Generation "Vodka Red Bull"

Das ist mein Beitrag zur Blog-Parade von Frank Lloyd: Komasaufen – Wie schlimm steht es um unsere Jugend?
Ein Re-Up sozusagen, da ich schon mal zu diesem Thema gleiches schrieb.
Weitere Beiträge zu dieser Blog-Parade finden sich bei Frank Lloyd

Es ist Freitag abend.
Ich streife lauernd durch die Gänge des ReWe-Supermarktes.
Wo sind die chinesischen Nudeln? Und haben sie diesmal endlich die Geschmacksrichtung „Ente“? Oder wieder dieses billige Ersatzzeug, was so labbrig schmeckt, dass es einem schon um die Hitzebelastung der Herdplatte leid tut deswegen?

Während ich mich in den Untiefen der Regale verliere, kommt eine Gruppe Jugendlicher vorbei und bleibt direkt vor meinem Einkaufswagen stehen. Der eine hat eine Flasche „Wodka Gorbatchow“ und ergreift gerade ein Werbepaket „Jägermeister“, welches sich beim Regal davor befindet. Den anderen gefällt das nicht. Sie wollen mehr „Red Bull“ und irgendwie reicht deren Geld für alles nicht. Nach kurzer aber intensiver Diskussion wird der „Jägermeister“ wieder zurück gestellt und der offensichtlich älteste kriegt Geld für die Flasche, während sich die anderen Richtung „Red Bull“-Kühltonne aufmachen.
Später sehe ich sie auf der Staße vor mir gehen. Die Flasche erscheint wie eine Trophäe. Der ältere hält sie, aber die jüngeren flirten die Flasche an wie eine Edelschnitte. Sie ist noch verschlossen und die Truppe zieht sich nach „erfolgreicher Jagd“ zurück. Um die Beute redlich zu teilen?

An den Bushaltestellen lächelt mich die Werbung von APEROL an. Eine vielleicht 25-jährige Badenixe im Einteiler vor einem Pool. Dabei noch ein Wassermann.
Mir fällt die „Jägermeister“-Werbung mit den beiden Hirschen ein. Und auch deren „Jägermeister-Shop“. Immer laufen jüngere Menschen durchs Bild.
Die „Batida de Coco“-Werbung mit den leckeren Mädchen, den großen Kokosnüssen und dem Glas Batida in den Händen.

In einer Sendung im Fernsehen wurde vor nicht allzu langer Zeit über das Flatline-Saufen berichtet. Alkoholisierte Kinder in Krankenhäusern gehören inzwischen zu Normalität.

Da war mal eine Diskussion über den Verbot der Alko-Pop-Getränke wie beispielsweise „Smirnoff-Ice“ oder die „Bacardi Breezer“. Es wurden die Steuern auf solche Getränke erhöht und der Verkauf ging erheblich zurück.
Inzwischen mixen sich die Kinder diese Alko-Pops lieber selber. Das ist erheblich billiger.
„Red Bull“ als Energieträger und Süßmittel und Vodka als Unterlage. Das ganze ist süffig. Wirklich süffig, weil der Vodka so gefährlich fast nach nichts schmeckt.
Jedoch kommt irgendwann der Punkt, an dem der Alkohol im Vodka den Schalter im Menschen in weniger als 5 Minuten umlegt und aus dem vergnügten Menschen einen vergifteten Menschen macht. Es ist der Zeitpunkt, wann es günstig ist, einen Krankenwagen für die Notaufnahme zu rufen.

Die Kiddies schütten sich mit dem Selbstgemixten schon vor dem Betreten der Diskos zu. Das spart unheimlich Geld. Limes und Vodka vom Discounter kosten kaum knappe 8 Euro und sparen unheimlich. Wenn man die gleiche Menge in der Disco vertilgen will, dann ist man schnell ein Vermögen los.
Der gesellschaftliche Spaß kommt offenbar beim Trinken. Nachher. Nicht vorher. Am Schluss steht dann die Kapitulation des eigenen Organismus.

