Die Schlacht am Birkenbaum

„Der Roggen wird vor der Schlacht am Birkenbaum erst eingefahren, der Hafer aber nicht … Wenn die Büdericher ein Mond vor Krautweih (Mariä Himmelfahrt) aus dem Hochamte kommen, steht rund um die Kirche alles voll Balltreter.“
Quelle: absolut unbekannte westfälische Einsicht eines Sehers

Es ist vollbracht.
Die Schlacht ist geschlagen, die Spanier haben gewonnen und die Niederländer machen der deutschen Nationalmannschaft Konkurenz im Erobern des zweiten WM-Platzes.
Was ist mir geblieben?
Nicht viel. Die Herrschaft über das Mittelfeld führt zum Sieg. Das Spielsystem des Mittelfeldes hat den Erfolg gebracht. Das Finale war das „quot eram demonstrandum“ (= „was zu zeigen war“), das „q.e.d.“ der Fußballzukunft.

Zwar verbleiben die drei deutschen Spiele gegen Australien, England und Argentinien in Erinnerung für mitreissendes Offensivfußballspiel. Aber mehr wird nicht verbleiben. Von den Trainer-Strategen wird in Zukunft das Spiel im Mittelfeld vervollkommnet. Maurinho in der Champions League und jetzt del Bosque bei der WM haben gezeigt, wie es geht.

Die deutsche Nationalmannschaft hätte die WM gewinnen müssen, um Grundsteine in der Zukunft für zuschauerfreundliches Spielsysteme zu legen. Haben sie aber nicht. Drum werden die nächsten Spielzeiten im Zeichen der Mittelfeldstrategien stehen.

Andererseits, hätte die deutsche Nationalmannschaft die WM mit begeisterndem Spiel gewonnen, dann wäre Frau Merkel und Herr Wulf quasi per Staatsräson gezwungen gewesen, mit ihrem gesamten schwarz-gelben Hofstaat ein zweites Mal bei der WM auflaufen zu müssen. Das wäre allen Sparanstrengungen der Regierung Merkel/Westerwelle total entgegen gelaufen. Okay, die Spieler wären erneut mit einer halbstündigen Ansprache des balsenabsondernden Hosenanzugs konfrontiert gewesen. Sicher, sie hätten es gemocht: die Spieler im Entmüdungsbad und vor Ihnen Merkel, Westerwelle und Wulf. Nur: Damit wäre dann die deutsche Nationalmannschaft auf Jahre geschlagen gewesen, um es mal in Abwandlung eines bekannten Beckenbauer-Zitats aus dem Jahre 1990 zu formulieren.

Also ist es gut so.

Merkel muss ohne Rückenwind einer WM-Trophäe weiterregieren. Aber sie hat noch immer die Möglichkeit, die Krake „Paul“ ins Kabinett als Regierungsberater zu holen. Denn die Krake hat auch bei den letzten beiden Spielen in ihrer Vorraussage richtig gelegen. Und solches Talent geht der Bundesregierung ja seit November letzten Jahres komplett ab.

Und so bleibt alles in allem nur ein „Bis in vier Jahren“ zu seufzen. Und ich hoffe, dass mein Team dann nicht wieder gegen einen Nicht-Weltmeister verlieren wird. Auch um deren gesundheit willen. Brasilianer können ja so erbarmungslos gegen Selecao-Mitglieder sein, wenn diese nicht gewinnt …

2 Gedanken zu „Die Schlacht am Birkenbaum

  1. Wirst lachen: ich finde Niederländer richtig sympathisch. Nur deren Spiel war … naja … die standen schon mal in Südamerika in einem Finale. 1978. Warum nicht auch 2014. Gegen? Na? eben. Brasilien …

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  2. Das Endspiel war m.E. nicht weltmeisterlich, dafür umso länger. Ich hab‘ ja für Holland die Daumen gedrückt, aber Paul wollte es anders. Naja, was soll’s.

    Bleibt die Frage: Was machen wir jetzt mit den Feierabenden? Bisher waren die gut strukturiert – Essen um sieben, draußen sitzen bis halb neun, danach Fußball und ab ins Bett.

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