Ich hab mich überzeugt.
Ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch!
Der alte Holzmichel mit klingendem „B“ in der Mitte.
Der Johannes „Bee“ Kerner eben.
In der Woche jagt er Quasselquoten und am folgenden Wochenende vergnügt er als Fußballkommentator von Länderspielen das Fernsehpublikum und tritt in den Fußstapfen des „Guten-Abend-allerseits“-Heribert Faßbenders.
Hat der Kerner letztens doch noch wacker seine Herman-Schlacht posthum verloren, so ficht ihn solche nachträgliche Niederlage nicht an. Einen großen Geist ficht halt sowas nie an. Wie halt immer auch schon Astrid Lindgrens Karlson vom Dach.
Und so denkt denn auch die Fernsehnation und die Meinungsmacher des Boulevards. Da können die Neonazis schon mit Panzer auf deutschen Straßen üben, das ist sowas von egal.
Hauptsache das Wort „Autobahn“ wird geschichtsbewußt verwendet. Und der Bildschirm bleibt neonazifrei.
Ansonsten gibt es verbal von uns einen auf die Zwölf und wir fechten emotional mit. In jeder Neuauflage der Herman-Schlacht.
Solange halt diese Rechten mit ihren Baseballschlägern nicht gerade in unserem eigenen Vorgärten üben.
Und das Bier weiterhin nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut wird.
Während Kerner quoten- und niveauberuhigt vor sich hinquasselt, geht man in den etablierten Medien wieder zu den Rückblick auf die brutale Geschichte vor 30 Jahren über. Die Schleyer-Entführung. Auch hier in diversen Blogs geschieht das.
Aber was wurde eigentlich damals vor 30 Jahren so im historischen Rückblick betrachtet?
Im Januar 1979 traten die dritten Fernsehprogramme aus dem Schatten der großen ARD und dem ZDF. Eine Fernsehsendung führt zu einer Einschaltquote von 20 Millionen Zuschauern und zu gesellschaftlichen Verwerfungen. Ich erinnere mich sogar noch daran, dass ein Fernsehturm mutwillig sabotiert wurde, um die Ausstrahlung in einem Regionalgebiet zu unterbinden. In den Dritten lief die vierteilige Fernsehserie „Holocaust“, welches die Geschichte der jüdischen Familie Weiss und die Geschichte der Karriere des SS-Obersturmbandführers Erik Dorf erzählt.
30 Jahre nach Nazi-Deutschland. Kerners Hermans-Schlacht war demgegenüber ein laues Lüftchen, was damals los brach. Nun, auch dieser Sturm hatte sich beruhigt.
Geändert haben all die Diskussionen kaum was. Das rechte Gedankengut der ewig Gestrigen verbreitet sich weiterhin wie Schimmel in feuchten Wohnungen. Trockenlegen will es nicht wirklich jemand.
Ich frage mich, warum ich das hier schreibe. Eulen nach Athen tragen kann jeder und ist immer irgendwie opportun. Es ist ruhig geworden um die Herman und ihre eigenen Frauenthesen.
Dafür wird die Schlacht um die Familie auf anderem Felde weitergeführt. Diesmal bekriegen sich ein katholischer Bischof und eine Politikerin.
Ob sowas zielführend ist?
Ich möchte wetten, es dauert auch hier nicht lange und es werden Vergleiche zum Nationalsozialismus gezogen. Als Mittel der eigenen Waffen. Roth gegen Mixa. Wir haben auf einen Kerner-Ersatz dringend schon gewartet.
Dann doch lieber Retroperspektiven auf die Historie Deutschlands.
Vielleicht lernen wir ja noch mal was aus der blutigen deutschen Vergangenheit …
Sehr treffend bemerkt! Ich weiß auch nicht genau was in diesem Land falsch läuft, aber daß es falsch läuft müsste jedem denkendem menschen auffallen. Für den rest gibt es die kleinen öffentlichen Hinrichtungen à la Eva Hermann.
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Neulich las ich in einem Psychologen-Heft, habe die genaue Quelle vergessen, eine Auseinandersetzung über die Frage, was wäre, wenn Hitler, der wohl klammheimlich Künstler werden wollte, tatsächlich diesen Weg genommen hätte. Quasi eine Karriere als Zeitgeist-Adolf. Daran wurden dann alle Repressions-Theorien von gestern und vorgestern durchgekaut untermalt von dem ständigen Hinweis, der Gröfaz sei wohl AUCH ein genialer Zeichner gewesen.
Ich nehme nun schon Medikamente gegen hohen Blutdruck und aufschäumende Magensäfte, aber manchmal kann ich nur noch
kotzenvomitieren.PS. Sorry, ich wische es auch weg.
;)
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Und dessen österreichischen Eltern. Soviel Zeit für Sippenhaft muss noch sein. Im Grunde gab es eh ja kein Kollektiv. Es war ja immer ein einzelner Mensch an den Tod eines anderen Schuld …
Müssen wir da nicht die ganze Weltgeschichte neu schreiben? Am besten mit dem Blut der Ermordeten. Denn Millionen einzelne Tote als tot-ale Einzelschicksale, da bleibt mehr kein Platz mehr für kollektive Schuld.
Weg damit! Und her mit den Einzeltätern. Wie in Vergangenheit so in Gegenwart und Zukunft. Amen.
Brauch noch wer ne Wasserschale, um seine Hände in Palmolive und Unschuld zu baden? …
[IRONIEOFF] damit es auch jeder unbedarfte nachher von blog.de noch versteht … man weiß hier ja nie, ums verrecken nie …
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Uns Adolf: Größter-Einzeltäter-aller-Zeiten
Keiner war es Hitler ist Schuld.
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Doch es rühren sich Hände. Und zwar immer dann, wenn es darum geht, sie in Unschuld zu waschen …
Ich denke hierbei immer wieder an die Argumentationen, dass bestimmte kriminelle Handlungen immer direkt als unpolitische Einzeltäterhandlungen dargestellt werden … und manchmal geschieht sowas auch unter blog.de … :(
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Wir leben in einer mediengeilen Welt, in der nur Quoten zählen. Quoten-Kerner ist nur ein Beispiel für die inhaltlich oft belanglosen, preiswert produzierten Talk-Shows, in der jeder einmal für einen Moment Star sein darf.
Derweil kriecht der Faschismus durch alle Ritzen du hast mit dem Schimmel ein treffendes Bild gefunden und keine Hand rührt sich.
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