Es gibt genügend Diskotheken, die haben von 22:00 bis Mitternacht „Happy Hour“ oder auch „Flatline“-Tarife für bestimmte Alkoholika. Man zahlt einen bestimmten Betrag und kann sich während den zwei Stunden beispielsweise ohne Mehrkosten Tequilla oder Vodka reinhauen. Soviel halt wie man verträgt.

„Soviel wie man verträgt“ ist leider dabei der Knackpunkt. Wie viel man wirklich verträgt, weiß man immer erst hinter her. Nach den berühmt berüchtigten 5 Minuten. Wenn es zu spät ist. Wenn man gar auf der Intensivstation aufwacht.

Aber vorher?
Aufgrund der Änderung in den Gesetzen zum Jugendschutz können 16-Jährige in Begleitung eines Volljährigen bis Mitternacht in den Dissen bleiben. Aber das geht auch mit der Unterschrift der Eltern. Vordrucke dazu finden sich im Internet und die elterliche Unterschrift … haben die Türsteher dann noch eine Chance festzustellen, ob die Unterschrift wirklich von den Eltern ist?

Das Ergebnis ist fatal.

Liegt es daran, dass der Alkohol so billig ist?
Wenn er selbst schon im Vorprogramm der Jugendkinofilme als normal angepriesen wird?
Wenn die Werbeträger in den Medien junge, lockere, frohe und coole Menschen sind?
Liegt es daran, dass „Vodka Red Bull“ – das Standardgetränk cooler Menschen in Diskotheken – so süffig, kalt und erfrischend daher kommt?
Würde man Flatrate-Parties gemerell verbeiten, würden die Jugendlichen aufhören, sich vor dem Disko-Gang mit Selbstgemixten anzutrinken?
Oder ist der abendliche Rausch samt Weggetreten-Seins reizvoller als die wöchentliche soziale Realität?

Wo muss man anfangen?
Wo aufhören?
Prohibition?

Erice hat sich damals schon mal Gedanken darüber gemacht.
Das Thema tritt immer deutlicher denn je hervor.
Aber wo sind die Lösungen?
Es gibt keine Rezepte, soweit erscheint mir das klar.

Es gibt keine Handreichungen im Supermarkt, wenn sich ein 18-Jähriger eine Vodka-Flasche kauft. Auch wenn der Verdacht auf der Hand liegen mag, dass der Flascheninhalt den Abend nicht überleben wird.

Was tun gegen Alkohol, der gesellschaftsfähiger denn je geworden ist …

13 Gedanken zu „Generation "Vodka Red Bull"

  1. Hallo Leute. Thema: Alkohol. Ich selber merke bei mir mittlerweile, dass ich nicht mehr ohne Abends weggehen will. Das macht mir Sorgen und daher beschliesse ich nun für mich, dass zu minimieren. Also den Konsum. Man sollte offen darüber sprechen und sich nicht verstecken. LG Frederik

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  2. Wie macht man einem Menschen begreiflich, dass er sich schadet, wenn er trinkt – so lecker es auch schmecken mag?

    Ich war als Teenie ziemlich zurückhaltend mit Alkohol. Da gab es mal einen Abend, an dem ich zuviel Asbach-Hütchen getrunken habe – blieb mir in lebhafter Erinnerung; ich war geheilt. Mal ein Bier, mal einen Sekt – das war mein Trinken.

    Wann beginnt das Bewusstsein darüber, was man sich da antut?

    Leider helfen Verbote und Reglementierungen wenig. Dann wird eben heimlich getrunken – noch ist es ja in und die günstigste Droge von allen. Ich fände es allerdings auch schlimm, wenn die Kids umsteigen würden.

    Muss das Angebot von Flatrate-Saufen sein? Sicher nicht.

