden.

Der Kandidat Waldemar von und zu Hohenstimber stellte sich an das Rednerpult: “Sehr verehrter Wahleiter, lieber Wahlkreis 5, liebes Publikum, ich nehme diese Wahl an. Und besonders möchte ich mich für die Stimmen der Kollegen  der Partei “Hoch die Bürger” bedanken. Zudem möchte ich auch gleich eine Personalie bekannt geben: Frau Petra Diekmann ist vorhin in meine Partei eingetreten und ich setze sie hiermit als stellvertretende Bürgermeisterin ein. Petra, kannst du mal nach vorne kommen.”

Zehn Sekunden war es still. Mausestill. Man konnte Stecknadeln fallen hören. Doch dann brach etwas los, was in den überregionalen Tageszeitungen als “Rathaussturm” beschrieben wurde. Es soll dabei mehrere Verletzte gegeben haben. Die Polizei musste diesen “Sturm” mit Schlagstockeinsatz beenden. Festgenommen wurden dabei zwei Politiker, die sowohl wegen erheblicher Körperverletzung als auch wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt auffielen. Gegen beide wird noch ermittelt. Sie sollen inzwischen ihre Posten und Ämter aufgegeben haben und auch nicht mehr in der Gemeinde leben.

Waldemar von und zu Hohenstimber (geborener „Rauhaar“) und Petra Diekmann heirateten noch im gleichen Jahr.

Was aus dem Rauhhaardackel wurde, ist unbekannt.

Talking like Donalds way to speak – die lebende Phrasendreschmaschine ohne Punkt und Komma

Believe me, I am very, very, very proud to be here. A lot of people are saying, that I should be glad about it. That’s just, what I had heard. I must tell you in all fairness and I’m a believer in it, this is an incredibly fantastic place to give a sophisticated speech to you, my hard working shop people, in this amazing village.

And it is a special village to be perfectly honest, because a lot of people tell me that the crooked Clinton politicians and ridiculous whitch hunt society of the dishonest democratic party had no audience here. Dozens of people have called me to tell me that these democratic party people are really, really not honest persons. I don’t know, but that is what people are telling me. That is so sad. And believe me, in the whole world nobody is playing in the big league, as we do now. That’s just what I had heard! Also in the massive outstanding FoxTV. I’ve seen this, and I’ve sort of witnessed it—in fact, in two cases I have actually witnessed it. And not like the staggering ridiculous Fake News.

You know Fake News? You Know? Everybody knows it in Canada, Europe, Germany and so on. In Germany fine people created its own word for it and call it ‘lu-gen-pres-se’. It is major, major sad for this world we have big Fake News. Even they call themselves journalists. So unfair. So stupid. But what I’ve heard, everyone is now saying that the loser shithole-pages are absolutely overrated talking about  journalism at all. We will not do any rude out of control censorship, because we are fine democratic republicans and extremely not crooked democrats, okay? This will not gonna happen that I can tell you.

To be perfectly honest I went here yesterday to meet my great mate of the honest republicans. I’m a believer in him. However in the one of the democrates for sure not. Well, I mean, we defend everybody. Yes, we defend everybody. No matter who it is, we defend everybody. We’re defending the world. But that person, he’s just a low-energy person, let’s face it. We don’t need low energy. We need lots of energy. Like my amazing mate here, at this very, very, very, great place.

Before assisting a fantastic movie in his private outstanding movie theatre, we talked about beautiful tarrifs for unfair car imports in future. How many BMWs you have seen in this village? Dozen more than Camaros you will encounter not in Berlin. Great tarrifs will make not only this elegant village, but entire  America strong again. And your phenomenal village also.

Before we saw that outstanding movie we ate special steakes. Everyone is now saying, how I can ate a steak, when the goofy BMWs are flooding  our beautiful country. Flooding like the African Americans, the blacks, the cyber, the Latinos and the women? Yes, weak women. Worst women cause a lot of car accidents. Well, this week some pathetic people confronted me with boring facts that undermine my honest statement. Okay, but someone is causing those ridiculous accidents and we do have to do something against it, don’t we? Believe me, I’m doing very well with getting away with murder. We will hit a home run. I must tell you I have many, many friends and a huge and incredibly support of unbelievable people, and all of the extremely numerous complete and total clowns  doesn’t have a clue, why I’m doing very well with assisting movies at my powerful republican mate.

We saw the outstanding Apache movie “July 12, 2007 Baghdad airstrike” against sad Fake News members and disgusting terrorists. And after this we assisted the tremendous documentation about a brilliant  man of a fantastic show called “You are dismissed”. Believe me, in all fairness, I have never seen before, ever such a tremendous reality show on TV.

