Wenn Glück zu Unglück wird …

Ein Autogewinn hört sich immer gut an. Jeder würde gerne gewinnen. Doch es gibt Menschen, denen wird ein Autogewinn zum Fluch. So geschehen bei einer Hartz-IV-Empfängerin aus Stolberg bei Aachen. Als die glückliche Gewinnerin der ARGE Stolberg ihren Gewinn meldete, wurde sie gleich zur unglücklichen Verliererin. Die ARGE strich ihr für ein Jahr die Zuschüsse, da der Autogewinn ihr als Einnahme verrechnet wurde. Als Folge davon konnte sie bereits ihre Miete nicht mehr zahlen. Klar, sie solle ihr Auto verkaufen, so die ARGE und von dem Geld leben. Andererseits ist die schwerbehinderte Gewinnerin auf ein Auto angewiesen, um einen Job zu bekommen. Ihr bleibt keine Freude an dem Gewinn. Die Gesetzeslage kennt dort kein „Gönnen“, und die ARGE nur Paragrafen.
Der gesamte Artikel findet sich hier:
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/THEMA_DES_TAGES_REGIONAL/7432750.php

HOPRECHT: Bei uns nicht! Bei uns in Deutschland, da is ’n fester Boden drunter, da is kein hohler Raum dazwischen, da kann nichts passieren! Anderswo vielleicht, wo det Jebälke faul is – da vielleicht! Sagen wa mal Russland zum Beispiel, da habense die Bestechlichkeit der Behörden, habense da – und denn die Muschiks, det sind nämlich Analphabeten, die wissen noch nich mal wie se heissen – und die Lasterhaftigkeit der höheren Kreise, und dann die Studentinnen, un det ganze schlechte Beispiel! Da kann was passieren, Willem, da is Bruch! Verstehste?! Bei uns is alles jesund, von unten auf – und was jesund is, det is auch richtig, Willem! Det is auf Fels jebaut!

VOIGT: So? Und woher kommt denn det Unrecht? Kommt det janz von selbst?

HOPRECHT: Bei uns gibt’s kein Unrecht! Wenigstens nich von oben runter! Bei uns geht Recht und Ordnung über alles, das weiss jeder Deutsche! […] Ick sag dir zum letztenmal: reinfügen musste dich! Nich mängeln gegen! Und wenn’s dich zerrädert – denn musste det Maul halten, denn jehörste doch noch zu, denn biste ’n Opfer! Und det is ’n Opfer wert!! Mehr kann ich nich sagen, Mensch! Haste denn keine innere Stimme, Willem? Wo sitzt denn bei dir det Pflichtgefühl?!

VOIGT: Vorhin – aufn Friedhof – wie de Brockn aufn Sach runterjekullert sind – da hab ick’s jehört – da war se janz laut, war se –

HOPRECHT: Wer? Was haste jehört?

VOIGT: De innere Stimme.[…]

aus „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer

9 Gedanken zu „Wenn Glück zu Unglück wird …

  1. Diesen Irrsinn habe ich inzwischen auch mitbekommen. Es hat alles einen Zweck: Das solche Leute nicht in der Arbeitslosenstatistik auftauchen. Das wäre unpopulär …

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  2. Der Gewinnerin streicht man die Zuschüsse und spart damit Geld ein.
    Ein 63jähriger, der über 45 Jahre Arbeitsleben auf dem Buckel hat und zudem 50% schwerbeschädigt ist, muss ein Bewerbungstraining absolvieren, damit ihm die Zuschüsse gezahlt werden, bis der Rentenantrag durch ist.
    Man kann sich nur an den Kopf greifen!

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  3. Der Begriff ist nicht wirklich antiquiert. Wenn es stimmt, was ich in OpenThesaurus (hier: http://www.openthesaurus.de/synonyme/search?q=haneb%C3%BCchen) gelesen habe, dann ist Hans-Dieter Hüsch „Hagenbuchen“ direkt verwandt mit „hanebüchen“. Mir ist der Begriff recht geläufig und war bei mir offensichtlich nur schwammig. Jetzt ist er konkreter.

    Die echte Geschichte des Voigt hatten wir in der Schule. Allerdings nicht in diesen Details. Danke für diese Link-Hinweise.

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  4. Sorry, der Begriff ist vielleicht schon antiquiert.

    Die Geschichte des Hauptmanns von Köpenick kenne ich recht gut, ich habe mal anhand der Gerichtsakten im Berliner Landesarchiv die gesamt Story recherchiert, falls es dich näher interessiert:
    http://www.readers-edition.de/2006/10/09/100-jahre-hauptmann-von-koepenick-teil-i/
    http://www.readers-edition.de/2006/10/10/100-jahre-hauptmann-von-koepenick-teil-ii/
    http://www.readers-edition.de/2006/10/11/100-jahre-hauptmann-von-koepenick-teil-iii/

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  5. Uff, jetzt musste ich erst einmal „hanebüchen“ nachschlagen, um zu verstehen, was ich an dem Wort bislang falsch verstanden habe. Weil ich das Wort nur im Zusammenhang mit „Fehlern“ benutzte und es fast schon als Synonym verstand.

    Mir fiel dazu nur noch Voigt ein, der an jene „Recht und Ordnung“ der preussischen Obrigkeitsmentalität verzweifelte. Bis er mit dem System arbeitete. Zuckmayers VOIGT wurde zur Legende, der echte Voigt wanderte erneut in den Knast, weil er betrogen hatte …

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