Georg Schramm im TV: Meister Yodas Ende – Über die Zweckentfremdung der Demenz

Für alle Fans des genialen Georg Schramm und seinen Kunstfiguren im Kabarett

Georg Schramms neustes Programm „Meister Yodas Ende – Über die Zweckentfremdung der Demenz“ wird demnächst im Fernsehen ausgestrahlt.

Es beginnt im Fernsehkanal „ZDFkultur“.
13. September: 20:15 – 21:45 / 14. September: 02:55 – 04:25 / 14. September: 09:15 – 10:45

Weiter geht es in „3SAT“
25. September: 22:30 – 23:15

Und zu guter Letzt werden alle nochmals bedient, die es bis dahin immer noch nicht geschafft hatten sich das grandiose und zugleich feinsinnig gestrickte Programm von Georg Schramm anzuschauen:
01. Oktober: als Bestandteil der „Lange Nacht der Kleinkunst“ im „ZDF“ von 00:50 bis 04:40

In der letzt genannten Sendung treten dann auch noch Volker Pispers & Gäste und auch noch Hagen Rether mit einem 2011-Update zu seinem Programm „Liebe“ (hoffentlich ohne permanent erhobenen moralischen Zeigefinger, wie letztens bei Hagen Rether leider oft fest zu stellen)

Tipp für alle, die sich das ganze digital aufnehmen möchten, aber keinen Rekorder zu Hause stehen haben:
„Bong.TV“ bietet einen kostenlosen, einwöchigen Account, über den sich Fernsehprogramme (sogar in HD!) aufzeichnen und nachher herunter laden lassen. Einfach rechtzeitig dort anmelden, aufzeichnen und später anschauen. Bong.TV bietet zwar „ZDFkultur“ nicht an, aber „3SAT“ und „ZDF“ sind dort zur Aufnahme programmierbar. Internetadresse ist bong.tv (einfach als url eingeben).

Georg Schramm und seine anderen Egos

»Georg Schramm gibt es nicht.«
»Auf der Bühne existiert er nicht.«
Georg Schramm

Der Name »Georg Schramm« ist seit der ZDF-Kabarett-Sendung »Neues aus der Anstalt« für viele Menschen in Deutschland ein Begriff. Bekannter als er selber sind aber inzwischen seine Spielfiguren: Lothar Dombrowski, Oberstleutnant Sanftleben, der alte Sozialdemokrat August und die rheinische Frohnatur des Pharmareferenten.
Wer aber ist Georg Schramm selber?
Lothar Dombrowski schrieb dazu in seinem Buch »Lassen Sie es mich so sagen … Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit«:

»Ich habe all die Jahre Georg Schramm als Pseudonym benutzt, seine Vita erfunden. Er der Offizier Sanftleben und der alte Sozialdemokrat August sind Spielfiguren, Abspaltungen meiner Person, … . Im realen Leben gibt es nur mich, Lothar Dombrowski, …«

Es verwirrt.
Der Name »Lothar Dombrowski« an sich ist schon länger ein Begriff als der Name »Georg Schramm«. »Lothar Dombrowski« war ein ehemaliger Sprecher der »Tagesschau« (s.a. Bild links).
Aber wer ist jener »Lothar Dombrowski«, dessen Name von jenem Tagesschau-Sprecher entlehnt wurde und den Sprecher vergessen lässt?
Wer ist Georg Schramm?

Georg SchrammWer die Auftritte des unfreundlichen Lothar Dombrowski in der ZDF-Kabarett-Sendung »Neues aus der Anstalt« oder auch von Georgs Schramms letzten Programms »Thomas Bernhard hätte geschossen« her kennt, der gerät leicht in die Gefahr, diese Spielfigur mit der Person Georg Schramm gleich zu setzen.

Wer ist der Georg Schramm also? Hierzu findet sich viel Geschriebenes im Internet. Und es finden sich viele Videos über Georg Schramms Spielfiguren, sei es in der ZDF-Mediathek, sei es bei podcast.de oder bei YouTube.

