Es könnt‘ alles so einfach sein, …

… isses aber nicht …

Ich hatte ihr unbeabsichtigt gegen ihr Bein getreten.
Erzogen wie ich halt bin, murmelte ich ein „Entschuldigung“.
Aber sie ging gleich ins Detail.
Der Schaden, den ich ihr gerade zugefügt hätte
… häh? …
wäre nie so groß, den ihr gerade die TUI der BRD zugefügt hätte.
… häh? …
Ja klar, ich Unwissender wüsste doch gar nicht, wovon die Wissenden reden.
Ich Dummerle.
Da trete ich doch einer Wissenden an die Beine.
Mea Culpa. Dutzendfach mich selber ausgepeitscht.

Es könnt‘ alles so einfach sein, isses aber nicht

Wer nicht fragt, bleibt dumm.
Warum mein dusseliger Tritt an ihr Schienenbein so billiger sei, als eine Reise mit der TUI?
Sie sah mich mit einem gnadenlos weisen Blick an.
Ich Dummerle, ich. Wie konnte ich Depp nur fragen …

Sie wär jetzt gern per „last minute“ nach Dubai geflogen.
Wieso?
Na ja, solche dämlichen Fragen kann nur ich Billiglohnverdiener fragen.
Weil dort das Geld verdient wird, was jeder gern hätte.
Stimmt. Ich nicke innerlich und rechne mein 10-Euro-Ticket vom FJS-Flughafen zum Straußoleum der Münchener Innenstadt dagegen.

Einmal München Innenstadt sehen und sterben.
Gibt es höhere Weihen?

Wahrlich, ich bin ein elender kleinkarierter Kleinknauser gegenüber denen, die rechtschaffen ordentlich in Dubai verdienen. Öl regiert die Welt. Allerdings hat das nichts mit Speiseöl zu tun …

Hey, Mann, ich bin halt ein elend niedriger Pfennigfuchser in Zeiten des Oberregenten Euro und dessen Untereinheit Cent. Was die Bremer Stadtmusikanten anderen in die hohle Hand geschissen haben, dass krieg ich auch noch Cent-weise für die Abwassergebühren hin .
Konvertiert über den Pfennig. Gott sei meiner niedren Seele gnädig …

Soso, ich hatte an ihr Bein gestoßen und sie sah huldfvoll darüber hinweg.
Ich fragte nach, was das besonder an Dubai sei und der TUI sei.
Sie meinte, es seien die Verdienstmöglichkeiten der Stadt München an Dubai.
Ich fragte, ob sie plante Urlaub zu machen, oder Geschäfte einzufädeln.
Sie bezog sich auf das letztere, da München doch dessen Prosperität in Auge zu behalten hätte.
Wie?
Jawohl, sie war der festen Überzeugung, dass die TUI ihr einen Urlaub versaut hätte, der ihren Einfluss auf dem wirtschaftlichen Wachstum der Region München vermiest hätte.
Ihr gegenüber fühlte ich mich klein und unbedeutend.
Ich fragte sie, warum sie dann nicht einen komfortablen Urlaub in den Wellness-Centern der gut Situierten Deutschland machen würde? Warum nicht in den allzeit bereiten Luxus-Touristen-Villen in Südafrika, Nord-Brasiliens oder Thailands?
Ihre Antwort war klar. Sie würde doch nie Geld in Ländern, die nicht mithalten könnten. Die eh schon in Armut darben würden.
Ich erzählte ihr mal kurz von Gegenden Brasiliens, in denen man als mittelreicher Europäer in gnadenlosen Luxus schwelgen könne.
Sie wies meine Phantasie zurück. Sie würde nie armen Ländern helfen. Unser einziger Fokus solle Länder sein, die den Reichtum der Zukunft haben würden. Das wären arabische Länder der Zukunft.
Also sinnierte ich, dass zu den reichen Ländern der Zukunft auch Israel gehören würden und würde sie in einem Kibuz …
Warum kam da dieser vernichtender Blick?

Äh, die Frau saß mir weiterhin gegenüber und redete zuviel. Sie will nur das Wohl Deutschlands, aber TUI wäre nicht fähig ihr einen „last minute“ Flug nach Dubai zu besorgen.
Und Geld nach Deutschland bringen.
Hm. Urlaub oder Wirtschaftsflug.
Ich sass in der S-Bahn und dacht nur :

Das sind Dinge von denen ich gar nichts wissen will,
lass mich doch in Ruh’ und texte mich nicht zu
das sind Dinge von denen ich keine Ahnung haben will,
behalt den Kram für dich; es interessiert mich nicht!

Aber sie redete weiter.
Dass allein die GDL schuldig an den Bahnstreiks seien (… ja, was denn sonst?!? ..). Das hätte sich schon bei Sabine Christiansen eindeutig gezeigt Und Mehdorn verdiene was er verdiene.
Aha, Reichstumdebatte, der sozial benachteiligten wie jene Frau mir gegenüber …
Und dass die Gewerkschaften allein an den Brasilien-Skandal der VW Wolfsburg Schuld seien.
Ob sie schon mal mit VW-Angehörigen deswegen gesprochen hätte, fragte ich Dummerle? Und wie die darüber denken würde?
Nein, das interessiere sie nicht. Die Betriebsräte wären die einzig Schuldigen. Und die Werker hätten diese gewählt.
Ich erzählte ihr, dass die Werker deswegen jedem ins Gesicht springen würden, wenn sowas erwähnt würde.
Das wäre nicht ihr Problem, meinte sie arrogant, weil die Betriebsräte doch von den Werkern bestimmt worden wären.
Ich erzählte ihr was von Betriebsräten, die mit den Firmen kungelten und nichts mit Werkern gemein hätten. Von Firmen, die die Betriebsräte festlegten. Ihre Reaktion war, das dies alleinige Schuld der Werker sei, dass diese nicht den Betriebsräten die hoheitliche Verantwortung an sich eines Betriebsrates nehmen würde.

Und Dubai. Sie wolle doch nur dafür sorgen, dass deutsche Firmen Gewinn machen können. Und die TUI hätte ihre zukünftigen Geschäfte vermasselt, weil sie keinen Flug für sie gefunden hätte.
Ich sass ihr gegenüber und dachte an meinen unbeabsichtigten Tritt gegen ihr Schienenbein und meine Entschuldigung.
Aber die hatte sie unausgesprochen sicherlich nicht akzeptiert. Solche Menschen wie jene Frau sind halt momentan überall.
Na ja.

Es könnt‘ alles so einfach sein,
isses aber nicht.

Das sind Dinge von denen ich gar nichts wissen will,
lass mich doch in Ruh’ und texte mich nicht zu
Das sind Dinge von denen ich keine Ahnung haben will,
behalt den Kram für dich; es interessiert mich einfach nicht!

Ein Gedanke zu „Es könnt‘ alles so einfach sein, …

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