And since we had a good time, we continued watching “Stormy Daniels” in “Desert Storm 2”, a brilliant and elegant documentation of a special soldier, who has a avoided very, very, very not smart hostage situation with a sad woman of porn in Iraque supported by crooked democrats.

My hard working shop people a lot of people are saying, I am great. The proof of my hard work? It’s going to be amazing. Believe me. My friends, who happens to be a very famous fashion and hard working model, told me I dress very well and even more, I am working unbelievably tremendous hard. And I am doing it for you, believe me.

God bless you all and vote not for the boring candy in November, but for the amazing people of my party. To make America strong again.

Meine Damen und Herren, der Vertreter der republikanischen Partei hat vorhin gesprochen. Das Publikum applaudiert stehend.

Das Wichtigste lässt sich kurz zusammenfassen: in diesem Ort der USA, in dem er die Rede hielt, dort werden gerne deutsche BMW-Fahrzeuge gekauft – etwas, was sehr positiv anzumerken ist – und am Vorabend seiner Rede hatte er mit seinem lokalen Abgeordneten begeistert sowohl Splatter-Movies als auch einen Porno angeschaut.

Darüber hinaus empfahl er den Zuhörern, im November für die Republikaner zu wählen, und dass er weiterhin an den nationalen Slogan “Make America great again” glaubt.

Wir schalten jetzt zurück in unser Studio nach Dresden, in dem unser Chef-Redakteur über die neuerlichen Vorwürfe des amerikanischen Redners über die “Fake News”-Presse mit dem Vertreter der AfD reden wird. Er wird kritisch nachfragen, welche Straftaten Fake-News-Mitarbeiter, welche sich ja selber auch gerne als deutsche “Qualitätspresse” bezeichnen, für gewöhnlich begehen und zwar ohne jeglicher rechtlicher Ahndung.

Von hier aus einen Guten Abend aus Little Village World und nach der Werbung direkt zurück nach Dresden.

Nachrichten aus dem Untergrund

Neulich redete jeder über jene “Momo”-Nachricht mit dem angeblichem Schock-Bild, welche per WhatsApp an Kinder verschickt wurde. Hintergrund ist eine japanischen Special-Effect-Firma, welche Horrorgestalten u.a.a. Make-up-Masken von Zombies für Fernseh- und Filmproduktionen herstellt. Und aus deren Produktion stammt jene Skulptur, dessen Bild ungefragt für die “Momo”-Nachricht verwendet wurde und sich besonders bei Kindern in Deutschland auf deren Smartphones verbreitete. Die besorgten Mütter und Väter sahen in Folge dessen das Seelenheil ihrer Sprösslinge gefährdet und wandten sich direkt an die Polizei. Die Polizei diverser Bundesländer gab u.a.a. über die Social-Media-Kanäle dann entsprechend Warnungen an interessierte Eltern heraus. Kurz darauf war diese “Momo”-Nachricht in den Medien und jeder empörte sich, dass Kinder zu erschrecken, unterste Schublade sei. Psychologisch und moralisch. Unerwähnt blieb dabei regelmäßig, dass in der Europäischen Region die Nutzung von WhatsApp gemäß deren Nutzungsbedingungen Jugendlichen erst ab 16 Jahre erlaubt ist, aber generell nicht Kindern. Die darauf folgende Besorgnis der Väter und Mütter war daher auch, dass Smartphones an Schulen untersagt werden sollten. Dieses Ansinnen wurde von diesen besorgten Müttern und Vätern mit dem Hinweis bekämpft, dass die Erreichbarkeit derer Kinder über WhatsApp und Telefon Grundrecht sein müsse.