    Aber wie schafft man das Bewusstsein für das Risiko, wenn alle trinken, überall? Schau Dir nur Filme an. Da wird stets geprostet, gefeiert und gelacht. Good Vibrations…

    Ich habe da keine gute Lösung…

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  3. Ein paar Anmerkungen hätte ich da noch:

    >In anderen Ländern gibt es erheblich mehr Einschränkungen, Regeln, Gesetze und Verbote, und die Leute (s.a. z.B. Brasilien) fühlen sich in keiner Weise eingeschränkt, gemaßregelt, gesetzt und Opfer von Verboten. Sie leben trotz diesen mit diesen ohne Spaßverlust.

    Kann ich ehrlichgesagt nicht beurteilen aber Verbote die sich gegen Bedürfnisse richten, die einfach da sind, bringen meistens nichts als Kriminalität hervor. Gerade die Drogenpolitik in den meisten Ländern der Welt ist hierfür ein gutes Beispiel.
    Dass es in anderen Ländern noch unfreier zugeht als bei uns ist für mich absolut kein Argument, es diesen Ländern gleichzutun. Ich will ein freies Land und damit meine ich eines, dass so frei wie möglich ist und nichts verbietet, dass nicht unbedingt verboten werden muss. Mir ist allerdings klar, dass ich damit einer Minderheit angehöre.

    Dass du den Vorschlag mit der Prohibition nicht ernst gemeint hattest, habe ich schon verstanden. Ich wollte eigentlich nur klar sagen, was ich davon hielte.

    Wenn ein Mensch in Not ist (egal ob selbstverschuldet oder nicht), dann hilft man ihm normalerweise automatisch, dazu braucht es kein Gesetz. Es gibt zwar eins, dass vermutlich weder nützt noch schadet – aber ich behaupte mal frech, dass man es auch streichen könnte ohne dass es irgendwem auffallen würde.

    Rettungsdienste sind ne andere Geschichte, weil die so oder so bereitgehalten werden müssen. Nur weil es nicht verboten wäre, einen Menschen einfach verrecken zu lassen, heißt dass ja nicht dass deswegen keine Sanitäter gerufen würden.

    Gleichgültigkeit lässt sich meiner Meinung nach nicht gesetzlich verbieten oder vorschreiben. Menschen in Not zu helfen ist eine natürliche Reaktion, die bei uns zusätzlich noch den gängigen Werten entspricht. Ich behaupte, dass die große Mehrheit der Europäer gar nicht anders könnte als zu helfen, ganz gleich was irgendwelche blutleeren Gesetzestexte verlangen.

    Wenn es deutsche Städte gibt, in denen man keinen Alkohol mehr trinken darf, dann bin ich froh dass ich nicht in einer dermaßen intoleranten Gemeinde wohne. Aber wenn sich die Bewohner sowas bieten lassen, dann dürfte die Mehrheit wohl damit einverstanden sein – dann ist das eben Demokratie.

    >So reicht es beispielsweise vollkommen aus, Diskothekenbesitzern die Lizenzen zu entziehen, wenn dort Alkohol an nicht 18-jährige ausgegeben wird.

    ..sowas halte ich nun nicht grade für eine besonders leichte Maßnahme, die „vollkommen ausreicht“, sondern schon für eine extreme Strafe. Schließlich käme das immerhin einem Bankrott gleich, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.

    Angenommen, ein 17jähriger kommt mit gefälschtem Ausweis in eine Disko und besäuft scih da – warum soll dann der Diskobetreiber mehr schuld haben, als die Eltern die ihre Aufsichtspflicht verletzen? Lässt er allerdings wohlwissend und gegen geltendes Gesetz Minderjährige in seinen Laden, dann ist eine Strafe natürlich angemessen. Den Laden dann dicht zu machen halte ich aber auch dann für übertrieben. Bei uns ist es so, dass in so einem Fall empfindliche Geldstrafen fällig werden. Im Extremfall führen auch die zum Bankrott aber eben nicht zwangsläufig.

    >Sollten Kindern mit Alkoholvergiftung als Wiederholfall auftreten, so könnte man deren Eltern das Erziehungsrecht entziehen und die Kinder bis zur Volljährigkeit in private Heime verbringen, welche von eben jenen Eltern zu bezahlen sind.

