Reportage über einen außerordentlich ausgefallenen Karnevalsumzug

Liebe Närrinnen und Narren und Narrhalesen, sehr verehrte Faschingsmuffel und Faschingsmuffelinnen, liebe geneigte Mitleser*Innen.

Ich befinde mich hier gerade mitten in der Münchner Innenstadt.

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Heute feiert die “Narrhalla München Eeh Vau” ihren jährlichen Faschingsumzug. Dazu muss ich mal kurz allen Faschingsmuffel und Faschingsmuffelinnen, den andren Hiatakinda und Zuagroast*Innen erklären: Ja, es heißt hier nicht Karneval, noi, das heißt hier Fasching. Und ihr rheinisch- und preußischen-abstammenden Mitmenschen, euch sei gesagt, “Fastelovend” kenn ma hier net, nich woar. Und “Fasteleer” bezeichnet bei uns in Bayern maximal den Zustand eines fast in einem Zug ge-exten Bierfasserls, woll. Und für dieses “Mai san mia mia” wird Bayern ja auch so geliebt. Nicht nur in der Bundesliga.

Nachdem das jetzt mal geklärt ist und ich jetzt wahrscheinlich 98% der Fußballfans nicht mehr auf meiner Seite am Lesen habe, … ich steh hier auf dem berühmten Münchner Marienplatz, live und livehaftig, da wo der Bayern München demonstrativ den 1860iger Fans fast jedes Jahr mit der Meisterschale und anderem Fußballgold zuwinkt … und wieder 1% weniger Leser …

Es herrscht hier ausgelassene Stimmung bei diesem einmaligen Narrhalla-Umzug. Die Bundesregierung hat auf starkem Zuspruch von Söder und Bayrischer Co.KG – also der Bayrischen CSU-Ordnung mit derer KoalitionsGemeinschaft aus “Aiwanger undsoweiter-unbedeutend-zu-erwähnen” – den Marienplatz per Corona-Verordnung großzügig räumen lassen, damit keinem die Sicht auf das Faschingstreiben genommen wird. Das Publikum ist bereits – wie immer in München – geil, gamsig und hosad. Übersetzen werde ich das nicht, außer Sie schicken mir eine Kopie Ihres Persos oder Ihres Bayrische-Staatshinzugehörigkeit-Ausweis zu, damit Sie die Ü18-Verifikation bei mir bestehen.

Wie gesagt, es herrscht tollste Stimmung. In einer Ecke sieht man sogar zwei Faschingsgesellen, die sich als Straßenbettler verkleidet haben. Richtig real sehen die aus, mit Einkaufstüten als Hausstand zu deren Füß und trinken dort in aller Ruhe ihr Bier aus Flaschen. Ja – und auch das beherrscht der Münchner Fasching grandios – sie schunkeln! Corona-Regel-getreu schunkelt bei den beiden nur jeder zweite mit Abstand. Ja, so ist München. Immer einen Spaß auf der Kante und Bier überm Herzen, zum Gurgeln gegen böse Ansteckungsgefahren. Weitere wartende Zuschauer stehen auf dem Platz und haben lustige Schirmchen mitgebracht, was allerdings ein wenig die Aussicht auf deren phantasievoller Bekleidung erschwert. Das ist nicht so schön, aber was soll’s. Ist halt so. Jeder Jeck ist anders, gell. Hauptsache, Fasching is dahoam. Und dahoam is eh am gmiatlischsten und darum blaim ma ol dahoam und schaun uns an was auf uns zu kommt, woll.

Schaun mer mal, dann sehn mer scho.

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Und wie wir sehn, wir sehn erstmal nüscht. Aber das kann sich noch ändern. Im Fasching ist alles möglich. Da steppt der Bär schneller als Söder in Berlin ist, woll. Zumindest lässt der Bär auf sich warten. Er ist noch in Berlin bei den Preußn, habe ich mir sagen lassen.

