Gemeinsamkeiten

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Welche Gemeinsamkeit hat der Kölner Platz ‚Neumarkt‘ und der Platz vor den Münchener Riem Arcaden?

Deren Pflastersteine wurden in Indien geklopft.
Mutmaßlich aus dem selben Steinbruch.
Mutmaßlich von den selben Kindern.

Tausende stehen drauf, Tausende gehen drauf. Ob Touristen, ob Schicksale, ob Geld, das darf sich selber jeder denken. Gedanken sind frei. Und die Journalisten, die den Bericht für den WDR gemacht hatten, auch noch. Das haben sie mit uns dankenswerterweise gemein.

In Köln ist man vor 800 Jahren noch anders mit Kindern umgegangen. Eltern haben ihre Kinder rheinaufwärts nach Italien wandern lassen. Jene 20000 Kinder wollten in Genua vom 12-jährige Nikolaus das Mittelmeer mit dem weltbekannten Moses-Trick teilen sehen. Das Meer teilte sich nicht, Jerusalem wurde nicht von Kölner Jüngelche befreit. Bekanntlich endete dieser ‚Kinderkreuzzug‘ unter anderem in Pisa. Dort wurden die Pisa-Studien auf Schiffen fortgeführt. Die fuhren zwar nicht in indische Steinbrüche, aber die italienischen Seefahrtskaufleute hatten auch damals schon andere Orte, wo Kindersklaven begehrt waren. Nicht nur in Bordellen.

Dabei sollten die Kölner doch eigentlich aus den Ereignissen 100 Jahre zuvor gelernt haben. Da kam auch einer, der genauso wie der Nikolaus einen Einschreibebrief ohne Rückschein von Jesus vorweisen konnte, indem sich wer über unverschämte, blutrünstige Muselmänner beschwerte und zu politisch inkorrektem Verhalten demagogisierte. Im Namen der nächstenliebenden Christenheit. Blutrünstig und unverschämt.

Jener Haßprediger kam aus Frankreich über Aachen nach Köln. ‚Kukupeter‘ wurde er genannt, Peter von Amiens hieß er. Der Kölner hatte gerade nichts zu tun – Karneval war inzwischen auch schon vorbei, dafür hatte es Meteoritenschauer, Mutterkorn und Mondfinsternis – und als er den Kukupeter mit seinen Kreuzzugsteilnehmern aus Aachen angezogen kam, rief der Kölner begeistert „D’r Zooch kütt!“, Kukupeter warf seine Kamelle und der Kölner lief ihm „Die Karawane zieht weiter“-singend und „Alaaf“-rufend hinterher.
Bis nach Belgrad kam dieser erste Kreuzzug, wo die Kölner dann von Christen und Moslems gemeinsam massakriert wurden.

Vielleicht kamen sie dabei in Rufweite von Münchens Riem Arcaden vorbei. Auch wenn es damals weder die ‚Riem Arcaden‘ geschweige denn München gegeben hatte.

Dafür gab es aber den Kölner Neumarkt.
Und von dort aus zogen die Kinder gen Süden.

Als sich das Mittelmeer vor dem Nikolaus nicht teilte, sind nicht alle mit dem nächsten freien Schiff in die Sklaverei entflohen, einige sind auch zum Papst, um sich beim Statthalter für das entgangene Wunder zu beschweren.
Andere sind auch wieder nach Deutschland zurück.
Vielleicht nicht nach Köln, sondern dahin – schmachvoll in Sack und Asche gewandet, wofür man sie irrtümlicherweise für Mönche hielt – wo heuer noch die Stadt München liegt.

Weswegen auch klarer wird, warum München und Köln das gleiche kostengünstige Pflaster sich angeschafft haben könnten. Ein paar tausend Gedenksteine an die Kinderversklavungen dieser Welt ist nicht nur was fürs Gemüt sondern auch für die Erinnerungen deutscher Geschichte … .