    Niemals. Mit welchem Recht das denn? Weil Kinder dem Land gehören, in dem sie zufällig geboren sind? Wenn Kinder schon irgendwem „gehören“ sollten, dann jawohl niemand anderem als den Eltern. Und wenn die Eltern als Eltern nichts taugen, dann ist das bedauerlich, aber nicht zu ändern. Denn auch wenn man im Fall von wiederholtem Alkoholmissbrauch vielleicht noch recht simpel beurteilen kann, was Eltern taugen, so lassen sich da ganz schnell viele andere „Missstände“ ableiten, die letztlich dazu führen, dass Behörden mehr zu sagen haben als Eltern. Das mag zu NS- und DDR-Zeiten politisch „sinnvoll“ für die Herrschenden Regime gewesen sein, hat aber in einem demokratischen Rechtsstaat bitte nichts verloren. Kinder in Heime zu stecken, weil irgendwer Regeln festlegt nach denen beurteilt wird, ob Kinder „richtig“ erzogen werden oder eben nicht, das gehört in ein Menschenbild das mir zutiefst zuwider ist.

    >Man sollte dann aber dem „Alkoholismus“ den Status der Krankheit entziehen.

    Interessanter Ansatz, aber auch hier: Bitte mal konsequent weiterdenken, was das bedeutet. Lungenkrebs ist dann auch keine Krankheit mehr, weil Raucher und Passivraucher ja auch vorsichtiger hätten sein können. Und wer Motorrad fährt und einen Unfall hat, der soll seinen Rollstuhl dann gegebenfalls auch selbst bezahlen? Ist ja selbstverschuldet… das ist ein sehr gefährlicher Gedanke, der letztlich dazu führt, dass man eigentlich gleich jede Form der Krankenversicherung sein lassen kann.

    Ich freue mich ja, wenn ich dir durch meine Argumentation ein paar Denkanstöße ilefern konnte. Du scheinst recht schnell zu simplem schwarz/weiß-Denken zu neigen. Daher mein Tipp: Öfter mal nicht nur über das konkrete Problem nachdenken, sondern versuchen deine Sichtweise in der einen Sache auch auf ähnliche Situationen übertragen oder mal konsequent zuende denken.

    Und im Zweifel mal überlegen, ob überhaupt ein wirkliches Problem vorliegt, oder doch nur irgendwelche Interessengruppen sich etwas mehr aufspielen und der Gesellschaft ihre Moralvorstellungen mit scheinbar guten Argumenten aufzwingen wollen.

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  4. In anderen Ländern gibt es erheblich mehr Einschränkungen, Regeln, Gesetze und Verbote, und die Leute (s.a. z.B. Brasilien) fühlen sich in keiner Weise eingeschränkt, gemaßregelt, gesetzt und Opfer von Verboten. Sie leben trotz diesen mit diesen ohne Spaßverlust.

    Aber du hast Recht:
    „Welche Meinung hast du dazu, dass sich die U18-Riege Deutschlands die Kante gibt?“
    Diese Frage ist wirklich unpräzis und ungerechtfertigtigterweise verallgemeinernd. Das fiel mir nicht auf, denn eigentlich bezog ich es auf diejenigen, die sich ins Koma saufen, und nicht auf jene U18er, die es nicht tun. Aber das hatte ich nicht geschrieben.

    Für mich ist „Prohibition“ keine Lösung. Die obige Frage war von mir rhetorisch gemeint. Selbst Lösungen wie in Schweden führen immer wieder dazu, dass die Anzahl der Erblindeten nach Festen steigt. Die schwedische Lösung kann also auch nicht gerade als konstruktiv angesehen werden.

