Das Angebot von gestern

Das ultimative Angebot: …

“Sie wollen einen Job?”

“Ich könnte es mir vorstellen.”

“Sind Sie qualifiziert?”

“Aber so etwas von. Da werden sich alle Ihre Fingerchen nach lecken.”

“Schön.”

“Ja. Und?”

“Ich hätte gerne von Ihnen ein Kurzprofil und den Lebenslauf. Aber anonymisiert.”

“Wie?”

“Anonymisiert.”

“Häh?”

“Ich bitte Sie, alles aus der Bewerbung heraus zu nehmen, was Sie als Person identifizieren könnte.”

“Häh?”

“DSGVO.”

“Echt jetzt?”

“Ja.”

“Name? Adresse? Telefonnummer?”

“Raus.”

“Geburtsdatum?”

“Geht nicht.”

“Bewerbungsfoto aus dem Luxusfotostudio?”

“Vergessen Sie es. Darf nicht auftauchen. Kann Sie bei meinem Mandanten identifizieren. Macht Arbeit.”

“Stationen meiner Karriere?”

“Geht gar nicht. Ich bin Vermittler und muss die Datensicherheit beachten. Alles, womit man Sie identifizieren könnte, geht gar nicht. DSGVO. Schon gelesen? Sie verstehen? Und wenn ich Ihre Daten an einem Interessenten weiterleite, dann muss er Ihre Daten verwalten. Das kostet Arbeitsaufwand. Das kostet Datenspeicher. Das bindet Ressourcen. Das bindet Stakeholder-Value.”

“Geht gar nicht.”

“Richtig. Das ist unser bitter Brot als Makler. Egal ob Immobilien, Vermietung, Geld oder Job. DSGVO. Daten geht gar nicht. No go. Trotzdem: Ein leerer One-Pager mit unleserlicher Unterschrift. Das ist DSGVO-konform ..”

“Moment. Sie wollen mich veräpfeln! Aber total, oder?”

“Nein, man muss sich gegen Auskunft- und Löschungsrechte gegenüber dem DSGVO wehren. Will wer Zusatzaufwand? Nun, ist eh egal. Ihr Xing-Profil und Linkedlin-Profil sind ja bereits öffentlich. Das reicht.””

“Bin Künstler. Schreiberling. Ich werde beide Profile löschen.”

“Geht nicht. Kündigungsfrist. Geschäft ist Geschäft.”

“Bin kein geschäftlicher Blogger.”

“Das ‘nicht geschäftlich’ als Entschuldigung interessiert keine Sau bei Bloggern Deutschlands, nicht wahr. Kann jeder nachlesen. Der Kamm zum Scheren auf Intimhöhe bei Bloggern war schon immer Tradition in Deutschland. Von rechts bis links. Die Blogger würden sogar private Blogger der Unsolidarität verklagen, der Unsolidarität ihrer eigenen selbst gegenüber, jeden Abmahnvereinen unterstützen, damit deren phantasierte Realität endlich justiziable Wirklichkeit der eigenen wird. Sie haben ein Impressum? Sie müssen eins haben.”

“Als privater Blogger? Nein, muss ich nicht. Da gibt es Gerichtsurteile. Jede andere Forderung ist vorsätzliche Falschinformation deutscher Neidhaltung.”

“Fangen Sie nicht an Korinthen zu kacken, okay. Sie gehen unter Niveau. Sie verlassen die Basis der generell getätigten Argumentation. Blogger sind Blogger. Sagen alle geschäftlichen Blogger. Ergo, sind alle geschäftlich. Alle. Ohne Ausnahme. Akzeptierte Konsenslogik.”

“Ich bin es nicht. Das ist gesetzlich belegt und gerichtlich abgesegnet.”

“Und interessiert es irgendwen? Hat schon einer differenziert? Interessiert es Meinungsblogger? Nein! NIEMANDEN! Sie verstehen? Anfangsverdacht zählt bei Deutschen immer. Abmahnpotential gibt’s immer und überall. Pauschalierungen sind deutsches Handwerk. Und Sie sind einer von denen. Energie folgt der Aufmerksamkeit. Die Energie geht in Richtung indifferenzierte Panik zu schüren. Dahin wird Aufmerksamkeit gelenkt. Darum also Forderung: Impressumspflicht.”

