Prolog:
Adventskalender, Adventskalender, was schaust du so traurig rein?
Adventskalender, Adventskalender, durfte ich nicht bei dir rein?
1. Dezember: Schokorute
Zielorientiert schlug ich des Nachts im Dunkeln dein erstes Türchen ein,
War’s nicht so, wie du es dachtest, hätt’s nicht Mitternacht sollen sein?
2. Dezember: Schokoschwert
Dein zweites Türchen im Dunkeln ich ebenfalls energisch hab aufgemacht,
Du warst ob meiner nächtlichen Penetration nur ein wenig mehr aufgebracht.
3. Dezember: Schokoriemen
Dein drittes Türchen im Halbdunkeln mit einer Linken ich hab aufgeschlagen
Sag mir, was wagst du, ob fehlendes Lichts so dreist auch noch dich zu beklagen?
4. Dezember: Schokobolzen
Durch dein viertes Türchen dessen Öffnung ich mir kompromisslos organisierte,
Verstehst du nicht, dass der vollendete Einlass ob meiner Verwegenheit mich zierte?
5. Dezember: Schokobärchen mit Zauberstab
Hinter des Türchens Nummer Fünf, bewusst geplant war’s von mir am helllicht Tag,
Denn bei Tageslicht ist’s einfach lecker, cooler, sinnlicher, wie ich es nun mal so mag,
Wollt ich sehn das jed Herz höher schlagen Lassende, das schokobraune Bärchen,
Ein besser Fest wär’s mir gewesen, gewesen wär’s eingecremt und ohne Härchen.
6. Dezember: Nikolaus und Knecht Ruprecht
Am nächsten Tag des Mittags, mich ehrlich total voll freute des sechsten Mals mit vollstem Recht,
Hinterm Türchen lauernd warst du, Adventskalender, zitternd, mit Nikolaus und Knecht Ruprecht.
»Knecht Ruprecht«, riefst du, »alter Gesell´,
Heb deine Beine und spute dich schnell!
Für miese Säcke wie ihm hier, diesem gefährlich Männe,
Der maximal nur so denkt mit dessen Schwanzes Länge,
Triff ihn mit deiner schweren Rute in sein Gemächt,
Mit voller Kraft, bitte, ich will nur eines sein: gerächt!
Nikolaus, deck mich!
Ruprecht streck dich!
Den Stahlknüppel drauf, auf diesen Sack!«
Dunkel wurd’s mir danach in meinem Frack.
7. Dezember: Schokopampe
Durch die vergittert Türe reingeschoben von Knecht Ruprecht Nummer Zwei
Erhielt ich einen Essensnapf, irgendwas ehrloses, offensichtlich Zwieback-Brei.
Im Folgenden: Schokolos
Derweil eine Lehre sich mir brannte ein in mein Hirn,
Gravierte sich mit Denkerfurchen hinter meine Stirn
Dass vorm Türchen-Öffnen abzuchecken es unheimlich wichtig nun mal ist,
Mit welch Knecht Ruprecht so ein ehrloser Adventskalender verbandelt ist.
Paar Tage später:
Nikolaus Nummer Zwei, ungefragt es wagte, zu sprechen mir ins Gesicht,
Mit mega faltig Munde er sprühte seine elend Galle wie voll giftig Gischt,
Mich zutextete mit Fehlurteil, dann treffsafe ich verächtlich bespuckt ihn hab deswegen.
Erneut in einer Zelle dann, drei Stunden Respekt-Einnorden ich musste lehren Zell-Kollegen,
Bis ich den Dulli hatte voll geschwächt,
Brav krault er mir jetzt mein Gemächt.
Wichtig ist’s, all Knastis um mich rum wissen, wo ich stehe,
In der Rangfolge eben immer oben, ansonsten … wehe, wehe!
Ein Jahr später
Ein Jahr in Zelle Sieben, als Pedant, mein Zellentürchen stets im Blick,
Für danach nun alles safe geplant, nicht bloß bis zum nächsten Fick
An meinem Freedom-Day in fünf Jahren, ich werd’ durchschreiten dies Türchen mit Gitter,
Bin ich dann raus, ich sag’s dir nur einmal, Adventskalender, du, für dich wird’s bitter!
Epilog:
Eine etwaige Ähnlichkeit mit lebenden, toten oder anderen Affen unserer Gesellschaft wäre rein zufällig, allerdings wäre es leider auch unvermeidlich.