Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (29): Ostermontag

Ostermontag. From dawn till dusk.

Das Fernsehprogramm hat nach dreimaligen Durchsehen der Programm-Software nichts spannendes zu bieten. Die Streaming-Dienste und Mediatheken bieten Angebote so spannend wie trocknende Farbe.

Die Baustelle steht still. Nichts bewegt sich, außer der Kran im Wind. Mein Rechner rendert den Timelapse, den ich mit meiner Kamera aufgenommen habe. Titel: Kran wie ein Fähnchen im Wind. Uninteressant.

Unweit bollert ein 8-Zylinder vorbei. Wahrscheinlich macht jemand triftige Besorgungen. In den Nachrichten wird gesagt, dass die Mehrheit sehr diszipliniert war und nicht mit deren Fahrzeugen zum Ausflug in die Umgebung fuhr. Ich wäre gerne undiszipliniert gewesen, aber ich besitze kein Fahrzeug. Drum nehme ich das Lob aus dem Fernseher mal persönlich.

Das Telefon schweigt. Bis auf eine Nachricht. Per WhatsApp weist mich ein Bekannter darauf hin, dass alle Corona-Infos nur Fake sind, um uns dienstbar zu machen. Ich überlege die Block-Funktion zu aktivieren, lass es aber. Über jedes Stöckchen muss ich nicht springen, was mir irgendwer hinhält.

Ich zappe mich in verzweifelter Schwermut wieder durch alle Fernsehkanäle. Auf einem Programm erklärt ein Werbespot, dass in der aktuellen Situation niemand alleine sei. Ich schaue mich um. Niemand anwesend. Ich bin allein. Leere Floskeln für eine fast leere Kleinwohnung mit einer leeren Weinflasche vor mir.

Draußen bollert erneut ein 8-Zylinder vorbei. Mit triftigen Gründen.

Dieses Ostern geht zu Ende. Morgen ist ein anderer Tag.