    Meiner Meinung nach kann sich jeder Ü18er fleißig bis zum Koma zuschütten. Vielleicht sollte man dann einfach das Gesetz zur Erste-Hilfe-Leistung streichen: Wer sich selbst vergiftet, dem sollte man dann seinen Selbstheilungskräfte überlassen. Stirbt jener Mensch oder wird jener dement, dann können die anderen einfach an jenem vorbei gehen, ohne sich um ihn zu kümmern. So wie in Japan. Jeder lebt eigenverantwortlich bis zum eigenen Tode. Das würde am Wochenende auch die Rettungsdienste entlasten.
    Müsste ich über solch eine Konvention der Gesellschaft abstimmen, du kannst dir sicher sein, ich würde dagegen stimmen. Weil solche Gleichgültigkeit tötet.

    „indem man Trinken in der Öffentlichkeit kurzerhand verbietet (wie es in anderen Ländern längst der Fall ist!).“
    Zu deiner Information: In einigen Städten Deutschland ist das schon eindeutig reglementiert. Da brauchst du gar nicht erst in andere Länder zu reisen.

    Ach ja, ich halte ebenso wenig davon, ein neues Gesetz aufzumachen, weil die bestehenden ausreichend sind. Aufklärung bringt viel mehr plus die Änderung von Missständen, die solche Dinge aufbringen. So reicht es beispielsweise vollkommen aus, Diskothekenbesitzern die Lizenzen zu entziehen, wenn dort Alkohol an nicht 18-jährige ausgegeben wird. Ich wette mit dir, nach kurzer Zeit kommen nur noch diejenigen rein, die sich regulär als volljährig ausweisen können. Um das zu erreichen, benötigt es kein neues Gesetz. Sollten Kindern mit Alkoholvergiftung als Wiederholfall auftreten, so könnte man deren Eltern das Erziehungsrecht entziehen und die Kinder bis zur Volljährigkeit in private Heime verbringen, welche von eben jenen Eltern zu bezahlen sind. Auch das ist möglich. Das würde einiges bewirken. Denn dann würden sich die Eltern um ihre Kinder kümmern, wie du gefordert hast und die Ü18er könnten ungestört soviel trinken, wie sie wollen.
    Man sollte dann aber dem „Alkoholismus“ den Status der Krankheit entziehen. Das würde dem Steuerzahler viel einsparen (besser gesagt, er würde mehr verdienen, was auf allgemeines Wohlwollen stoßen würde, denn Geld kann jeder gebrauchen). Alkoholiker und Trunkene kann man dann ja einfach ignorieren …

    Okay, ich sag es dir gleich: Ich habe wirklich kein Rezept oder Lösung. Daher hatte ich auch das Post oben geschrieben. Ich wollte lediglich wissen, was andere dazu denken. Ein einfacher Blogeintrag hätte mir deine interessante Ansicht der Dinge nie gebracht. Ohne anstossende Kontroverse kommt kein kreativer Kommentar. Das ist halt das Blogleben. Besonders nicht bei solchen kritischen Themen, die jeder liebend gern tot schweigen würde.
    Ich habe mit deinen Stellungnahmen (insbesondere mit der zweiten; die erste hatte ich nicht wirklich verstanden gehabt) ernsthaft einiges dazu gelernt. Z.B., dass es Komasaufen auch vormals gab, bevor es Flatline-Parties gab. Ich erinnere mich noch an Fernsehsendungen, wo jemand ein Liter Bier in sich reingeschüttet hatte und dafür tosenden Applaus vom Publikum erhielt. Und auch Harald Juhnke in dem Film „Der Trinker“ kommt mir dabei in den Sinn. Es ist alles eine Ansichtssache aus welchem Blickwinkel man das ganze sieht.

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  5. Also dein Beitrag an sich beschäftigt sich vom Charakter her auch nur mit den Symptomen und wirft die Frage „Prohobition?“ in den Raum, macht ein Problem aus „gesellschaftsfähig gewordenem Alkoholkonsum“. Was ist denn daran schlimm? Missbrauch ist sicher etwas, dass nicht sein muss und hier sollten sich Eltern auch in der Tat Kümmern, wenn ihre „U18“-Sprösslinge hierzu neigen.