“Für Bewerber? Stopp! So nicht! Ich dachte, Sie wollten mich rekrutieren? Jetzt machen jetzt Sie auf Internet-Pseudo-Influencer, Richter und Henker?”

“Interessiert es wen? Vermittler sind immer Influencer. Ob Wohnungen oder Jobs. Und ja, mir Wohl liegt mir am Herzen. Ich muss Sie ja vermitteln.”

“Haben Sie die Gesetze gelesen?”

“Muss ich nicht. Alle Blogger sagen, dass bloggen jetzt illegal ist. Blogger schreiben, lesen nicht. Lesen Sie? Haben Sie ein Impressum?”

“Sie nerven mit ihrem Insistieren. Wollen Sie mich verklagen?”

“Wollen Sie sich gegen die Meinung der Blogger stellen?“

„Sie langweilen.“

„Geben Sie bitte ihren Blog in Ihrem Lebenslauf an. Aber pseudonymisiert gemäß DSGVO.”

“Nein. Das werde ich nicht. Ich dachte, Sie vermitteln Jobs?”

“Sie machen das nicht? Sie argumentieren jetzt widersinnig und unlogisch, mein Lieber. Daher werde ich auf ihre Argumente nicht mehr eingehen, nicht wahr. Mein gutes Recht auf Ihr Unrecht. Und somit kann ich Sie als High-Potential leider nicht in der Auswahl für gut dotierte Jobs bei die ‚Automobile Cooperation‘ aufnehmen. Die eröffnen demnächst bei Ihnen um der Ecke. China is the new powerful market. Und Sie sind eigentlich wirklich dafür qualifiziert. Aber mit ihrer insistierenden Renitenz …”

“Das meinen Sie. Ihre Meinung. Eine unverantwortlich unqualifizierte offensichtlich.”

“Moment. Worauf beziehen Sie sich gerade? Haben Sie das hier etwa nicht geschrieben? https://provinzansichten.com/2018/01/01/die-sonne-so-hoch . Jetzt seien Sie mal ehrlich. Wer hat denn das schon gelesen? Wer hat das gewertschätzt? Niemand. Also. Und in der Tat: darüber schreibt in Europa niemand. DSVGO ist envogue seit gestern, China nicht. DSGVO macht Clickbaits, China nicht. China ist komplett uninteressant seit Jahren. Wie deren Säcke Reis. Ehrlich, das interessiert in Eurem Lande keinen einzigen Blogger, solange so einer nicht im Nachhinein darüber klagen kann. Weil a priori solch eine Kommentar es nicht bringen würde. Weil, vorher was dagegen zu sagen, das macht keine Leserzahlen, weil die Kommentatoren es nicht interessiert. Und daher der Blogger dazu zustimmend schweigt. Außer freilich, wenn mal wieder ein 25. Mai und sein Stichtag vorbei sein sollten. Dann meckert Ihr Deutsche, nicht wahr.”

“Das ist nicht wahr, Sie Arschloch! Das ist Infamie, das ist absolut mies! Unterste Schublade. Nicht jeder weiß zu jedem Zeitpunkt immer, was abläuft …”

“Sie wollen sagen, Ihre Demokratie hapert es an Information trotz freiem Internet? Trotz rechtzeitiger Information durch eure Regierungsform?”

“ … und übers DSGVO wurde bereits schon Ende 2016 in Blogs geschrieben, das ist verbrieft! Und zum gleichen Zeitraum gab bereits wissenschaftlich fundierte Analysen über Risiken und Chancen! Es ist unwahr, dass niemand zuvor darüber geschrieben hatte. Eine solche Behauptung ist Fake-News!”

“Soso. Na und? 2016 ließ es sich wunderbar leben, als das DSGVO in Kraft trat, nicht wahr. Trotz zwei Jahre Kulanz bis neulich. Und selbst beim NetzDG vor nem halben Jahr hat niemand wirklich aufgeschrien. Auch nicht bei der Novellierung des BDSG. Alles eine Linie. Ihr Blogger seid schwach. Maulhelden!”