Erwachsene schreckt man nicht mit “Momo”-Nachrichten. Gruseln mit entsprechender Reaktion darauf geht anders. Erheblich moderner und geschickt getarnt mit dem Deckmantel der bedrohten Information. So erhielt ich letztens per WhatsApp zwei gleichlautende Nachrichten. Der Inhalt schürte direkt am Anfang die Besorgnis, dass jene Nachricht wohl möglich schon bald einer Zensur zum Opfer fallen könnte. Die Nachricht handelte über den Brief einer “iranischen Christin” an die deutsche Öffentlichkeit. Dafür, dass jene fundamentalistisch gegen moslemische Immigranten gerichtete Nachricht nach Ansicht des Verfassers recht bald gelöscht werden wird, war sie schon recht lange im Umlauf. Spuren zu diesem als “Kommentar” deklarierte Nachricht führten auf den Facebook-Account der AfD Solingen.Im Jahr 2016 tauchte dieser “Kommentar” auf und wurde von einem habilitierten und promovierten Menschen sofort auf seinen Seiten weiter verteilt. Dass dieser Mensch der CDU angehörte, dass er intensive Kontakte zur NPD und DVU hatte und dass er jetzt in MeckPom für die AfD als MdL in dem Landtag sitzt, so etwas fällt bei solch einer Recherche als Nebenprodukt ab. Dass der “Kommentar” aber gleich drei unterschiedlichen Autorinnen (“Susa Patricia”, “Daggy Beygang” und “Ami Ines”) zugeschrieben wird, lässt stark vermuten, dass der “Kommentar” ausschließlich in den Köpfen anderer geschrieben wurde. Und dass dieser “Kommentar” am Anfang die Besorgnis schürte, der Inhalt könnte wohlmöglich schon bald einer Art Zensur zum Opfer fallen – also mittels eines Eingriffs auf meinem Smartphone durch staatliche Kontrollinstanzen – das ist dann regelrecht absurd. Und wenn man dann noch feststellt, dass der “Kommentar” es bereits in verschiedenen einschlägigen Büchern geschafft hat, dann wird diese Besorgnis vor einem Löschen erst recht skurril.

Und ich hätte es dabei bewenden lassen, wäre nicht die dritte gleichlautende besorgte WhatsApp-Nachricht eingetroffen. Daher schrieb ich auch allen dreien zurück, teilte denen die Ergebnisse meiner Recherche mit und bat diese Mitmenschen mich aus deren AfD-Filterblase heraus zu halten. Dass ich dann von zweien per Ankündigung geblockt wurde und der dritte mir empfahl zu chillen, das hatte mich dann allerdings nicht wirklich weiter tangiert.

Wesentlich mehr hatte es mich dann berührt, dass ich am gleichen Nachmittag beim Aufbrechen aus einem Kaffeehaus mitbekam, wie eine Frau einer anderen Frau an deren Tisch diesen “Kommentar” vorlas, während das Kind daneben die Frau kurz darauf unterbrach und krähend ihr die “Momo”-Nachricht von deren Smartphone hinhielt. Zu soviel erregter Besorgnis – direkt akkumuliert an jenem Tisch – fiel mir nichts mehr ein. Außer: es ist wieder Wahlkampfzeit.

Link: Peter Gabriel: We do what we’re told (Milgram’s 37)

 

Ertrage die Clowns (10): Über Rough Music, Halali, Horrido und das erfolgreiche Ende eines Haberfeldtreiben

Im Jahr 1949 steckte sich der junge Joachim Fest einen Zettel ins Portemonnaie, den er bis zu seinem Tode mit sich führte. Auf dem Zettel stand der Satz:

„Ertrage die Clowns!“

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Bei “Rough music” handelte es sich um einen Begriff, der in England gebräuchlich war. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts diente der Ausdruck eine lautstarke Kakophonie, genutzt um Spott oder Beleidigungen gegenüber Einzelpersonen auszudrücken, welche beschuldigt wurden, gewissen Normen einer Gesellschaft nicht respektiert zu haben.“Rough music” war eine Form der Manifestation mit Strafcharakter gegen diejenigen, die die aktuellen Normen des Gemeinschaftsverhaltens missachten. “Rough music” konnte wegen verschiedenen Umständen realisiert werden: kleine Diebstähle unter Nachbarn, Ausdruck der Missbilligung einer richterlichen Entscheidung, gegen unbeliebte Mitarbeiter, gegen die Polizei, gegen Informationsträger, gegen Leichendiebe, gegen Rekrutierer, gegen unpopuläre und mormonische Prediger, aufgrund ungerechter Entlassungen, gegen die Vertreibung einer Familie aus der Hütte des Arbeitgebers, usw. “Rough Music” zeigte sich als rauer Lärm, ohrenbetäubendes Gelächter und obszöne Pantomimen den zu Bestrafenden gegenüber.

