Auf den Weg zu den Papieren des PentAgrions

Was vorher geschah:
Prolog, Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9, Teil 10, Teil 11

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Längst sitze ich nicht mehr am Hotelfenster, wenn ich jetzt aus einem Fenster hinaus schaue. Mueder_JesusDas Hotelzimmer konnte ich wieder mit meinen eigenen vier Wänden tauschen. Irgendwie geht das Leben weiter. Nur, getrennt in den eigenen vier Wänden zu leben, ist schwierig. Im Endeffekt ist ein gemeinsames Leben manchmal wie ein Ausziehtisch: Ausgezogen gibt es für alle mehr Platz.

Die Suche nach dem PentAgrion-Traktat habe ich für mich beendet. Meine letzte Hoffnung, noch eine Kopie der Papiere zu erhalten, war hinüber, als ich meine Hose in dem Waschsalon in die Waschmaschine schob. Ich zog es beim Bügeln sauber gefaltet und gewaschen aus der linken Hosentasche. Das Faltblatt, welches ich in Köln erhalten hatte, vom Jürgen aus Remagen, der mir eine Kopie zuschicken wollte. Lediglich der Goethe Text vom Hexen-Einmaleins war dort noch zu entziffern:

„Du mußt versteh’n! / Aus Eins mach Zehn, / Und Zwei laß geh’n, / Und Drei mach gleich, / So bist Du reich. / Verlier die Vier! / Aus Fünf und Sechs, / So sagt die Hex’, / Mach Sieben und Acht, / So ist’s vollbracht: / Und Neun ist Eins, / Und Zehn ist keins. / Das ist das Hexen-Einmaleins!“

Auch ohne dieses faustische Gedicht hatte ich bereits Probleme „eins“ und „eins“ zusammen zu bringen. Die Fülle der Informationen hatte mich im wahrsten Sinne des Wortes überwältigt, aber dem Ziel, dass zu erkennen, was sich dahinter verbarg, ein Stückchen näher zu kommen. Mir erging es wie dem Jesus, den ich über einer Dominikanerkirche in Rottweil antraf: Ratlos. Da saß ich nun ich armer Tor, klüger war ich nicht geworden. Diese Situation frustrierte, weil das ganze Wissen ohmächtig machte. Was nützt das ganze Wissen, wenn man damit nichts anfangen kann.

Hermann Hesse hatte mal geschrieben:

„Echte Bildung ist nicht Bildung zu irgendeinem Zwecke, sondern sie hat, wie jedes Streben nach Vollkommenen, ihren Sinn in sich selbst.“

Vielleicht lag ja hierin der Schlüssel zu den Papieren des PentAgrions.

Goethe verfasst einen Brief an Karl Ludwig von Knebel, dem Hofmeister des Prinzen Konstantin in Weimar, mit folgenden Sätzen:

„Die rechte Art, ihm beizukommen, es zu beschauen und zu genießen, ist die, welche Du erwählt hast: es nämlich in Gesellschaft mit einem Freunde zu betrachten. Überhaupt ist jedes gemeinsame Anschauen von der größten Wirksamkeit; denn indem ein poetisches Werk für viele geschrieben ist, gehören auch mehrere dazu, um es zu empfangen; da es viele Seiten hat, sollte es auch jederzeit vielseitig angesehen werden.“
(Brief vom 14. November 1827)

Philosophenweg

Vielleicht müsste das Traktat von PentAgrion genauso behandelt werden. Vernetzt betrachtet, wäre dem auf die Spur zu kommen. Auf mich allein gestellt konnte die Suche nach dem Wissen um die Papiere des PentAgrions nur sinnlos sein und in einer privaten Katastrophe enden. Alleine und zu Fuß war der Weg zu den Papieren nicht beschreitbar.

Diese Erkenntnis vermochte mich allerdings nicht wirklich zu trösten. Jenes Gefühl, einen Zipfel der Erkenntnis zu erlangt zu haben und das dieser mir dann entwischt ist, dieses Gefühl war nicht wirklich erbaulich. Wie gewonnen, so zerronnen. Der Weg zu den Papieren des PentAgrions hatte sich mir verschlossen.

Es bleibt nur noch die letzte Hoffnung, dass sich der Zipfel von jenem Mantel der Geschichte noch wiederfindet, der den Blick auf die Papiere des PentAgrion verschleiert.
In der Hoffnung, dass sich bei solch einer Gelegenheit erklärt, was es mit den Papieren des PentAgrion nun wirklich noch auf sich hat, leite ich an dieser Stelle die Einladung zur langen Deniere-Lesenacht bei Trithemius weiter:

Einladung-Lesenacht

Fortsetzung

Ein Gedanke zu „Auf den Weg zu den Papieren des PentAgrions

  1. Das ist ein wundervolles Nachwort und gleichzeitig ein neues Vorwort. Den Schlüssel hast du in den Zitaten gefunden. Du hast auch zum Ausdruck gebracht, dass die Papiere des PentAgrion sich jedem anders erschließen. Das ist das Wesen aller Kunst. Die Papiere sind unser gemeinsames Werk, und das unterscheidet sie von allem, was bislang da gewesen ist, weil nur durch das Medium Blog möglich. Der Netzroman wird weiter wachsen, und du wirst entscheiden, ob du daran mitwirkst. Schon jetzt ist er mit deiner Hilfe und der anderer der größte Roman, der je geschrieben wurde. Denn er ist tendenziell unendlich, solange das Internet besteht.

    Pataphysische Grüße
    Dein Trithemius

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