Zumindest ist der Marienplatz noch tropfnass von der nächtlichen Putz- und Wischaktion “München muss sauber bleiben”, so dass wir locker vom Marienplatz bis zur nächsten Baustelle blicken können. Und das ohne Fön-Wetterlage. Und das ist doch auch schon mal was, oder.

Also warten wir geduldig.

Wir warten.

Und in der Zwischenzeit bis dass der Zug kommt, ein wenig Werbung für Ongomoier und seine neuen Faschingskostüme:

Ongomoiers Faschingskostüme repräsentieren wie nichts auf dieser Welt, das was den Münchner Fasching ausmacht: Ehrlichkeit, Durchblick und Wahrhaftigkeit. Ongomoiers Faschingskostüme sind das wahre Nichts. Sie sind sogar nachhaltig, biologisch einwandfrei ohne Schadstoffe, biologisch abbaubar, waschmaschinentauglich bei 95 Grad und können auf jeder Münchner Schaber-Nackt-Faschingsparty, in jedem Swinger-Club und an jedem FKK-Strand getragen werden. Sie tragen nicht auf, sie fallen überhaupt nicht auf. Selbst politisch sind sie auf bayrischer Linie, sie sind das sündigste Nichts seit Adam und Eva. Ongomoier Faschingskostüme sind so wunderbar wie unsichtbar. Man gönnt sich ja sonst nichts, nicht. Diese Werbung zur Faschingszeit wurde Ihnen präsentiert von Ongomoier. Nichts ist schöner als nichts.

So.

Wieder zurück auf Sendung und wir warten auf den phantastischen “Narrhalla München Eeh Vau”-Faschingsumzug. Er soll außerordentlich bemerkenswert werden, so wurde mir aus gut unterrichteten Kreisen erzählt. Und ich muss Ihnen gestehen, ich stehe hier schon seit Stunden und sehe wie unermüdlich die Münchner Polizei mit ihren Polizeiwägen mit Bamberger Kennzeichen das Gelände des Faschingszugs umsorgt und absichert. Bislang gab es noch keine Verstöße gegen die allgemeine FFP2-Maskenpflicht und dem Abstandsgebot, wurde mir versichert.

Die Bayrische Bevölkerung hat ja die Bayrischen Hygienemaßnahmen sehr gut angenommen, wie bereits unermüdlich öffentlich Söder betont. Damit luegt Söder richtig. Denn nicht jeder hat 250 Euro (Verstoß gegen die Maskenpflicht) oder 500 Euro (Verstoß gegen die Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr) täglich zur freien Verfügung. Das Lob Söders über die Annahme der Bayrischen Verordnung durch die Bevölkerung gilt somit auch ausnahmslos und uneingeschränkt für die verantwortungsvolle Münchner Stadtbevölkerung, mit Index knapp um die 48 heute. Also auf Hunderttausend Menschen insgesamt, also nicht was Boomer oder grauhaarige, weiße Männer mit Faschingswitzen angeht, woll.

Der Zug lässt noch auf sich warten.

Moment! Ich höre gerade über meinen Kopfhörer, der Zug ist schon vorbei gezogen! Jawohl, liebe Närrinnen und Narren und Narrhalesen, sehr verehrte Faschingsmuffel und Faschingsmuffelinnen, liebe restlichen 1% der geneigten Mitleser*Innen aus dem Fanclub “Bayern München e.V.”, der Faschingszug ist vorhin bereits über den Marienplatz hinweg gefegt! Es war ein atemberaubender Zug mit viel klandestin verteilten Freibier, Weißwürscht, Leberkäs und Lutschbonbons. Ein Umzug verkleidet als echter Geisterzug, wie man ihn noch nie gesehen hatte! Wahnsinn! Eine gelungene Vorstellung des Umzugs. Waaahnsinn! Da können sich die Kölner und Düsseldorfer und auch die Mainzer Faschingstreibenden dicke Scheiben abschneiden. Ein wahrlich gelungener Umzug! Waaaahn-sinnnnn!

Darauf ein dreifaches

Schluck auf Schluck! Muc, Muc, Muc! Narri Narro!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.