Kennen Sie Binnen-Briefe?
Das sind Briefe, in denen der entscheidene Satz oftmals lautet „zahlen Sie binnen zehn Tage“.
Zehn Tage Zahlungsziel ist ja nicht wirklich seriös, aber machbar. Und wer nicht auf Binnen-Briefe antwortet, der wundert sich, dass plötzlich eine Inkasso-Gesellschaft per Brief die Hand aufhält.
So unterschrieb ich einmal einen Handy-Vertrag, weil ich partout glauben wollte, dass mir Vodafone eine Prepaid-Karte anbieten würde. Im rechtzeitigen Moment fiel Hirn vom Himmel, ich erkannte, dass ich da einen normalen 24-Monate-Handy-Vertrag unterzeichnet hatte. Mit links habe ich den Vertrag zerissen. Damit war er gesetzlich nichtig. Vierzehn Tage später begrüßte mich Vodafone als deren Kunde und ein Monat später erhielt ich so einen Binnen-Brief. Ich rief dort an. Man fragte mich nach meiner Kundennummer. Sowas hatte ich ja nicht, da kein Vertrag bestand. Irgendwann dachte ich, man hätte mich verstanden. Bis zum nächsten Binnen-Brief. Ich setzte mich hin und schrieb einen Binnen-Brief an Vodafone. Würde mir nicht binnen drei Wochen ein rechtsgültiger Vertrag gezeigt werden können, würde eine Betrugsanzeige folgen. Der nächste Brief von Vodafone war eine Entschuldigung und das Zugeständnis, dass alle vorherigen Binnen-Briefe nichtig wären.
Dann war unter allen Rechnungswipfeln Ruh.
Ein mir sehr gut Bekannter bekam neulich einen Brief von der Firma „netsolutions FZE“. Oder besser gesagt von einer in Eschborn ansässigen Inkasso-Gesellschaft. Ein Binnen-Brief. Zahlen solle er 92, 40 Euro, weil mein Bekannter einen Vertrag eingegangen sei. Mein Bekannter recherchierte und fand heraus, dass die Firma „netsolutions FZE“ ihren Sitz in Dubai hat und u.a.a. die Seite nachbarschaft24 betreibt. Dort solle er einen Vertrag mit der Firma aus Dubai geschlossen habe. Und er solle sofort zahlen. Zahle er nicht, müsse er mit negativen Konsequenzen wie z.B. Schufa-Eintrag rechnen.
Mein Bekannter kannte weder die Internetseite der Firma „netsolutions FZE“ noch deren Besitzerin, die er als „Barbara Fischer“ identifizierte, die die Seite über einen Provider in den Niederlanden laufen lässt.
Er wird nicht auf diese Zahlungsaufforderung reagieren. Er wartet jetzt auf den gerichtlichen Titel. Denn wie er herausfand, sind diese Briefe kein Einzelfall für jene die Inkasso-Gesellschaft beauftragende Firma „netsolutions FZE“. Er fand verschiedenes hier und hier. Und es steht zu erwarten, dass das damit befasste Gericht dem Unternehmen keinen gerichtlichen Mahnungstitel erteilen wird.
Nebenbei, es bleibt die Frage, wie kam die Firma „netsolutions FZE“ an seine Adresse?
Er kam über einen Rechtschreibfehler drauf. Entsprechend den Erfordernissen eines Blogs hatte er brav seine Bremer Adresse und seinen Namen angegeben. Nur hatte er seinen Namen mit einem einzigartigen Rechtschreibfehler versehen gehabt. Offensichtlich hat irgendein Blog.de-Leser die Adresse meines Bekannten bei der Internetseite von „nachbarschaft24“ eingegeben.
Jetzt hat mein Bekannter sein Impressum anonymisiert. Man muss ja sein Glück nicht versuchen, monetäre Liebesgrüße aus Dubai zu erhalten.
Und meine Moral aus der Geschicht?
Impressum ist zwar schön und gut, aber wenn als Leser getarnte Saubeutel (so willkommen wie Hämorrhoiden am Allerwertesten oder die Krätze oder Mitesser) dieses missbrauchen, dann ist es besser ohne zu leben.
Mein Bekannter wollte über diesen Missbrauch seines Impressi nicht schreiben. Daher mach ich es jetzt mal.
Zur Mahnung an alle und als kleine Hilfestellung einen Puls beim Lesen eines Inkasso-Briefes wieder zu senken.
Denn dann ist unter allen Wipfelrechnungen Ruh.
In diesem Sinne habe ich auch bei mir jetzt so gehandelt und mein Impressum verändert.
Es geht halt nicht anders, wenn der böse Nachbar es nicht anders will.
Und gut is.
Amen.