Das Corona-Tagebuch: Provinznotizen aus Deutschland Süd bei Südost (15): Kurzarbeit

Der erste Tag in Kurzarbeit. Bad geputzt, Wohnung aufgeräumt und sonst nichts getan, außer den Pflanzen beim Wachsen und der Baustelle beim Bauen zugeschaut und die neusten Zahlen durchgehechelt. Morgens fiel noch Schnee, jetzt scheint die Sonne. Ansonsten nichts Neues.

Außer vielleicht bei Netflix. Die Serie zur Corona-Ausgangssperre. Man packe neun Kandidaten in neun Apartments und verbinde diese mit einem Chat-Kommunikationssystem, in welchem der Text per Stimme diktiert wird. Viele kennen das: “Alexa, mach mal Licht”, “Alexa, packe Notizbuch auf meine Einkaufsliste”, “Alexa, wie spät war es vor 10 Minuten?” So ähnlich funktioniert das System auch in der Serie.

Das System nennt sich “Circle” und die geskriptete Serie wurde in Brasilien gedreht. Zwei der neun Kandidaten verkörpern Fake-Personalitäten und jeder muss den anderen anhand des Diktierten abschätzen.Direkten Kontakt gibt es nicht und verlassen werden darf das Apartment nur, wenn die Spielleiter es aus triftigen Gründen erlauben oder fordern. Also, wie hier bei uns Ausgangsbeschränkung und Kontaktsperre. Die perfekte Corona-Serie.

Unterhaltsam ist die Serie, wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Nur mit dem Unterschied, hier kann die Farbe in den neun Apartments auch noch sprechen, wenn auch kaum wirklich sinnvolles, und dann auch noch Caipirinha trinken.

Nach zwei Folgen war bei mir Ende Gelände und der Fernseher ging wieder auf Standby.

Auf der Baustelle wird gemauert. Sie rühren nicht nur Beton an, nein, sie ziehen das perfekte Verteidigungsbollwerk hoch: exakt ausgerichtet, lotrecht und schnurgerade. Und immer wieder mal ein Rüttler, der Erde verfestigt und hier alles zum Erzittern bringt. Sollte niemand meinen, mein Körper würde keine Bewegung erfahren.

Morgen geht es wieder zur Arbeit. Ich darf wieder raus. Hoffentlich rütteln die da unten alles zu Ende.

Und jetzt ein wenig Musik von Torfrock (https://www.youtube.com/watch?v=dlcn0WlFSG0)