Ein kehliges Röhren, direkt aus dem Rachen, unterstützt von einem Geräusch von zusammengeklebten Schleim, der Blasen wirft. Ein Geräusch, das fast aus dem Magen zu kommen scheint, gurgelnd aufsteigend in den Hals-Nasen-Rachenbereich. Ein Geräusch wie bei den Zombies aus der Fernsehserie „The Walking Dead“.
»Hey!«
Der Wirt hatte in seiner Zapfbewegung innegehalten und meinen Nachbarn lauthals angeranzt. Jetzt blickte er ihn eindringlich an.
»Wage es nicht! Oder ich schmeiße dich raus!«
Das Gesicht meines Nachbarn zeigte Überraschung. Er hielt inne und das Geräusch, das er von sich gegeben hat, endete sofort. Seine Kiefer mahlten jetzt dafür. Er schien etwas im Mund zu haben, an dem er kaute. Er hob sein Glas Pinkus hoch und nahm einen langen Schluck. Er hatte es runter gespült.
Es schüttelte mich. Ich dachte, dass ich mich verabschieden sollte. Aber der Wunsch nach einem weiteren Pinkus machte meine Absicht, mich zu verabschieden, zunichte. Nicht immer hatte der Wirt diese Art Sonderaktionen. Diesmal gab es eine Sonderaktion mit Pinkus-Bier aus Münster. Ich hob mein Pinkus und winkte damit dem Wirt zu. Er nickte und brachte mir ein neues, volles Glas.
Mein Blick fixierte die Barauslage hinter dem Wirt. Wie lange würde ich wohl brauchen, um alle Flaschen zu auszutrinken? Oder zumindest einmal alle probiert zu haben? Das Zweite war realer, aber reichte noch mein Geld dazu? Ich öffnete im Geiste meine Geldbörse und fing an, den Inhalt durchzuzählen.
»Es tut mir leid, ich wollte niemanden ekeln«, entschuldigte sich mein Nachbar beim Wirt und bei mir, »ich war in Gedanken versunken und mir gingen dabei die letzten Tage durch den Kopf.«
»Das mag ja sein, aber solche Geräusche von sich zu geben, geht mal erst gar nicht. Du bist hier nur Gast«, entgegnete der Wirt unterkühlt, »selbst wenn die letzten Nachrichten, was die Ausschreitungen zu Silvester-Neujahr anbetrifft, zum Kotzen waren. Okay? So etwas machst du hier nicht bei mir! Bei mir nicht!«
»Es tut mir leid.«
Ich ignorierte den Nachbarn und fixierte meinen Blick auf eine schlanke grüne Flasche. Schliersee-Gin. Den wollte ich jetzt. Mit einem Schluck trank ich mein gerade mir hingestelltes Pinkus leer.
»Herr Oberspielleiter, etwas von dem Schliersee-Gin hätte ich gern.«
Der Wirt blickte mich an, nickte und fragte: »Pur oder auf Tonic?«
»Pur.«
Er griff Gin-Flasche und Longdrink-Glas und füllte mir etwas ab. Zusammen mit einem weiteren Glas Pinkus schob er mir den Gin rüber. Aus dem Gin-Glas stieg mir der intensive Duft von Wacholderbeeren in die Nase. Ich hielt inne, für einen Augenblick, um diesen Duft für mich festzuhalten und zu genießen, um diesem Moment ein Stück Ewigkeit zu geben.
»Wissen Sie, meine Mutter kam aus Schlesien. Sie war auf der Flucht, ihr Leben lang, sie floh mit ihrer Mutter und ihren paar Habseligkeiten vor der Ostfront Richtung Westen, da wo es ruhiger und sicherer war.«
Er redete wohl mit mir. Ich versuchte den Nachbarn weiterhin zu ignorieren und konzentrierte mich auf den Geschmack der verschiedenen Gin-Botanicals unter meinem Gaumen.