“Ach ja? Lieber Maulheld, als Arschloch! Und, was hat das mit Ihrem Beruf als Headhunter zu tun? Sie sind eine ganz erbärmliche Nummer von Headhunter!”

“Ihre unabhängige und ehrliche Meinung qualifiziert Sie für Ihren Job. Eigene Meinung ist immer gut. Ernsthaft. Es zeichnet Sie aus. Trotzdem, Ihr vereinzelten Blogger werdet unser chinesisches System auf der Überholspur mit unserem Social Credit System nicht auf eine Blackliste setzen können und wollen. Oder ihr würdet schon jetzt freiwillig aufhören zu bloggen? Google und Facebook sind nur ein feuchter Furz, Ihr wisst Bescheid in Europa? Baidu, AliBaba und Tencent werdet Ihr Blogger als liebenswert bezeichnen, weil jene bereits wissen, wer euer erklärter Feind ist, weil die drei euch kennen, bevor ihr sie kennt. Oder hat schon ein Blogger, ein Liberaler, ein Grüner oder Sozial- oder Christdemokrat in Deutschland dagegen Warnhinweise gesetzt? Gegen DSGVO freilich. Freilich. Meckern ist opportun. Da ist undifferenzierte Kritik momentan so etwas von in. Interessiert die doch eh nicht, ob in China ein Sack Reis umfällt. Also?”

“Was also? Sie sind arrogant hoch sechs!”

“Geben Sie mir jetzt Ihre Daten?”

“Nein!”

“Unanonymisiert.”

“Nein!”

“Hohes Fünfstelliges?”

“Hohes Fünfstelliges?”

“Okay. Knappes sechsstelliges Jahreseinkommen. Weil Sie es sind.”

“Echt?”

“Flughafen Berlin. Chinesische Investoren machen demnächst ein lukrative Angebot. Von meinem Angebot bis dahin ist es nur eine Stelle vor dem Komma. China hat das Geld. Denken Sie dran, Ihr Deutschen versteht es eh nicht, etwas zu bauen. Habt ihr unsere baulichen Errungenschaften unserer Investitionen in Afrika überhaupt mal gesehen? Ist euch völlig fremd. Fragt eure Frauen, die in Afrika gerne Urlaub machen. Die wissen Bescheid. Ihr nicht. Ihr labert nur über unwichtige Flüchtlinge, aber Prosperität ist Euch Patrioten für Euer Land ein Fremdwort. Jedes Land muss Opfer bringen. Ohne Bauernopfer funktioniert kein Gambit.”

“Das sind Vokabeln der Kapitalisten! Ich bin Linker! Verbrieft! Sie können mich mal! Arschloch!”

“Na und? Sind wir in China doch auch, Kapitalisten. Nur Ihr Europäer habt es nicht verstanden und nennt uns ‘Kommunisten’. Das ist euer individuelles Einzelschiksalproblem. Unser nicht. Ich sag Ihnen, die Deutschen werden begeistert über BER sein. Für 600 Euro mit einer chinesischen Fluggesellschaft über Peking nach Australien. Das war bislang nur als Schnäppchen dieses Jahres der Knaller. Jeder in Deutschland will nach Australien. Einmal Dschungelcamp und zurück. RTL sehen und sterben. Und das wird dann die Regel. Nur eine Randgruppe will das nicht. Schauen Sie, wir suchen einen neuen Kandidaten für die R&D-Position mit späterem Potential für weitere Verwendung, wie eventuell den Flughafen. Sie können freilich auch qualifiziertes Personal mitbringen. Wir suchen generell Blogger mit hohem EQ und Verantwortung. Sie kennen ja welche. Gut dotierte Jobs für gute Artikel, wenn jene wortgewandt sind und sich noch ein gutes Zubrot verdienen wollen. Wollen Sie darauf verzichten?”

“Ja. Die Luft in China macht Haut- und Atemweg-Krankheiten. Die Berliner Luft ist auf den Weg dahin.”