Durch Zufall traf ich hierbei auf eine Sendung vom Deutschlandfunk aus dem Jahr 2008. Im Programm »Zwischentöne« hat Joachim Scholl mit Georg Schramm an die 90 Minuten ein lockeres Gespräch geführt: über die Figuren des Lothar Dombrowskis, des Oberstleutnants Sanftleben und des Sozialdemokraten August, über Georg Schramms vorherigen Programms »Thomas Bernhard hätte geschossen« und über die Sendung »Neues aus der Anstalt«.
Der Deutschlandfunk bietet dieses Gespräch noch immer in zwei Teilen zum Download im mp3-Format an:

Teil 1
Teil 2
Playlist

Es lohnt, sich die 1 ½ Stunden Zeit zu nehmen und hinein zu hören.
Es macht Lust auf Georg Schramms neues Programm »MEISTER YODAS ENDE – Über die Zweckentfremdung der Demenz« und tröstet auch darüber hinweg, dass Georg Schramm zum letzten Mal mit Urban Priol in drei Tagen am Dienstag, den 8-Juni-2010, in »Neues aus der Anstalt« auftreten wird (22:15 Uhr, ZDF; Gäste: Frank Markus Barwasser, Monika Gruber und Jochen Malmsheimer).

Bürgers Geld gegenfinanziert ohne Steuererhöhungen

In seinem Programm „Thomas Bernhard hätte geschossen“ stellte Georg Schramm ein Konjunkturprogramm vor, welches beeindruckend einfach erscheint. Georg Schramms Bühnenfigur des Seminarleiters erklärte dieses Konzept mit dem Charme „gegenfinanziert ohne Steuererhöhungen“ und „garantierte Stütze der Wirtschaft“.

Basis dieses Konjunkturprogramms ist 1/3 der deutschen Bevölkerung. Dieser Bevölkerungsanteil zahlt keine Steuern, weil dieser zu jung oder zu alt ist oder auch zu wenig verdient. Diesem Bevölkerungsanteil Geld zu geben, würde bedeuten, dass sie es nicht sparen sondern sofort konsumieren würden. Also kommt diesem Anteil ein erheblicher potentieller, konsumtreibender Faktor zu: die wirtschaftliche Kurbel zum Hochdrehen der hustenden Binnennachfrage.

Momentan haben wir 6 Millionen potentielle Wirtschaftsimpulsgeber, die von Hartz IV leben. Wohlgemerkt, es sind Hartz IV-Empfänger und keine Arbeitslosen. Denn Arbeitslose sind nochmals 4 Millionen. Das macht also alles zusammen ein Potential von 10 Millionen Menschen.

350 Euro als Hartz IV-Satz sind für diese Wirtschaftwachstum-Ankurbler im Augenblick knallhart kalkuliert. Damit ist er gerade unterhalb jeder Fähigkeit, irgendeine private Anlagen zu tätigen oder auf Demos zu reisen. Aber immer noch gerade über der Hungergrenze. Wenn 50 Euro davon in den Einzelhandel gehen, dann ist das schon wirtschaftlich positivistisch dargestellt.

Daher machte Schramms Bühnenfigur die folgende Rechnung auf:
Jene 6 Millionen Hartz-IV’ler kosten dem Steuerzahler bis zu deren Ableben hochgerechnet

– 700 Euro Hartz IV inkl. Zuschüsse und Verwaltungskosten
– 1200 Euro monatlich durchschnittlich vom 55 Lebensjahr ab an wegen Gesundheit, Sozialem und Rente (das 55. Lebensjahr ist das statistische Jahr, wo der Bürger mehr kostet, als er dem Staate einbringt laut einer Studie der Deutschen Bank).

Damit ergeben sich rechnerisch 600.000 Euro vom 55. Lebensjahr bis zum statistischen Tode im 80. Lebensjahr. Also 600.000 Euro, die der Staat für seinen Bürger vom 55. Lebensjahr bis zum Sterbealter von 80 Jahren investieren muss. Von dieser Summe gehen dabei kaum mehr als 6% in den Einzelhandel, was zu wenig für einen wirtschaftlichen Aufschwung oder gar wirtschaftliche Stützung ist.
6% sind eine schlechte Rendite. Georg Schramms Bühnenfigur bemerkte folgerichtig, dass für so eine Rendite ein Ackermann morgens nicht mal aufstehen würde.