»Sie legten den ganzen Weg zu Fuß zurück bei Wind und Wetter«, hörte ich meinen Nachbarn sagen, »und als sie in der Gegend von Münster ankamen, unterkühlt und vergrippt, wurden sie als erstes gefragt, warum sie denn nicht im Osten der sowjetischen Besatzungszone geblieben wären. Oder, warum sie ihre Heimat Schlesien nicht bis zum letzten Atemzug verteidigt hätten.«
Ich schmeckte Zitrone, Orange und Fenchel … ich musste mich konzentrieren, … doch, da war ganz sicher ein Hauch von Heublumen, …
»Willkommen waren beide nicht, außer meine Mutter. Der fast 18-jährige Sohn vom Dorfvorsteher soll sie – wie behauptet wird – geschwängert haben. Meine erst 14-jährige Mutter wurde darauf zu einer Engelsmacherin gebracht. Und der Dorfvorsteher strafte seinen Sohn, weil jener sich mit einem Flüchtlingsmädchen sexuell eingelassen hätte. Er schickte ihn in ein bekanntes Internat am Niederrhein. Dort erhoffte sich der Dorfvorsteher eine bessere Erziehung für seinen Jungen. Denn das Internats stand unter einer erzkatholischen Leitung, die ihm Ruf stand, mit strenger Hand auf die sittsame und moralische Erziehung der ihnen anvertrauten Jungen zu achten. Später wurde hinter vorgehaltener Hand das Gerücht gestreut, dass der Junge des Dorfvorstehers sich aus Reue in jenem Internat umgebracht haben sollte. Weil der Junge in jenem Internat sein bereits Dorf bekanntes, ausschweifendes sexuelles Leben auch mit anderen Jungs und verwerflicher weise auch mit Priestern fortgeführt haben sollte, war sein Selbstmord zu Recht die Strafe Gottes. Das inzwischen aber herausgefunden wurde, dass in dem Internat nur die Priester sexuell aktiv mit den Jungen agierten, das wurde nicht weiter thematisiert. Schließlich – so die Ansicht im Dorf – das war ja Angelegenheit des Internats, und nicht des Dorfes. Und in Wahrheit war es in jenem Dorf auch damals nicht unbekannt. Aber irgendwie musste man ungehorsame Kinder ja zur Vernunft bringen. Und wenn es nicht die Kirche Gottes könne, wer hätte es denn je besser gekonnt, so wurde als Rechtfertigung immer gemunkelt.«
Ich wollte ihm nicht zuhören. Es interessierte mich einfach nicht. Konnte er seine Geschichte nicht seinem Glas Pinkus flüsternd erzählen? Warum mir? Was hatte ich verbrochen? Ich wollte meine Ruhe: »He, Wirt, haste noch einen anderen Gin?«
»Es tut mir leid. Meine Geschichte interessiert Sie nicht?«, warf mein Nachbar ein.
»Nein«, blaffte ich zurück.
»Das sagte meine Mutter auch immer. Sie hasste den Krieg. Sie hasste die Lust an der Zerstörung. Jene Zerstörung, die die Militärs jetzt immer als Kollateralschaden bezeichnen und uns gegenüber damit verniedlichen. Und sie hasste den Krieg weiterhin, diesen organisierten generalstabsmäßigen Tod. Genauso wie die heutigen Beschwörungen, dass Krieg unbedingt unabdingbar sei, um gegen die anderen zu kämpfen. Sie hasste Krieg. Aber niemand interessierte sich für ihre Ansicht und Erfahrungen mit Krieg, niemand interessierte sich für ihre Lebenserfahrungen. Was haben die heutigen Menschen damit zu schaffen, wer interessiert sich dafür? Für ihre Panik, wenn Bombenalarm herrschte. Wenn alle, die auf den Feldern arbeiteten, in die Feldbunker flohen. Einmal, als die Bunkertüren bereits verrammelt waren, kam ihr Vater – ein Münsterländische Westfale, wie er im Buche steht, als Beispiel der westfälischen Langsamkeit – und donnerte mit Fäusten und Steinen gegen die verschlossenen Türe, um noch reingelassen zu werden. Im Bunker dachte jedoch jeder, dass draußen bereits Bomben einschlugen, weil die Schläge an der Tür im Bunker so dröhnend hallten. Alle hatten in Todesangst geschrien, es herrschte ein heilloser Bunkerkoller, bis der Öhm meiner Großmutter die Tür aufmachte und ihr Vater rein stolperte. Beim zweiten Mal kam ihr Vater wieder nicht rechtzeitig. Er kam überhaupt nicht an. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst radelte er gemächlich von der Kirche direkt zu seinem Hof, während seine Familie im Bunker wartete und dort zu Gott betete, dass nichts passieren sollte, traf ihn eine Fliegerbombe frontal. Fast nichts von ihm blieb übrig. Nach der schnellen Beerdigung ihres Ehemannes beschloss meine Großmutter mit Kind und Kegel aus Schlesien zu fliehen. Flucht. Dahin, wo es sicher sein sollte, dahin, wovon ihr Ehemann immer schwärmte: ins Westfalenland. Dort, wo das Leben nicht vom Terror durch Bomben und Tod regiert werden würde.«
Der Wirt war weit und breit nicht zu sehen. Oder er hatte sich verdrückt. Vorhin hatte ich ihn doch noch gesehen. Keine Ahnung.
