Ein Arbeitskollege hatte vor längerer Zeit einmal einem englischsprachigen Kunden einen Bericht zugeschickt. Und da er nicht allzu gut englisch sprach, griff er auf das Übersetzungsprogramm „Babelfish“ zurück.
In einem Satz jenes Berichtes ging es um die Handhabung von Einstellteile. Jetzt muss man freilich wissen, was „Einstellteile“ sind. Da dieses nicht wirklich ein Begriff aus dem Umgangsdeutsch ist, hier mal die Kurzfassung der Definition: Einstellteile sind Teile, die bei einem Produktionsprozess anfallen, während der Herstellungsprozess noch eingestellt wird. Im normalen Leben wären „Einstellteile“ zum Beispiel jenes Flasch-Bier, welches vor zehn Minuten in den Kühlschrank gestellt wären und somit noch lauwarm wäre, während es nach 60 Minuten Trinktemperatur hätte. Solche „Einstellteile“ werden in der Produktion verschrottet, da sie den Ansprüchen noch nicht genügen.
Nun hatte jener Kollege „Babelfish“ für seinen Bericht bemüht und paar Wochen später rief mich der Kunde an und fragt mich, was mit „over the handling of adjusting hurry“ gemeint sei.
Ich habe es anfangs auch nicht verstanden.
Irgendwann kam mir dann eine Idee was mit „over the handling of adjusting hurry“ gemeint sein sollte.
Klar. „over the handling“ musste einfach wörtlich übersetzt werden und sollte wohl „concerning the handling“ („über die Handhabung“) heißen.
Und „Adjustment“ heißt „Einstellung“.
Und „hurry“? Richtig. „Eile“.
Und bei näherer Betrachtung findet man die Lösung: Das Babelfish-Programm hat das Wort „Einstellteile“ zu „Einstellt Eile“ gemacht. Logisch, dass dann daraus „adjusting hurry“ wurde.
Softwareprogramme sind manchmal brutal hilflos unserer Sprache gegenüber.
So ist beispielsweise das Wort „Montage“ nicht unproblematisch.
Schreibt jemand „Er geht alle Tage auf Montage“, dann ist es recht klar, was damit gemeint ist. Das Programm wird „Montage“ richtigerweise mit „assembly“ übersetzen.
Aber was ist mit „Er geht alle Montage auf Montage“? Weiß das Programm, dass das erste mit „Mondays“ und das zweite mit „assembly“ zu übersetzen ist?
Und wenn das ganze dann wieder zurück übersetzt wird?
Das Ergebnis erinnert an das Kinderspiel „Stille Post“.
Manche Begriffe dieser Welt lassen sich mit solchen Rückübersetzungen genauso spielend übersetzen und erklären.
Angenommen ich habe beruflich einen Montagewagen, also ein dienstliches Montageauto, indem ich mein Montagewerkzeug transportiere.
„Montageauto“ versteht Babelfish. Es wird zu einem „assembly car“. Aber das „assembly car“ wird bei der Rückübersetzung zum „Versammlung Auto“. Knapp vorbei ist auch daneben. Andererseits, wenn Babylon „Montageauto“ mit „Mondays car“ übersetzen würde, dann würde jeder Drittklässler das als „Montagsauto“ übersetzen, dessen Sinn manch Autokäufer bitter gelernt hat.
Solche Worte wie „Montage“ (Mehrzahl von „Montag“) und „Montage“ (Bauarbeiten) sind ausgesprochen (also wenn ausgesprochen) einfach zu erkennen.
Aber allein schon das Wort „Gewaltenteilung“ stellt einen nicht unkomplizierten Inhalt dar.
Diejenigen, die damals oder gestern in der Schule aufgepasst hatten, wissen, dass damit das Prinzip des Rechtsstaats einer Demokratie gemeint ist: Gesetzgebende Macht (Legislative; Parlamente), Gesetzausführende Macht (Exikutive; Polizei, Staatsanwaltschaft) und gesetzbeurteilende Macht (Judiskative; Gericht, Richter). Auf diesen drei Säulen beruht jeder Rechtsstaat.
Die Politiker erlassen folglich Gesetze, Polizei und Staatsanwaltschaft überwachen die Einhaltung und die Gerichte beurteilen Sachverhalte auf Gesetzesverletzungen.
Gewaltenteilung eben.
Genau, sagen da manche Politiker und setzen einfach einen leicht andere Betonung:
Statt „Gewalten-teilung“ einfach „Gewalt-enteilung“. Oder zu deutsch mit einer Hundepfeife unterstützt: „Hundertschaft zieht blank und vor!“ Wie halt letzes Jahr auf Heiligendamm.
Doch zurück zu „Babelfish“.
Denn „Babelfish“ macht aus der Gewaltenteilung die „Division of power“. Und zurück übersetzt wird daraus ein völlig unpolitisches „Abteilung der Energie“ …
„Babelfish“ (babelfish.altavista.com) hat seinen Namen wohl zurecht. Babylonische Sprachverwirrung. Genau wie bei Douglas Adams schon festgestellt …
Und wenn schon Sprachverwirrung, da fällt mir der berühmte Dialog der beiden österreichischen Auswanderer im Film „Casablanca“ von 1943 ein:
„Oh Liebchen, äh … Honey, what watch is it?“
„Ten watch!“
„Oh! Such much!“
Tja, vor „Babelfish“ kann man nur warnen. Besonders all diejenigen, die mit perfektem Englisch glänzen wollen und auf „Babelfish“ ohne Nachzudenken zurück greifen.
Dann fällt mir dazu nur noch eines ein:
„Sitzen machen!“
(aus dem Billy Wilder-Film „1, 2, 3“)
Jetzt weiß ich, womit „unser“ Gorbach seinen englischen Schriftverkehr übersetzen lässt. :))
Enjoy: http://derstandard.at/?url=/?id=3051562
Monday Monday so good to me :)
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