Da Löw und seine Schildknappen jedoch nicht beim diesjährigen Konföderationen-Pokal-Turnier in Südafrika mitspielen, hat der DFB beschlossen, der Löw solle doch mal mit seinen Mannen in China nachschauen, ob dort ein Sack Reis umgefallen ist. Vielleicht kann er mit seinen Untergebenen auch schon mal afrikanische Verhältnisse mit Eselfleisch in Dosen aus Botswana simulieren.
Unterdessen man höre und staune spielt aber Italien beim Konföderationen-Pokal mit und Berlusconi hat sich bislang noch nicht dazu geäußert. Allerdings steht zu erwarten, dass er sich auch solange nicht äußern wird, solange erstens die Squadra Azzurra noch in Südafrika mitspielt und er zweitens noch nicht in Südafrika vor Ort ist.
Dann dort wird Berlusconi sicherlich zuerst die gesunde Bräune der Gastgeber, zweitens die straffe Organisiertheit der Bevölkerung durch private Mittelsmännern in den Townships lobpreisen und letztendlich darauf verweisen, dass in Europa Kinder mordend durch Schulen rennen, im Europaparlament deutsche Politiker mit SS-Rollenpotential sitzen und auf Lampedusa italienische KZs existieren. Also, alles in allem somit ein recht ungesundes Klima für Afrikaner. Afrikaner sollten lieber nach Lybien als nach Italien auswandern.
Und wir, wir werden uns königlich über die Dumpfbacke Berlusconi empören und amüsieren.
Aber Hauptsache, Löw und seine 17 Mannen verlieren im Fußball nicht gegen China und Saudi-Arabien.
Denn dann
ja, dann
dann kriegen wir noch mehr Krise. Dann spricht keiner mehr über die Rezession der Wirtschaft. Sondern jeder sorgt sich darüber, wer denn dann die Suppe für die Qualifikation zur WM in Süd-Afrika auslöffeln soll.
Aber Deutschland kann beruhigt sein. Absolut beruhigt.
Denn wenn alle Stricke reißen, dann haben wir ja noch unseren fränkischen Lothar Nationale, unsere deutsche Matthäus-Passion. Schließlich hat der Lothar Matthäus erheblich mehr Erfahrungen im Scheitern im Trainer-Dasein als Klinsmann und Löw zusammen. Sechsmal im Zwei-Jahre-Rhythmus ist er bislang an Mannschaften gescheitert. Wie Magath. Denn der Magath selber brachte es erst bei seinem siebten Trainerjob zur deutschen Meisterschaft mit Bayern München.
Entbehrungen und Ehefrau, so stellte auch Deutschlands größte Boulevard-Zeitung heute heraus, das seien die Erfolgsgaranten zur Meisterschaft Wolfsburg gewesen.
Gilt diese Regel auch für Matthäus (er hatte inzwischen ja mehr als nur eine Frau), dann ist mit Lodda uns der Weltmeisterschaftstitel noch vor der Eröffnung der WM 2010 in Süd-Afrika nicht mehr zu nehmen. Dank dem erfolgreichen von BILD aufgedecktem Erfolgsgeheimnis eines Felix Magaths. Und niemand das sei dem Leser hier garantiert niemand wird dann mehr über Bankenkrise oder gar Rezession reden.
Denn alles wird gut werden.
Amen.
Schöner Link. Vielen Dank. Von Aachen aus wäre ich wenigstens näher an Neuseeland, aber so ist da nur Wasser.
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„Diercke“ bietet eine Antipodenkarte:
http://www.diercke.de/unterricht/karten/antipodenkarte.xtp
Da wird es leichter festzustellen, wo unsere Antipoden sitzen: Und zwar immer auf den gleichen breitengrad nur im Süden und die Differenz vom aktuellen Längengrad, wo man sich aufhält und dem Wert 180°.
„Ethnozentrismus“ hatte ich noch nicht gehört. Für mich lief das ganze immer unter Eurozentrismus („Europa“ + „Zentrismus“), und bei uns Deutschen immer unter Deutschzentriertheit.
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Danke für den Hinweis auf den Riesen-Lapsus. Habe es korrigiert.
Der Runderlaß liest sich schon arg merk-würdig. Gegen eine kritisch positive wie negative Betrachtung zugleich ist wenig einzuwenden. Nur das Zitat liest sich, als ob Schönfärberei durchgeführt werden soll …
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Umgekehrt, oder?
Hier in Frankreich macht man sich um Afrika schon deutlich mehr Gedanken – man hat ja auch deutlich mehr Aktien dort (gehabt)… aber der Geist dahinter ist nicht beser, im Gegenteil.
Kein Scherz, sondern Runderlaß an die Schulen…
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Dein vierteiliger Afrika-Auslöffel-Text kommt so flockig leicht daher, mit dem dir eigenen Sarkasmus gewürzt, doch er enthält auch viele interessante Fakten. Ich hatte bislang ganz naiv gedacht, die in Australien sind unsere Gegenfüßler. Geschnitten, wir haben gar keine, lese ich bei dir. Das Erfolgsgeheimnis von Magath kannte ich auch nicht. Ich dachte immer, es hängt mit seinem sibyllinischen Beinahgrinsen zusammen, vor dem jeder tumbe Fußballer sich fürchten muss, weil dialektisches Denken ziemlich anstrengend ist. Unser Zynismus und die Gleichgültigkeit gegenüber den Nöten in Afrika, daran hast du mich auch wieder erinnert. Der Kontinent kommt ja bei uns kaum vor in den Medien, wie er auch im Diercke-Weltatlas im Verhältnis zu Europa viel zu kelin dargesteltt ist. Die dafür verantwortliche Krankheit nennt sich Ethnozentrismus und ist eine üble Gehirnpest, die wir Deutschen gar nicht loswerden, weil wir uns daran gewöhnt haben.
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