Ich konzentrierte mich auf meinen Rest Gin im Glas und versuchte den Moment des ersten Geruchskontakts, das jungfräuliche Erschnuppern der Gin-Blume, wieder zu beleben. Da war noch ein weitere Duft. Ich erkannte den Duft von Kartoffeln. Aber wird Gin aus Kartoffeln gemacht?
»Sie erreichte das Westfalenland und damit erfuhr sie gleich, wie es dort zuging. Nach der Geschichte mit dem Sohn des Dorfvorstehers und dem Schwangerschaftsabbruch riet der dortige Dorfpfarrer sowohl meiner Mutter als auch ihrer Mutter in ein anderes Dorf umzuziehen. Er kannte den dortigen Dorfpfarrer und so zogen Mutter und Tochter in den Süden Münsters, in die Davert. Nur dort wurde es noch schwieriger. Sie waren nicht nur Flüchtlinge, sondern auch todsündig: es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, dass meine Mutter bereits mit weniger als 15 Jahren einen Mann zum Sex verführt – so verführt wie die Eva den Adam zur Sünde brachte – und dann auch noch gotteslästerlich abgetrieben hatte. Sie war der Aussatz, das personifizierte Lepra des Dorfes, in dem sie sich niedergelassen hatten. Und genau so wurde die Frau behandelt. Und ihre Mutter wurde als Rabenmutter verschrien, eine Inkarnation der biblischen Hure Maria Magdalena des Dorfes. Von dem Dorf stigmatisiert sowohl als heimatloser Flüchtling als auch gotteslästerliche Rabenmutter. Nur Kommunist oder eventuell evangelisch zu sein, das erschien noch schlimmer für Gemeinde und Bevölkerung des Dorfes. Aber was war schon schlimmer als Pest? Cholera? Der dortige Dorfpfarrer hielt zwar seine Hand einigermaßen schützend über beide. Nur machte ihn dafür der Pfarrgemeinderat in vielen Sitzungen immer wieder rund, weil er als Mann Gottes doch die Bibel nicht befolgen würde, sondern vielmehr die Sünde protegieren und dazu auch noch beherbergen würde.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
Langsam wurde ich aggressiv. Der Mann laberte mir mit irgendwelchen Heulgeschichten mein Ohr ab und der Wirt wollte einfach nicht auftauchen, um mir einen anderen Gin zu bringen. Wo blieb er nur?
»Was kann ich dafür, dass Ihre Familie auf der Flucht war und dann hier Probleme bekam? Ist das meine Schuld, was andere damals verbrochen haben? Was kann ich dafür? Ich habe damit nichts zu schaffen! Lassen Sie mich damit in Ruhe!«
»Meine Mutter ist 84 Jahre alt und ich bin 69.«
Ich hielt inne und rechnete nach:
»Ihre Mutter ist 84? Und Sie 69? Da stimmt etwas nicht.«
Ich schaute meinen Nachbarn zum ersten Mal direkt ins Gesicht. Das Leben hatte seine Autogramme in Form von Falten und Grübchen in sein Gesicht geschrieben. Das Haar war silbergrau und spärlich auf seinem Haupt. Unrasiert war er und seine Bartstoppeln changierten von dunkelbraun zu hellgrau. Sein Rücken war gebeugt und zeigte einen Buckel. Die Augen schienen eingetrübt, vom bereits konsumierten Pinkus leicht glasig. Aber zugleich war sein Blick erkennbar müde. Seine Lider wirkten übernächtigt, verschlissen, abgenutzt vom dauernden Blinzeln. Dicke Tränensäcke klebten unter seinen Augen. Er vermittelte den Eindruck eines Menschen, der unter Bedrückung, vielleicht sogar unter Depression litt.
