Quentin Tarantino ist eine Sache für sich. Man mag ihn, liebt ihn, versteht ihn einfach nicht oder hasst ihn einfach nur.
Als „Reservoir Dogs“ erschien, lief er mit nur wenig, aber steigender Beachtung an. Ich sah ihn erst viel später.
„Pulp Fiction“ war der Knaller. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich ihn mir anschaute. Ich war begeistert, denn meine Erwartung eines Mainstream-Filmes wurde gnadenlos enttäuscht.
Als dann 1996 „From Dusk Till Dawn“ erschien und ich in den morgentlichen Nachrichten las, dass Tarantino diesen Film vom Regisseur Robert Rodriguez produziert hatte, war für mich klar, dass ich in die Vorstellung des ersten Tages musste. Dabei ist „From Dusk Till Dawn“ kein Tarantino-Film. Und dass er dabei auch noch mitspielte, dass hatte ich gar nicht wirklich mitbekommen.
Ich gebe zu, dass mich das deutsche Kino-Plakat mit seinen Untertitel animierte. Es war ein Wort, welches den ganzen Film passend charakterisierte und aus vielen Adjektiven zusammengesetzt war. Ein Monster-Wort zu einem Monster-Film. Passend für das Leben der beginnenden Nacht. Ein 20:00 Film „frei ab 18“. Das pralle Kinoleben.
So saß ich denn ab 20:00 im Kino in den unteren Rängen und harrte den Dingen, die da kommen sollten. Ich dachte, es wäre ein „Quentin Tarantino“. Aber was kam war ein „Robert Rodriguez“. Es waren annähernd geschätzt 10, 12 Leute im Kino, welches ungefähr 400 Leute fassen konnte und die größte Leinwand Aachens hatte.
Der Film begann und schlug einen Bogen über Road-Movie hin zum Splatter-Film. Der Spannungsbogen war so brutal, dass es nicht nur mich aus den Sessel haute. Offenbar erging es vier, fünf Leute ebenso wie mir. Anfangs voll atemloser Spannung kippte die Handlung im Titty Twister nach der „Pussy-Show“.
Ab dem entscheidenden Satz von George Clooney „War das etwa komisch?“(*), kurz bevor der Grinsewilli von den Gebrüdern Gecko gemeinsam gesiebt wurde, da schwenkte der Film in ein anders Film-Genre um.
Und alles das, was danach geschah, wurde nicht nur von mir mit genüßlichem Gelächter quittiert.
Es gilt dabei zu bedenken, dass wir Lachenden nicht die einzigen im Kino waren. Es gab da auch die von den zehn, zwölf Zuschauern, die ganz offenbar das weniger witzig fanden.
Aber das war mir so etwas von egal.
Ich krallte mich im Kino-Polster fest und hatte Mühe beim krallen, vor Lachen nicht vom Stuhl zu rutschen.
Als der Film dann zu Ende ging, und die Totale die Müllhalde hinterm „Titty Twister“ zeigte, rutschte ich vor Lachen nun wirklich beinahe vom Kinsosessel (schlechtes Polster halt). Und nicht nur ich allein hatte dieses Lach-Problem, wie ich bei jemanden paar Reihen links vor mir bemerkte.
Der Abspann lief, das Licht ging an und rechts zwei Reihen vor mir standen vier Leute auf. Zwei Pärchen alteren Alters so um die vierzig. Absolut seriös und humorresistent, wie ich damals fand. Sie zogen während des Abspanns gefließentlich ihre Jacken an. Aber einer drehte sich mit leicht säuerlichem Gesicht direkt zu mir, den Lach-Belästiger, um und blaffte mich für jedermann laut und vernehmlich an:
„War das etwa witzig?!?“
In jenem Augenblick konnte ich mich wirklich nicht mehr vor Lachen halten. Ich rutschte buchstäblich lachend vom Sitz. Und hinter mir ging von den anderen fünf oder sechs Leuten eine verschärfte Lachsalve los.
Ja, ich fand die Frage oberwitzig. :> :>> :>
Sorry für mein Lachen, liebe Leute von damals, dass ich den Teil der blutrünstigen Splatterhandlung vom Film nicht wirklich ernst nahm. Vielleicht hättet du mein Lieber Anblaffer nicht den Film für deine Frage zitieren sollen … :>
Aber das musste sein! :>>
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(*) P.S.:
Der wirklich letzte Satz des Road-Movie-Teils vom Film hieß freilich nicht „Do you think that was funny?“ sondern „Sit down!“. Und dann begann der Splatter-Teil.
P.P.S.:
Wie ‚Senator Film Verleih‘ mitgeteilt hat, startet „Planet Terror“, der zweite Teil der Tarantino/Rodriguez Filmreihe „Grindhouse“, nun erst am 04. Oktober 2007 in den deutschen Kinos.
Schade eigentlich. Als „Double Feature“ wird das Gemeinschaftsprojekt Rodriguez/Tarantino dann wohl erst im November laufen.
Endlich mal Jemand, der den Sinn und den Unsinn dieses Werkes von Rodriguez begriffen hat. Treffender hätte es der Meister selbst nicht in Worte fassen können. Ich verehre die Werke von Rodriguez und bin wie versessen darauf, das Duo Tarantino/Rodriguez mit ihren Interpretationen des gleichen Stoffes endlich vor die Augen zu bekommen.
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Wow, das waren noch Zeiten, als Kino noch 12 DM gekostet hat. :)
Ich fand den Film auch eher lustig, als wirklich gruselig. Tarantino ist nicht wirklich ein Sexsymbol, aber unverkennbar. Ich liebe seinen wahnsinnigen Blick, den er nicht nur in diesem Film drauf hat. Wirklich Angst hätte ich vor ihm aber glaube ich nicht. :D
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:( keine Ahnung, habe ich, von nischt;)
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Wie sieht das Eden nach der UFA-Insolvenz jetzt eigentlich aus? Hat es noch die 72mm-Film Anlage? Ich befürchte, dass die Anlage weggeräumt wurde. Ton sit halt wichtiger geworden als Zelloloid-Technik. :(
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Ja, über elf Jahre her. Aber bitte, du musst dich schon auf den Film einlassen. Schraub deine Erwartungen leer und dann lass den Film kommen. Achte auf Dialoge, Einzelheiten und betrachte alles mit ernster leichter Ironie. Dann wird selbst das blutige Splattern am Schluss zu einem Vergnügen. Aber möglicherweise wird dich der Film schon selber auf das Ende einschießen. Bei der Hälfte des Publikums gelang es damals.
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… gewesen, lese ich Tuppes grad auf der Kinokarte. ;)
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Das klingt ja wirklcih aufregend, und obwohl ich in verschiedenen deutschen Zeitungen/Zeitschriften schon positive Kritiken dieses Films gelesen habe, hat mich deine Kritik am stärkszen motiviert, den Film anzugucken.
Doch sag, bist du etwa in Aachen?
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