    Dass es gesellschaftlich in Ordnung ist, in der Öffentlichkeit ein Bier zu trinken, dass ist bitteschön kein Problem und ich hoffe, dass es auch nie zu einem gemacht wird, indem man Trinken in der Öffentlichkeit kurzerhand verbietet (wie es in anderen Ländern längst der Fall ist!).

    Da Alkohol künstlich verteuert wird (was du ja selbst beschrieben hast) gehe ich davon aus, dass man verhindern will dass Menschen mit wenig Geld eben nicht so leicht zur Flasche greifen. In diese Gruppe fallen zweifellos auch viele junge Menschen. Aber Dinge, die man künstlich verteuert, die werden damit eben ein Stück weit zum Luxus, zumindest nach meiner Definition davon. Ein Phaeton beispielsweise bleibt für mich nämlich auch dann noch ein Luxusauto, wenn man ihn an jeder Ecke kaufen kann.

    >Welche Meinung hast du dazu, dass sich die U18-Riege Deutschlands die Kante gibt?
    Naja, was soll ich denn dazu für eine Meinung haben? Erstens kenne ich einige, die in diese „Riege“ fallen und auf die das nicht zutrifft, weshalb ich die gesamte Aussage etwas unpräzise verallgemeinert finde. Auf die Art kann man prima eine ganze Generation mies machen, die dann ihrerseits komplett einen unnötig miesen Ruf genießt.

    Dass es Unter-18-Jährige gibt, die sich ins Koma saufen bestreite ich natürlich nicht. Daraus ein Massenphänomen zu machen, dass mit allen Mitteln (inklusive Verboten) bekämpft werden müsste, halte ich für Hysterie die am Ende niemandem wirklich nützt.

    Wer unter 18 ist, der hat Eltern die sich um dieses Problem zu kümmern haben, Punkt.

    >Ist Betrinken samt Koma reizvoller als die wöchentliche soziale Realität?
    Keine Ahnung aber für manche vielleicht schon. Ist das eine wirklich entscheidende Frage? Oder ist es nicht per se vernünftig, die „soziale Realität“ (Arbeitsplätze, vernünftiges Freizeitangebot etc würde ich jetzt mal darunter verstehen) so optimal wie möglich zu gestalten?

    Wer Flatrateparties verbieten will (und das scheint irgendwie gerade so eine modische Maßnahme zu sein, die alles lösen soll), der greift überflüssigerweise in MEINE Freiheit und die der Wirte ein, nicht in die der Jugendlichen, die auf solchen Parties doch eh nichts verloren haben – es sei denn mit Einwilligung der Eltern. Pauschele Freiheitsberaubung für alle Menschen, DAS ist es aber, was nicht sein darf und wo die von mir beschriebene Hysterie denn auch grandios am Problem vorbei geht.

    >Wo sind die Lösungen?
    >Aber wo muss man anfangen? Wo aufhören?

    Zusammengefasst: Wenn es sich wirklich um ein gesellschaftlich relevantes Problem handeln sollte (was für mich nicht eindeutig geklärt ist!), dann muss eben mehr aufgeklärt werden und man sollte die betroffenen Eltern fragen, was mit ihren Kindern los ist und mit ihnen an Lösungen arbeiten. Den Rest der Gesellschaft lässt man dann aber bitteschön in Ruhe trinken – und zwar was, wieviel, wo und wann es ihm Recht ist. Denn wenn es von irgendetwas in Deutschland mehr als genug gibt, dann sind es Einschränkungen, Regeln, Gesetze und Verbote.

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  6. ich hatte einen Alkohiliker mein Mann, meine Kinder haben erst nach gemacht
    und dann begriffen………
    leider ist das nicht immer der Fall.