»Ihre Mutter hatte nicht abgetrieben, nicht wahr? Sie war 15, als sie Sie gebar. Und somit ist ihr Vater der Sohn des Dorfvorstehers, der Selbstmord beging, nicht wahr?«
»Nein, der Sohn war es nicht.«
»Sondern?«
»Der Dorfvorsteher selber.«
»Der Dorfvorsteher?«
»Ja, der Dorfvorsteher und spätere Kreisvorsitzender. Ein Kinderficker von Gottes Gnaden. Im wahrsten Sinne des Wortes. E selber ist ein Erzkatholik und hatte alle Pfaffen unter seiner Fuchtel. Sein Einfluss soll bis ins Domkapitel gegangen sein. Einige behaupteten sogar, er würde morgens Weihwasser pinkeln.«
»Und sein Sohn? Hatte er diesen nicht auf das Internat geschickt?«
»Ja. Er musste es jenem wohl als Karrierebildungschance verkauft haben. Als sein Sohn dann dort auf dem Internat war, hatte der Dorfvorsteher öffentlich herum erzählt, dass allein sein Sohn an der Schwangerschaft des Flüchtlingsmädchen Schuld gewesen sei.«
»Moment. Und der Dorfvorsteher hatte nicht bemerkt, dass Ihre Mutter schwanger blieb und nicht abgetrieben hatte?«
»Der Umzug ging schnell und sowohl der erste Pfarrer insbesondere aber auch der Pfarrer der Davert-Gemeinde hatte sie geschützt und beschützt. Dafür hatte eben jener zweite Pfarrer in den Pfarrgemeinderatssitzungen dann bitter bezahlen müssen. Die Pfarrgemeinderatsmitglieder waren unerbittlich fromm und streng gottgläubig. Der Dorfvorsteher hatte wohl mitbekommen, dass meine Mutter sich der Abtreibung widersetzt hatte, und jener Dorfvorsteher vom anderen Dorf, der eigentliche Vater, er hatte seinen Einfluss bis in den Pfarrgemeinderat wirken lassen.«
»Aber hat niemand gewusst, wer ihr Vater in Wahrheit war?«
»Später schon. Als dessen Sohn sich umbrachte, weil er die sexuellen Übergriffe der Internatspriester nicht mehr ertrug, war der Dorfvorsteher mit den Nerven fertig. Zudem kam raus, dass er im Nachbardorf ebenfalls zwei Mädchen missbraucht hatte, die ebenfalls noch nicht mal 15 Jahre waren. Alle Pfarrgemeinderäte in der Umgebung baten den Bischof in Münster den Dorfvorsteher wegen seinen Todsünden sofort zu exkommunizieren. Allein gegenüber der ermittelnden Staatsanwaltschaft bildete man eine unerbittliche Mauer des Schweigens. Es ging schließlich um die Ehre aller Mitwissenden. Zum letzten Mal sah man jenen Dorfvorsteher noch in der Karfreitags-Messe. Man sagte, er saß auf seinem Stammplatz in der Kirche, vorne, isoliert, recht und links von ihm blieb exakt ein Platz frei, er im Zentrum davon strotzend von unnahbaren Stolz. Aber doch irgendetwas sollte nicht gestimmt haben: er sah zerbrochen aus, behaupteten einige. Gebrochen wie eine Gebäude-Fassade aus Dresden 45, so soll er gewirkt haben. Und als er das Weihwasser vom Pfarrer abbekam, bemerkten einige, dass er empfindlich gezuckt haben soll. Obwohl – und das betonte jeder – er wie jedes Jahr mit seiner dröhnenden Bassstimme das Kirchenlied ‚Oh Haupt voll Blut und Wunden‘ mit an brutaler Wollust grenzender Inbrunst gesungen habe.«
»Und?«
»Beim Ostersonntag-Spaziergang fanden ihn dann Spaziergänger aus dem nahen Münster an der berühmten Teufelseiche der Davert baumelnd. Sonnenstrahlen hatten den Schatten des Leichnams von der Teufelseiche auf dem Weg der Wanderer geworfen.«
»Selbstmord?«
»Man sagt, das Ho-Ho-Männeken habe ihn vom rechten Weg in die Wacholderbüsche gelockt. Dort hatte es ihn niedergeschlagen und dann am äußersten Ast der Teufelseiche in fünf Meter Höhe aufgeknüpft.«
