Die Internetseite der Kölner gamescom 2018 lacht ihn an:
»Das willst du nicht verpassen! Geballte Spielfreude, pures Entertainment, Inspiration und Innovation – auf der gamescom trifft sich alles, was Rang und Namen hat. Entdecke die neuesten Games, teste Spiele vor allen anderen und sei Teil des größten Events, das die Games-Industrie zu bieten hat.«
Die gamescom vom 19. August bis zum 26. August 2018 in Köln. Also geht er zu dem erstbesten Stand in der Halle 05.1 zum Stand A070 C071 und fragt nach deren Angebote.
»Was bieten Sie? Ich stehe auf Ego-Shooter-Spiele, wo’s richtig blutig knallt und wummert.«
»Shooter ja, aber nicht Ego. Sondern Multi-Player at its best! Keine langweiligen Single-Player-Mods. Sondern hier heißt es Team-Player.«
»Heißt was?«
»Also, echte Kameradschaft. Wirklich.«
»Wirklich?«
»Echt. Und dazu noch Shooter-Spielfelder ohne Grenzen. Mehr Open World geht nicht. Wir sind die einzigen, die das hier auf der gamescom 2018 anbieten.«
»Und was noch?«
»Eine geregelte 41-Stunden-Woche. Teilzeit, Job-Sharing und Heimarbeit sind auch möglich.«
»Arbeit? Echt?«
»Wirklich.«
»Und wenn ich an einem Tag mal nicht mehr möchte?«
»Wir sind familienfreundlich. Dann kann ihre Tochter oder auch ihr Sohn weitermachen. Zuhause vorm Monitor. Allerdings nur in der VGA-Version, die ist unscharf und stark verwaschener Szenerie und somit jugendfrei, aber genau so effizient.«
»Und meine Frau?«
»Wir haben eine Frauenquote. 50%. Da kann sie mitmachen.«
»Vegan?«
»Kein Thema, wir haben auch vegane Angebote. Vegane Menschen sind bei uns besonders gefördert. Die haben mehr Action-Power und mehr Standing in den entscheidenden Situationen. Sie wissen, was ich meine, nicht wahr. Veganer sind unsere Zukunft. Ausbeutung war schon immer unser Gegner.«
»Cool. Kann ich Ihren Shooter mal probespielen?«
»Gerne. Level 25, Einsatz am Hindukusch. Sie haben fünfzehn DM-51-Splittergranaten, eine HK-G36 mit Dreifach-Zielfernrohr und 100 Schuss in der Trommel. Dazu noch das Funkgerät SEM 93, mit dem Sie auch Bombereinsätze steuern können.«
»Geil. Ein eigenes Geschwader?«
»Keine Sorge. Geschwader ‘Oberst Klein’. Sie können über den Handregler am Funkgerät vieles regeln. Zum Beispiel auch, wie viel Bio-Treibstoff die Bomber beim Ausbreiten ihrer Teppiche geladen haben.«
»Sind auch Zeitarbeitskräfte im Spiel hinzuschaltbar?«
»Bei dem Rekrutierungsmodul lässt sich einstellen, dass beim Ausheben der Söldner keine religiöse oder ethnische Diskriminierung stattfindet. Über das Versorgungsmodul können die zusätzlich mit ausreichend Bio-Nahrungsmittel versorgt werden, damit sie das gesteigerte Kombattantenpotential zur Verfügung haben. Darüber hinaus lassen sich auch wichtige, arbeitsrechtlich relevante Arbeitsschutzmechanismen beim Umgang mit Uranmunition einstellen.«
»Wow. Das ist geil. Und wenn ich dann gegnerische Truppenelemente eingesammelt habe, gibt es auch eine Möglichkeit, diese investigativ zu behandeln?«
»Kein Thema. Sie können aus ihrem Team ‘Befrager’ bestimmen. Dazu steht ihnen freilich die gesamte technische Unterstützung bei den Befragungen zur Verfügung.«
»Waterboarding?«
»Wasserbehandlung nur mit einwandfreiem, keimfreien Alpenquellwasser.«
»Elektroschocker?«
»Regelbare Energieübertrager verwenden Strom garantiert aus erneuerbaren Ressourcen, gewonnen durch die Biogas- und die Solaranlagen im Base-Camp.«
»Freie Zigaretten?«
»Reine Bioware, CO2-reduziert, allergenfrei und garantiert narbennegative Inhaltsstoffe beim Ausdrücken.«
»Selfies mit den Befragten?«
»Dafür steht das Modul ‘Lynndie ‚Abu-Ghuraib England’-Kamera zur Verfügung. Und zum Nachbearbeiten die Filter ‘Helden-Epos’, ‘gerecht’, ‘selbstgerecht’, und ‘brutal gerächt’.«
»Sagten Sie Lynndie England. Etwa jene Lynndie England? Eine Frau?!?«
»Aber sicher. Wir befolgen strikt die Geschlechterquote. Gender-Ärger in der Bundeswehr wird es nicht geben. Wir sind alle gleich. Wir alle sind Multi-Player. Multi-Player at its best. Ein Spiel ohne Grenzen. Mehr Open World geht nicht.«
»Könnte ich vorher noch einen Boss-Fight ausprobieren?«
»Den bekommen Sie nur als Vollversion bei uns in der Bundeswehr. Gratis. Hätten Sie gerne einen Boss-Fight in Afrika, Kosovo, Afghanistan oder im Mittelmeer?«
»Welcher macht mehr Knall, Aua und Hurra?«
»Der Boss-Fight in den Kasernen. Mit unseren Ausbildern. Die bilden ohne Waffen aus. Nur qua ihrer körperlichen Überzeugung. Melden Sie sich doch morgen einfach bei einer unserer Beratungsstellen. Du unterstützt die Streitkräfte, wir dafür deine Entwicklung. Bring deine Zukunft in Führungsposition! Hier sicherst du Deutschland und deine Zukunft.«
»Wo?«
»Unweit der ‘gamescom’ hier, am Standort Köln-Wahn, da übt die IT-Einheit den Aufbau von Netzwerken und die Abläufe, die damit in Zusammenhang stehen.«
»Hm. Ich dachte aber eher so an Boss-Fights und so.«
»Kein Thema. Jeder Kaserne startet bei Level 1 mit dem Thema ‚Nationale Vaterlandsliebe unter Mutter Erde‘. Da ziehen Sie erst einmal Firewalls um unsere Feldlager gegen die ganzen Hacker, die Sie später mal hacken dürfen. Ein guter Soldat kennt jeden Maulwurf beim Vornamen, bevor er ihn mit der Hacke erschlägt. «
»Echt? Am PC?«
»Nein, mit 50-Kilo-Gepäck auf dem Rücken in der Spezialeinheit. Zusammen mit HK-G36, Dreifach-Zielfernrohr und 100 Schuss in der Trommel. Wäre das nichts für Sie? Die Bundeswehr ist die Schule der Nation. «
»Äh, nein danke. Ich bin bereits ausgebildet. Das ist nichts für mich. Wo geht‘s hier nochmals zum Stand von ‘Wolfenstein 3D HDR’ und ‘Call of Duty UHD’?«
Manno, da hast du dich ja wieder selber übertroffen mit dem Text. Klasse.
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