Eine Schlang an der Einkaufskasse. Der klassische Flaschenhals. Ab einer bestimmten Stelle kommt der Einkaufswagen nur noch scharf kalkuliert durch die Gasse. Entweder man ist vor dem Einkaufswagen oder danach. Vorbei kommen Leute, die sich dünn machen. Dicke nie. Nicht mal im Traum.
Und dann kam er. Jung,dynamisch, Haare einskommafünf Millimeter, Bomberjacke und beleibt.
„Lassen Sie mich mal durch?“
Das war keine Bitte, sondern unmißverständlich ein versteckter Befehl. Er war ungeduldig und ich in meiner Person hinderte ihn die Kasse schnell zu passieren. Weil ich gerade eben das in den Einkaufswagen wegräumte, was der Kassierer über den Scanner zog.
„Kannst du nicht Platz machen, du Depp?“
Unberechtigt gab ich Widerworte, forderte von ihm Mäßigung und verbat mir die Bezeichnung „Depp“.
Logisch, was da folgte: er reagierte über mein widerporstiges Verhalten nicht überrascht, sondern wuchtet seinen schweren Körper sportlich über den Einkaufwagen.
„Verdammter Mongo!“ blaffte er in meine Richtung. Und als er mich passiert hatte, versuchte er einen Nierenschlag bei mir. Nur hatte er schlecht gezielt und ging weiter, als wäre sein Verhalten das normalste aller Dinge. Als wäre es vollkommen okay, so zu reagieren.
Niemand sagte irgendwas, was aber auch völlig normal ist.
In München gibt es halt eins auf die Schnauze, wenn solchen jungen dynamischen Ich-Bin-Wichtig-Menschen irgend jemand quer kommt. Ob in U-Bahn, auf der Straße oder sonstwo.
Platz da, wir sind ja wer!
Warum?
Eben.
Darum.
Nicht wirklich unglaublich. Glaub es mir.
„Mongos“ sind im jugendlichen Umgangssprachen-Slang Leute ohne Trisomie 21 (auch bekannt unter dem Begriff „Mongolismus“, der für „Mongoloide“ verwendet wurde), die aber trotzdem das Down-Syndrom haben, auch wenn man es nicht sieht. „Mongo“ ist sozusagen die Steigerung von „Depp“.
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Das war jetzt wahrlich deutsch gesprochen.
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Das ist eine schier unglaubliche Geschichte, nahezu empörend. Und was ist ein Mongo?
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Auf deutsch: Arschlöcher gibt es überall.
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Geht mir ebenso. Selbst bei verbaler Gegenwehr bleibt das schale Gefühl „sie sind es nicht wert, sie sind es nicht wert, lass es“ …
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Seufz. Nicht wirklich. Warum sollten die Bayern anders sein als Westfalen, Berliner oder Schlickrutscher? Nur weil die einen anderen Dialekt haben? Weil die einen König hatte, der am flachen Ufer ertrank, nachdem er Schlösser baute? Weil der GröBaz Strauß höchstselbst die Alpen Stein für Stein errichtet hat, um die Sicht nach Italien zu behindern, während sich halb München in ihrer Biergartenrevolution ergoß? Nein. Die sind genauso so gleich wie alle Deutschen. Allerdings aber auch gleicher …
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Bei solchen Typen kriege ich das Kotzen! Leider gibts die überall und ich weiß auch nicht, wie man ihnen begegnen könnte, ohne den Kürzeren zu ziehen.
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Der Typ war schon an mir vorbei, als der den Nierenschlag versuchte. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, alles stehen und liegen zu lassen und den Typen hinterher zu rechnen. Aber wozu? Ich hasse Gewalt. Und Gegengewalt ist nicht mein Ding.
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ich dachte, in München sind die Leute noch gemütlich
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Bein stellen, Ellenbogen raus, Wagen quer stellen – aber doch nicht einfach hinnehmen
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