Die britische “Rough Musik” hatte seine Entsprechungen in Frankreich als “Charivari”, in Italien als “Scampanate”, in Bayern als “Haberfeldtreiben”, in nördlicheren deutschen Gefilden als “Thierjagen”. Der Begriff “Katzenmusik” hat seine Ursprünge in der Anwendung ebenfalls daher. “Haberfeldtreiben” und “Thierjagen” gehören nicht zu den Ruhmesblättern der deutschen Geschichtsschreibung, weswegen dazu auch nicht viel zu finden ist. Weiterlesen

Ertrage die Clown (9): Über Grautiere, Mohrrüben und wer den Karren aus dem Dreck ziehen soll …

Im Jahr 1949 steckte sich der junge Joachim Fest einen Zettel ins Portemonnaie, den er bis zu seinem Tode mit sich führte. Auf dem Zettel stand der Satz:

„Ertrage die Clowns!“

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In einem Land vor unserer Zeit – und das sagten mir wissende Leute im ehrlichen Brusttone der felsenfesten Überzeugung – muss es wohl geklappt haben, dass man eine an einem Stecken gebundene Mohrrübe dem einfachen Esel vor der Nase hielt und das Grautier dadurch animierte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, welchen der Kutscher vorher angerührt hatte, um andere zuvor durch selbigen zu ziehen.

Heute soll das ja nicht mehr funktionieren. So sagt man. Oder zumindest jeder von sich und über sich. Denn niemand lasse sich mehr vor einem Karren anderer spannen. Solle doch jeder selber zusehen, aus den Dreck zu kommen, in dem er bis zum Halse drin sitze. Eigenverantwortung. Und dabei ist es auch komplett egal, ob Dreck in der eher appetitlicheren Farbe wie “braun” angerührt wurde und ob der Dreck jemandem anderen als Schokolade mit 85% Kakaoanteil … also, Kakao gestreckt mit 15% Schokoladen … wohl angemerkt, der besser-als-andere-seiende-Bürger rümpft beim Wort “Verschnittwein” aristokratisch das feine Näschen, verlangt es ihm doch lieber nach einem guten “Cuvee”, was er sich auch gerne teuer zu stehen kommen lassen mag … also, um zu den angefangenen Satz von vorher zurück zu kommen, dass es also komplett egal ist, ob sich jemand durch den Kakao ziehen lässt, wenn er sich dabei nur das Recht ausbittten lassen darf, aus selbigen auch noch zu trinken.

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Wenn die Fahne weht, steckt der Verstand in der Trompete

„Und jeden Morgen steht ein Idiot auf.“

„Wie belieben?“

„Ich sagte Dir: Und jeden Morgen steht ein Idiot auf.“

„Wegen der Wahl in den USA?“

„Ich weigere mich in Zukunft, auch nur ein Wort Englisch zu sprechen!“

„So schlimm?“


„Erst der Brexit und dann der Trump. Von solchen Dummköpfen kann ich mich nur distanzieren und mit der Sprache fange ich an. Aus welchem Grund soll ich deren Sprache sprechen?“

„Um sie zu verstehen? Zwecks Völkerverständigung?“

„Scheiß auf Deine dummdreiste Völkerverständigung. Ich werde die Tommies und die Amies spüren lassen, dass ich keineswegs gewillt bin, ihre Sprache mehr zu sprechen. Soviel Eier habe ich, keine Angst. “

„Eine Frage der Eier?“

„Es kotzt mich an, dass die Sprache dieser Idioten Weltsprache sein soll. Die ist primitiv wie ihre Einwohner. Deren Mehrheit sind unverantwortliche, selbstherrliche Ignoranten. Sie sind dumm. Nicht böse, aber dumm. Sie haben keine Ahnung.“

„Jetzt haben Sie aber Donald Trump zitiert.“

„Was?“

„Sie haben mit Ihrem letzten drei Sätzen Donald Trump zitiert. Sie tanzen den Donald-Trump-Niveau-Limbo.“

„Na und? Warum darf ich nicht das sagen, was meine Freunde und jeder andere auch bereits im Internet auf Facebook und Twitter sagen? Was interessiert mich, was dieser Arsch mit Ohren auf zwei Beine ablässt? Der beleidigt doch, ich nicht. Ich sag nur die Wahrheit. Oder darf man die nicht mehr sagen? Oder hältst du etwa zu so einem Rassisten, Sexisten, Fremdenfeind und Umweltverächter, der unsere Welt in den Abgrund stoßen will?“

„Also sollte man wegen Brexit und Trump in Zukunft amerikanisch-englische Produkte und Geschäfte meiden und keine englisch-sprachige Musik mehr hören?“

„Vielleicht. Ich höre weiterhin Udo Lindenberg und die Toten Hosen.“

„Beide singen auch in Englisch.“

„Da schalte ich in Zukunft immer ab. Die Eier dazu habe ich.“

„Eier? Soso. Wissen Sie, was?“

„Was?“

„Wissen Sie, wie man mit rohen Eiern umgeht?“

„Wie?“

„Man haut Sie öffentlich in die Pfanne.“