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  7. Eben. Aber dem Komasäufer ist das egal, was mit seiner Umgebung ist. Nur wenn er selber anfängt zu leiden, dann flucht er auf seine Umgebung …
    Das ist die Auswirkung des ganzen, wobei dann immer schnell (je nach eigenem Bedarf) Ursache und Wirkung vertauscht werden. Nur die Grundursachen will man nicht ändern, weil da viele meinen, es würde in die Freiheit eingegriffen. Es ist so wie mit der roten Ampel. Man muss sie nicht beachten. Man kann sie beachten. Aber wenn einem zum zweiten Male jemand links reingerauscht ist, dann wird man es wohl kapiert haben, dass die rote Ampel nicht die Freiheit beschneidet sondern nur regelt und Regeln auch sinnvoll sein können. Vorrausgesetzt man kann dann noch fahren und ist nicht schon beim ersten Mal Querschnitter … oder tot …

    Edit: Dass die jugendlichen Komasäufer der U18 bis U21-Liga Familienmitglieder sind, das ist denen egal … :(

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  8. Die Frage wem schade ich denn damit, wenn ich mich betrinke???
    *Schau mal in so eine Familie wo ein Tinker ist*

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  9. Oder einfach die Definitionen. Da wo das Unaussprechbare herrscht, fehlt jede Begrifflichkeit und kann auch nicht mehr dagegen Stellung bezogen werden … :>
    Aber wenn das nur soooo einfach wäre. Viele wollen ja gar nicht erst weiter denken als bis zu der Möglichkeit, dass eventuell deren eigene Freiheit bedroht sei (siehe auch den Kommentator nach dir). schade, wirklich schade. :(

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  10. Worin siehst Betrinken als Luxus? Luxus sind Sachen, die nicht überall verfügbar sind. Betrinken als Luxus zu bezeichnen ist abwegig.
    Welche Meinung hast du dazu, dass sich die U18-Riege Deutschlands die Kante gibt?
    Es ist immer wieder das selbe und ich lese es auch hier beispielhaft in deiner Antwort: Liebend gerne unterhält man sich um des Kaisers Bart, aber Ursachenforschung will nun wirklich niemand betreiben. Wer an Symptomen rumdocktert, der muss sich nicht wundern, dass nichts wirklich hilft. Ist Betrinken samt Koma reizvoller als die wöchentliche soziale Realität? Wer versucht da mal nach zu forschen? Es geht hier überhaupt nicht um Mündigkeit, denn die ist eindeutig geklärt und das Jugendschutzgesetz als solches als Argument zu nehmen ist nicht ausreichend. Schließlich ist Mord ja auch gesetzlich verboten. Und trotzdem passiert es. Aber auf das WARUM will sich niemand wirklich einlassen. Viel lieber wird erstmal betont, dass die „Freiheit“ an sich das wichtigste ist. Aber es geht hier nicht um des Kaisers Bart. Es geht um das, was dahinter steckt.
    Ich wiederspreche dir nicht darin, dass du dich gnadenlos zuschütten darfst. Du darft so bleiben, wie du bist. Aber lass uns nicht oberflächlich herum diskutieren.
    Wo sind die Lösungen?
    Es gibt keine Rezepte, soweit erscheint mir das klar.
    Aber wo muss man anfangen? Wo aufhören?

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  11. Alkohol ist nicht billig! Er wird doch sogar durch Sondersteuern künstlich verteuert. Aber selbst wenn er billig wäre: Warum sollte es Luxus sein, sich besaufen zu dürfen?

    Wenn ich mich unbedingt ins Koma saufen will, wem außer mir selbst schade ich denn damit?

    Und: Warum soll ich als 26jähriger darunter leiden müssen, dass Menschen die vom Gesetz her ohnehin nicht an harte alkoholische Getränke kommen dürfen, sich nicht an Gesetze halten?

    Meiner Meinung nach wird die gesamte Debatte vor allem als Vorwand benutzt, um im Namen einer solidarischen „Volksgesundheit“ erwachsenen, mündigen Bürgern Rechte zu beschneiden. Die Notwendigkeit, die Jugend zu schützen, alles zu tun, damit es der kommenden Generation gut geht, dass sie Leistungsfähig wird und erfolgreich, all das wird als Todschlagsargument gebracht, gegen dass man kaum etwas sagen kann, wenn man sich nicht unbeliebt machen will.

    Gruselig.

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