“Nein, wollen Sie nicht. Sie sind 50, geschieden, haben Unterhalt zu zahlen und zudem eine Frau mit vier Kinder. Wie wollen Sie ihre Mietwohnung in München zahlen? Sie sind bereits kurz vor Hartz-4-Kandidat als Akademiker und asozial wegen ihrer vier Kinder in den Augen der Deutschen sowieso trotz ihres Grades ‘Dipl.Ing’, klar soweit, oder. Die Mieten in München steigen, gesteigert von ihren eigen Landsleuten.”

“Wie viel?”

“Hier einmal unterzeichnen.”

“Anonymisiert?”

“Anonymisierung und Pseudonymisierung inklusive. Der Datenschutzerklärung wegen. Damit Sie auf ihre Daten als Recht verzichten und es im Dienste der chinesischen wohlhabenden Industrie stellen. Haben Sie bei Android, Whatsapp, Twitter und Facebook am letzten Freitag doch auch schon gemacht.”

“Ich habe kein Facebook-Account.”

“Ja, ja. Hier bitte unterschreiben.”

“Darf ich dann noch in die USA nach New York? Oder nach Kasachstan? Oder Süd-Korea? Lichtenstein? Oder Moncao?”

“Wenn Trump Nord-Korea akzeptiert, möglich.”

“Da bin ich ja beruhigt. Danke.”

“Danken Sie nicht mir, sondern meinen Sponsoren: Baidu, AliBaba und Tencent.”

“Sie erwähnen die Namen auffälligerweise ja recht häufig. Sind wir im chinesischen Nationalfernsehen? Verstehen Sie Spass auf chinesisch? Okay. Also Kurzprofil und den Lebenslauf anonymisiert?”

“Aber bitte mit Email-Adresse. Google, Outlook oder yahoo sind nicht so gut, da stecken Datenkraken wie NSA oder BND dahinter. Zweifelhaft. Nehmen Sie für die Antwort Accounts bei den drei von mir empfohlenen. Sie wissen ja, die Restriktionen und defensiven IT-technischen Abwehrmaßnahmen in China, was NSA und BND angeht, nicht wahr. Und verlinken Sie zu Ihrem öffentlichen Profil auf Xing. Da muss man DSGVO-Rücksicht nehmen. DSGVO ist wichtig, okay.“

„Sagten Sie ‚Kraken‘. Das ist antisemitisch. Die Begrifflichkeit „Krake“ hatte auch der ‚Der Stürmer‘ gerne verwendet. Sind Sie auch Antisemit? Ein Widergänger von Hans-Dieter Hanitzsch in seiner Reaktion auf den ESC und den Angriffen neulich auf Palästinenser, oder was (https: //twitter. com /knut0669 /status /997228718476193792)?“

„Hanitsch? Linker Karikaturist? Ein Beistrich der Geschichte, gefeuert von der Süddeutschen. Wen interessieren denn schon Beta-Zeitungen als Vertreter der Lügenpresse, nicht wahr.“

„Sie sind wahrlich ein Arschloch!“

„Nun, Sie haben das Wort ‚Krake‘ gleichfalls verwendet. Als Linker, wie Sie sich bezeichnen. Hören Sie sich überhaupt zu?“

“Dieses Bewerbungsgespräch hatte alles, was ein Gespräch nicht haben dürfte.”

“Gesetze sind nur was für Alphabeten. Also vermeiden. Unterschrift ist alles, nicht wahr.”

“Reason is five six seventh of treason. Zitat von James Thurber.”

“Sie brüsten sich, Blogger mit Anspruch zu sein, nicht wahr? Apostrophierten Anspruch. Lassen Sie das. Es schmückt Sie nicht. Echten Jägern stehen solche Trophäen besser. Trophäen schmücken Jäger, nicht Beta-Blogger. Lassen Sie das bloggen. Und nun hier: IBAN fürs Gehalt oben eintragen und unterschreiben Sie bitte unten mit Ort und Datum und dort drüben auf dem Extrablatt bitte all Ihre anderen Daten …”

 

 

(komplett übertriebenes und total polemisch dargestelltes Gespräch mit einem chinesischen Headhunter von vor zwei Tagen; trotzdem absolut DSGVO unwichtig)

4 Gedanken zu „Das Angebot von gestern

    • Noch mal? Es zog die Lüge ins Land und klagte, dass zu viel gelogen werde. Glaub ihr nicht, sie könnte gelogen haben …

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