Im ganzen politischen Lärm landete letzte Woche ein Weltraumschiff. Im handlichen PKW-Format parkte es sich auf dem Mars. Seine blaue Parkscheibe – von außen unverdeckt einsehbar – war schon vorher korrekt eingestellt worden. Potentielle Knöllchen, verteilt von irgendwelchen schreibwütigen Politeurs und Politessen der marsianen Parkraumbewirtschaftung waren im Raumfahrt-Budget nicht vorgesehen. Der US-Senat wollte sie aus Kostengründen nicht bewilligen. Auch sollte es auf den Namen “Mach mal hinne” getauft werden. Nur erschien der Name sperrig und hörte sich unverblümt fordernd an. Also beschloss man es ganz kurz “Perseverance” zu nennen.
Auf dieser Weise glänzte das weiße High-Tech-Gefährt einsam unter der strahlenden Sonne auf rostbraunem Untergrund. Es stellte seine 4K-HDR-Pixelshift-Selfie-Kamera auf und richtete seine beiden High-End-Puschel-Mikrofone auf die steinerne Öde aus. Indessen taten es dem Gefährt hunderte Selfie-bewegte Pandemie-Besorgte dieser Welt gleiches und bauten sich vor deren mit Schrumpffolien versiegelten Mikrofonen auf, schauten in 4K-HDR-Kameras und wedelten fahrig mit ihren Armen Hubschrauber-gleich, um die Spannweite der Virusbedrohung zu erklären.
Indessen startete das Mars-Gefährt mit seiner Kerntätigkeit: fahrend und munter propellernd mit seiner Drohne seine Umgebung zu erfahren. Und so funkte der Satellit aus seiner Parkbucht seine ersten 360-Grad-Impressionen und Open-Air-Takes zu dem einsamen Menschen an dessen Schaltpult. Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2021. Und jener wollte schon immer in die Unendlichkeit reinhorchen, wollte von der Menschheit unberührte Klänge erlauschen und so den Lebenssinn “42” mit Klängen erfüllen. Er wollte wissen, was denn sonst so das Thema andere Entitäten wäre, womit jene sich denn so beschäftigen, wenn die nicht gerade ihrer Radio-Soap “Corona-Nachrichten der Erde” lauschten.
Übernächtigt hörte jenes Menschlein sich die Tonspur an. Ein Pfeifen und Rauschen erfüllte seine Gehörgänge. Er hörte das Gleiche, wie wenn er einsam und alleine ohne Handynetz mit leeren Tank seines Chevrolet Bel Air Impala von 1958 auf dem Highway 66 bei praller Sonne stehen würde. Leise würde der Wind um seine Ohren wehen und sein Radio würde vergeblich einen Sender suchend undefinierbare Pfeiftöne von sich geben. Seufzend ob seiner Assoziation stellte also jenes Menschlein der Welt auf dem kleinen Drecksball Erde in deren Internet jene marsiane Tonspur zur Verfügung.
Habt ihr diese Tonspur gehört? Dann hört hier rein. Wenn man die sechste bis achte Sekunde und die zehnten bis zwölften Sekunde mit einem Open-Source-Software-Tool verzögert, passend pitched, dann noch mit passend kalibrierten Hochpass- und genau rebubierten Niederpass-Filter invers abspielt, dabei auch noch die höchsten Ultraschall-Höhen raus subtrahiert und den Infraschall-Bass ins Hörbare rein nivelliert, die violinartigen Mitten mittels Doppler-Effekt reduziert, dann hört man es ganz deutlich:
„Verpiss dich, ey! Oder es setzt Haue, wa!„
Das hatte der linke kleine Fels zum rechten großen Fels gesagt, der kaum verständlich ein “Ich geh ja schon” danach murmelte. Die beiden felsenfesten Gesteine sind auch auf dem ersten hochauflösenden, immersiven 360-Grad-Panarama hinten links (hier) zu erkennen. Und das witzige wird sein: Der rechte Fels wird der Ansage Folge leisten und in den nächsten vierhundert Jahren das Feld räumen.
Und wir werden weiterhin nach intelligentem Leben auf dem Mars suchen. Dumm gelaufen. Es hat halt mal wieder keiner aufgepasst. Genau wie in der Schule, als der Lehrer fragte, wer die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten würde, schauten alle wie beim Vokabel-Lernen ostentativ stumm vor sich hin, den Blick des Lehrers vermeidend. Dabei blieb ungesehen, wie der Lehrer in ein Stulle biss und Marmelade aus der Stulle aus seinem Mundwinkel zu seinem Doppelkinn rann … .
War’s das?
Nö.
Am 16. März 2020 wurde auf dem Gefährt, dem “Perseverance Mars Rover” als Folge der NASA-Kampagne „Send Your Name to Mars“ eine Plakette mit einem freundlichen Symbol angebracht. Drei fingernagelgroße Siliziumchips, die an der oberen linken Ecke der Plakette eingefügt wurden, tragen die Namen von 10.932.295 Teilnehmern. Diese Namen wurden einzeln mittels Elektronenstrahl auf den Chips eingraviert. Am 31. Juli startete das Gefährt von der Cape Canaveral aus mittels einer Rakete als Transportmittel und landete dieses Jahr auf dem Mars am Tage meines Geburtstags um 21:55 Uhr, zwölfeinhalb Stunden nach meiner registrierten Geburtszeit.
Was daran so beunruhigend ist? Wenn Aliens kommen – und wir wissen ja alle, dass es sie gibt, also jene Aliens, Predatoren, Borgs, Skynets T-1000s, Fraggles, Pow Patrols und Co – dann stellen diese Chips später mal die natürlichsten Todesliste der Welt dar. Und mit diesen werden die Außerirdischen die Erde verwüsten, um jene 11 Millionen Selfie-süchtigen Narzissten zu neutralisieren, zu banalisieren und schließlich zu vaporisieren. Hasta la vista, Baby. Dabei werden sie halt nur die Erde verwüsten und dem Rest wird lediglich ein Heulen und Zähneklappern übrig bleiben …
Dystopie 2035.
Here am I floating round my tin can
Far above the Moon
Planet Earth is blue
And there’s nothing I can doDavid Bowie
Ich hätte vom Mars wenigstens einen rockigen Sound erwartet, wie ihn uns vor sechs Jahren der singende Komet Tschuri hinterlassen hat.
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Es gab akustische Töne vom Tschuri? Der hat doch keine Atmosphäre. Hm. Wo finde ich das Soundfile dazu?
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Natürlich bei mir ;)
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Na. Bei der Atmosphäre bei Dir ist mir auch eher noch Rock’n Roll statt H. Fischer-Chöre in Schunkelkneipen. ;)
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Der Soundtrack zu Tschuris Gurgeln wurde damals sogar im TV gezeigt. Hier steht, wie es technisch möglich war: https://die-region.de/ueber-uns/blog/2017/01/13216-2/
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