Die perfekte Flugzeugentführung

Abenddämmerung

Reporter: Herr Mozek, wir konnten es bei der Ankunft des Fliegers am Flughafen Kattowiz beobachtet. Die Passagiere erschienen erleichtert beim Aussteigen.
Mozek: So?
Reporter: Ja. Ich würde behaupten, sie waren richtig fröhlich.
Mozek: Was Sie nicht sagen.
R: Aber ja. Ich sag es mal offen heraus: Sie haben das perfekte Verbrechen vollzogen.
M: Wie?
R: Nicht wahr? Sie haben das Flugzeug entführt.
M: Lächerlich! Ich bin Pilot. So ein Quatsch.
R: Würde ich nicht sagen. Noch nie sah ich Passagiere so froh einem Flugzeug entsteigen. Es musste sogar jemand die Leute beim Ausstieg bremsen.

Passagiere

M: Ach ja?
R: Ach ja!
M: Ach ja.
R: Also?
M: Sie sind ein scharfer Beobachter.
R: Danke. Das verlangt meine Profession.
M: Ja, ich und mein Co-Pilot Mizewski tragen hier die volle Verantwortung.
R: Verstehe.
M: Wissen Sie, die Sicherheitsvorkehrungen an europäischen Flughäfen haben uns genervt.
R: Heißt das, keine ideologische oder politische Motivation?
M: Nein, nicht wirklich.
R: Hm.
M: Es hat uns genervt. Und da hatte ich den Plan für das perfekte Verbrechen. Und mein Kollege ist gleich drauf eingestiegen.
R: Er ist Moslem?
M: Nein.
R: Oder mosaischen Glaubens?
M: Nein.
R: Tibeter?
M: Sein Schwippschwager dritten Grades kennt jemanden der evangelisch ist.
R: Also doch religiös motiviert?
M: Nein, nicht wirklich. Er führt im Internet einen Blog mit halbnackten Frauen.
R: Das ist uninteressant.
M: Er spricht ostdeutsch.
R: Aha. Ein Ansatzpunkt. Ist er unzufrieden mit der Bundesrepublik auf globalisierter Ebene bezüglich islamischen Terrorismus?
M: Wir wollten der Welt zeigen, dass die Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen Hofnarrenonanie der Politiker sind.
R: Aha, also sexuell motiviert? Inzest?
M: Mein Co-Pilot und ich beschlossen einfach die eigene Maschine zu entführen.
R: Die Stewardessen waren eingeweiht?
M: Saftschubserinnen sind schmückendes Beiwerk im Cockpit, aber sonst nicht tauglich.
R: Haben Sie Handyaufnahmen von den Sexorgien im Cockpit gemacht?

Piloten

M: Kollege und ich waren uns einig. Wir wollten die Maschine auf den Weg vom bulgarischen Burgas aus nach Kattowiz entführen.
R: Hatten Sie Explosiva bei sich?
M: Die Servierwagen waren voll damit. Wodka, Sambuca, Whisky und Eau de Parfum massenweise. Alles hochprozentig.
R: Der Knaller schlechthin also.
M: Streichhölzer hatten wir auch dabei.
R: Ich verstehe. Statt dem klassischen Zippo-Benzinfeuerzeug die Streichhölzer als Aufschrei gegen die Urwald-Rodung.
M: Quatsch. Als Notleuchten. Falls mal wieder die Kabinenbeleuchtung ausfallen sollte.
R: Nur deswegen? Genial!
M: Auf der Hälfte des Fluges habe ich dann die Passagiere informiert, dass sie alle 10000 Meter über Normal Null entführt gelten. Und wir sie zu einem Flughafen unserer Wahl bringen würden.
R: Ich verstehe nicht. Sie flogen doch schon nach Kattowiz.
M: Aber das haben die doch nicht mehr mitbekommen. Denn um zu verhindern, dass die Passagiere wie damals in Pennsylvania von hinten die Maschine aufrollen würden, haben wir eine Boardrunde nach der nächsten für die Passagiere geschmissen.
R: Ich verstehe. Die Alkoholika.
M: Hochprozentiges brennt besser. Die Passagiere als lebende Molotow-Cocktaile.

Passagiere2

R: Aber wenn ich richtig verstanden habe, flogen Sie von Burgas nach Kattowiz. Wie soll denn dann eine Entführung nach Kattowiz funktionieren?
M: Nur wenn die Passagiere besoffen gemacht werden, dann ist deren Widerstand am geringsten.
R: Moment: Sie entführen eine Maschine, die auf dem Routineflug nach Kattowiz ist nach Kattowiz?
M: Nicht ich. Sondern ich und mein Co-Pilot. Ohne ihn hätte es nie geklappt.
R: Ich wette, es hat auch kein Passagier bemerkt.
M: Doch. Die haben aus Verzweifelung gesoffen. Wie bekloppt. Die Wodka-Vorräte waren total geplündert.
R: Ja klar. Der Freibier-Effekt.
M: Quatsch. Diese Ablenkung war Bestandteil dieses perfekten Verbrechens.
R: Ihre Meinung.
M: Schauen Sie doch Ihre Fotos an: Sie sehen erleichterte Menschen, die froh sind, diese Flugzeugentführung überlebt zu haben.

Passagiere1

R: Eine Entführung durch Piloten, die das Flugzeug zum Bestimmungsort bringen, aber noch nicht mal die Fluglotsen über die Entführung informieren?
M: Aber Sie haben es doch bemerkt.
R: Bin ich mir nicht mehr so sicher.
M: Gerochen haben Sie es und die Freilassungsfotos gemacht.
R: Knipsereien aus purer Langeweile am Flughafen Kattowiz.

Passagiere3

M: Ach man. Schwätzen Sie doch nicht so altklug daher!
R: Danke für das Interview. Ich hau mir jetzt nen Wodka-Bull hinter die Kiemen. Das habe ich mir jetzt verdient. Tschüss.
M: Sie dürfen das Interview auch ungekürzt und ohne mein Gegenlesen veröffentlichen! Ich zähl auf Ihren journalistischen Verstand!
R: Ja, ja.
M: Was?
R: Ja, ja, ich flieg mal lieber wieder in die Redaktion als raus …
M: …

Katowice

7 Gedanken zu „Die perfekte Flugzeugentführung

  1. Gibt’s exklusiv bei Wizzair (wizzair.com). Und offenbar hat jedes Flugzeug innen nur Ledersitze … dafür muss man für alle Serviceleistungen extra zahlen … :>>

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  2. Hm, ja. Nicht wirklich umwerfend komisch, eher bräsig bis langweilig und gekünstelt … aber das erste und das letzte Bild, die sind super! Tolle Aufnahmen. HDR?

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