Würden allerdings einem 25-jährigen Jugendlichen monatlich 1666 Euro (Brutto = Netto) in die Hand gedrückt werden und dieses für die Dauer von 30 Jahren, dann könnte man damit rechnen, dass monatlich 1000 Euro als Konsum in den Einzelhandel in die Wirtschaft einfließen. Hieraus ergäbe sich eine traumhafte Rendite von 60 %. Die Ackermanns dieser Welt wären begeistert. Die Wirtschaft erhielte einen Wachstumsschub von mehr als 1,5 %. Der Einzelhandel würde aufblühen. Die jetzige Krise wäre nur eine Wirtschaftsflaute. Darüber hinaus stände zu erwarten, dass vermehrt Arbeitsplätze durch die Konsumsteigerung geschaffen würden.
Ja, selbst wenn der Jugendliche es wegen der 1.666 Euro nicht wirklich bräuchte, er könnte auch arbeiten. Er braucht es aber nicht. Denn es soll ja die Aufgabe des Jugendlichen sein, mit seinen 1.666 Euro mindestens 1.000 Euro als Konsum in den Einzelhandel zu hinterlassen.

Nun, Voraussetzung – so Georg Schramms Bühnenfigur – für den Erhalt der monatlichen 1.666 Euro ist dann allerdings die Erfüllung einer einzigen Bedingung:

Das sozialverträgliche Ableben.

Mit 55 Jahren würde der ehemalig Jugendliche zwangsverpflichtet, nach seinem erfüllten Konsumentenleben im Kreise der Seinen glücklich und zufrieden abzuleben. Somit wäre dann auch sicher gestellt, dass dieser dann nicht noch mehr als die jetzigen 600.000 statistischen Euro in Anspruch nähme.

Und – wenn wir mal ehrlich sind – 30 Jahre subventioniertes Leben, da kann man auch schon mal auf das statistische Lebensalter von 80 Jahren verzichten. Insbesondere wenn verglichen wird, dass in dem einem Modell die Blütezeit des Lebens 30 Jahre lang genossen werden kann, während in dem jetzigen Modell nur schmuddeliger Herbst und garstiger Winter des Lebens erlebt werden können.

So hat die ganze Gesellschaft etwas davon: Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und keine Vergreisung der Gesellschaft. Dem demografischen Faktor bräuchten wir nicht mehr unsere „German Angst“ entgegen zu setzen.

Jetzt aber zum wirklichen Leben, dem knallharten, und raus aus dem Kabarett-Programm:
Jemand aus der FDP muss bei Georg Schramms zynischer Präsentation fleißig mitgeschrieben haben. Ein ganz besonders Aufmerksamer wird es wohl gewesen sein. Und der hat errechnet, dass die monatliche Summe 662 Euro sein müsse. Also 1.004 Euro weniger. Das Geld, was die Schramm’sche Bühnenfigur des Seminarleiters in den Einzelhandel zur Wirtschaftsankurbelung einfließen lassen wollte, das hat der Mitschreiber einfach mal gestrichen. Das passte nicht zum FDP-Slogan „Ihre Arbeit muss sich wieder lohnen“.
Und die 662 Euro nennt die FDP nun auch nicht etwa „Harz 5“ sondern schlichtweg „Bürgergeld“. Eine pauschale Kopfsumme unabhängig von Wohnort und Lebenssituation.

Interessanterweise soll hierbei gleich das Finanzamt alles regeln. Das hat freilich eine gewisse Logik, denn so wird der Bürger in seinem wirtschaftlichem Leben erheblich transparenter. Gläsener. Das entspricht zwar nicht den Versprechen des FDP-Wahlprogramms, welches die Bürger von mehr staatlicher Überwachung schützen will. Aber bei einem Versprechen kann es sich auch mal um ein Versprecher handeln. Wahllüge wäre an dieser Stelle ein gar garstiges Wort.

Nun, die 1.000 Euro, die der aufmerksame FDP’ler gleich beim Plagieren von Schramms Konzept gestrichen hat, entsprechen 72 Milliarden Euro pro Jahr. Das mag viel erscheinen, aber in diesem Jahr haben wir uns doch inzwischen an wesentlich größere Zahlen gewöhnt.

Nur eines hat die FDP bei ihrem Bürgergeld noch nicht erklärt: ab wann der Bürger sozialverträglich ableben muss, wenn er das Bürgergeld erhält. Möglicherweise ist das bei Einführung des Bürgergeldes aber eh völlig egal.
Sollte ein Arzt einem BmBB (Bürger mit Bürgergeld-Bezug) irgendwann mal erklären, er habe eine tödliche Krankheit und daher nur noch 4 Monate zu leben, dann kommt sowieso der entsetzte Ausruf:

„Ja, wovon denn?“