»Wer? Das Ho-Ho-Männeken? Wer soll das ein?«
»Der ermittelnde Dorf-Polizist war selber ein Bewohner der Davert, ein sogenannter Davertnickel. Zudem noch Pfarrgemeinderatsmitglied. Er hatte die Akte als Selbstmordfall abgeschlossen. Ob es das Ho-Ho-Männeken war oder der Ritter zur Davertsburg, der wegen seiner damaligen Jagd zu Ostern dazu verdammt war, in der Davert unweit der Teufelseiche ruhelos umher zu irren, das weiß niemand. Nicht mal einer der Pfarrgemeinderäte beider Gemeinden. Und erst recht niemand interessiert es, was das alles aus mir gemacht hat.«
»Das ist doch ein Schmarren!«
»Nun, kein Schmarren ist, dass ich der Sohn eines katholischen Kinderschänders bin, meine Mutter bis zu ihrem Tod ein unwillkommener Flüchtling blieb und bei mir 50% Schlesierblut in den unehelichen Adern fließt. Niemand mag Flüchtlinge, die nicht deutsch sind.«
»Und zu Hundert Prozent ist sicher, dass du Vollidiot jetzt meinen Laden verlässt«, der Wirt war für mich überraschend hinter ihm aufgetaucht, packte meinen Nachbarn an seinem Arm und zugleich an den Kragen seiner Jacke. Er schleifte ihn von seinem Hocker zur Tür, öffnete mit seinem Fuß die Eingangstür auf und stieß den Nachbarn hinaus.
»Jetzt ist es genug mit deinen Mitleidsgemäre von wegen Flüchtlingskind und Spukgeschichten in irgendwelche preußischen Regionen! Lass dir gesagt sein, wir mögen Flüchtlinge. Bis zum Verrecken mögen wir sie, da können die drauf Gift nehmen. Wörtlich. Und dich mögen wir nicht. Zum Verrecken mögen wir dich hier nicht: Lass dich nicht mehr blicken! Und nimm deine Pinkus-Rechnung als mein Abschiedsgeschenk an mich! Du kannst wieder kommen, wenn du dich endlich in unserer Kultur Bayerns angepasst hast, du Spinner! Fuck you, ashole!«
Nie hatte ich den Wirt so energisch gesehen. Da war nichts mehr von der bayrischen Gelassenheit und seinem rheinischen Frohsinn. Er hatte meinen Nachbarn hinaus gestoßen und die Tür geschlossen. Als er an mir vorbei kam, klopfte er mir auf die Schulter und meinte:
»Ah, du hast dein Pinkus ausgetrunken. Noch ein Pinkus? Ja? Nebenbei, habe ich dir schon mal meinen Gin-Geheimtipp serviert? Vom Schliersee. Nicht nur aus Wacholdern hergestellt, sondern auch aus Kartoffeln destilliert. Eine Geschmacksexplosion für deinen Gaumen, das verspreche ich dir …«
Also, ich wollte anfangs schon aufgeben, bei dem kehligen, verschleimten Röhren urgs … aber irgendwie bin ich dann doch hängengeblieben, an dem Gelaber. Erinnerte mich stark in die vielen, vielen Zugfahrten in meinen jüngeren Jahren, wo ich oft (selbst meist in ein Buch vertieft, kam aber nie zum Lesen) von irgendeinem Gegenüber mit Geschichten von A bis Z voll zubetoniert wurde. ;)
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Danke für deinen Kommentar. Ich wollte mal eine Geschichte ganz anders einleiten, also gegen den vermeintlichen Strich potentieller Leser gebürstet. Ich war mir nicht sicher, ob das überhaupt ne kluge Idee war. Also ist es wohl eine grenzwertige Gratwanderung von mir. Danke für deine Bewertung dazu.
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Eine Bewertung maße ich mir gar nicht an, Careca lach; hast ja direkt aus dem Leben gefasst das, ist mir so gar nicht fremd, also, ich konnte mich da sehr gut hineinversetzen. ;)
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Danke dir für deine Worte! 👍👍👍
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