Afrika zum Auslöffeln nah (Teil 1)

Kennt jemand einen neuen Anti-Afrika-Witz? Vielleicht gibt es wieder was neues zum körperlichen Abschütteln vom Herren Ministerpräsident Berlusconi? Berlusconi, Italiens „personal manager“, der mit den erklärten Zuständigkeiten für die drei F’s:
Fußball, Fernsehen und Frauen.

Nun, mit Sicherheit hätte sich die Firma „Langnese“ jetzt mit ihrem neusten Werbespruch ihrer Produktreihe „cremissimo“ von den Desserttellern der Berlusconis und Lampedusaner gekickt:

„Afrika zum Löffeln nah.“

Keine Nation aus Europa will Afrika „nah“. Besonders nicht zum Löffeln. Weder zum Auslöffeln, geschweige denn will eine Nation in Löffelchenstellung mit Afrika überhaupt eine Nacht verbringen. Was das europäische Auge nicht sieht, tut schließlich dem kosmopolitischen Herzen nicht weh. Mit einem goldenen Löffel im Munde geboren zu sein, soll schließlich selbst erklärtes Anrecht für uns Europäer bleiben. Notfalls nehmen wir zum Vergolden der Löffel auch Gold aus Südafrika her.

Das nahe Afrika ist uns so fremd wie ein Mensch dem anderen, welcher auf der anderen Seite der Erdkugel dem einen gegenüber lebt. Die Griechen haben dafür uns den schönen Ausdruck „Antipoden“ vererbt. „Antipoden“, das sind die, die uns deren Füße entgegenstrecken.

Die entscheidende Frage ist nun für uns Deutschländer:
Gibt es Antipoden für Deutschland? Und ja, wie heißen die?

Nun, im Prinzip lautet die Antwort „Nein“. Denn dort wo unser geografisches Gegenstück liegen sollte, da ist nur Wasser. Und Meeresbewohner haben nun mal keine Füße. Außer sie leben auf Schiffe. Diese nennt man dann Seemänner.
Oder Piraten.
Beurteilt, je nach Art ihres täglichen Broterwerbs.

Auf alle östlich von Neuseeland und ganz knapp östlich der Datumsgrenze – da wo unsere Antipoden leben müssten, wenn sie denn unsere Antipoden sein wollten -, da wird weniger von Piraten als vielmehr von Weltenbummler auf Schiffen berichtet.
Wenn überhaupt.

Die sich anschließende Frage ist dann freilich, sollte dort nun jemand segelnderweise uns die Füße entgegen recken und die Datumsgrenze überschreiten, ist der dann von heute oder bereits von morgen.
Oder anders herum betrachtet: Leben wir in Deutschland aus Sicht des Seglers noch am gleichen Tag oder sind wir bereits von gestern?

Diese Frage kann nicht sofort absolut beantwortet werden, sondern hängt eindeutig von der Segelrichtung des Seemanns ab, relativ betrachtet zum Greenwicher Nullmeridian in England. Die christliche Seefahrt hat sich deswegen den Merkspruch kreiert:

Von Ost nach West halt’s Datum fest,
von West nach Ost lass‘ Datum los

Wenn als irgendwer zum Beispiel im „Diercke Weltatlas“ nachschaut,
– der schwere überdimensionale „Diercke Weltatlas“, das wohl beliebteste Diebesgut ambitionierter Weltenbürger in der Schulzeit –
wer die Antipoden für uns Deutschländer sind, so endet das mit einem Schlag ins Wasser. Direkt neben Neuseeland.
Im Pazifik halt.

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