Kühle Rechner

Unterhaltung in einem Bus zweier ca. 7-jähriger:

„Katholisch ist viel cooler als evangelisch.“

„Aber evangelisch ist doch auch cool.“

„Überhaupt nicht. Die haben doch nur Konfirmation. Die Katholiken haben aber Kommunion und Firmung. Da gibt es dann doppelt soviel Geschenke und Geld von all den Gästen.“

„Echt? Cool!“

„Ja. Die geben einem immer viele Geschenke und viel Geld. Und bei den Katholischen zweimal. Stell dir vor. Von dem Geld könnt ich mir dann erst ne X-Box kaufen und zur Firmung dann ne PS3. Ich frag meine Mutter nachher, ob ich katholisch werden kann. „

Ein dreifaches „Hoch“ auf unsere zweckorientierte Gesellschaft von Kindesbeinen an …

3 Gedanken zu „Kühle Rechner

  1. Dafür wird der Mann später in der HÖLLE schmoren …

    ;)

    PS. Bei mir knisterte es leider nie zu solchen Festtagen, und meine kriminelle Energie entwickelte sich erst später …

    Like

  2. Nicht wahr? Sowas bleibt hängen. Wie sagte schon Böll? Katholik-Sein ist wie ein Leberfleck. Ohne Narben geht der nicht weg.
    Ehrlich, ich habe immer nur das Knisternde in den Umschlägen gezählt. Das Klimpernde fand ich weniger toll. Trotzdem habe ich noch immer meine goldene automatische Kommunionsuhr und möchte sie nie mehr missen …

    Ein Freund von mir hatte mal in eigenen Wohnblock seiner Jugend zur Konfirmationszeit Umschläge aus fremden Postkästen gefischt und somit sein Taschengeld aufgebessert. …

    Like

  3. Ich empfing mit sieben Jahren an einem Weißen Sonntag, dem ersten Sonntag nach Ostern, erstmals den »Leib Christi« in Gestalt einer Hostie und zählte haufenweise fromme Geschenke: dreizehn Weihwasserbecken, sechs Krüge zum Transport des geweihten Quells, vier Holzkreuze, sieben Rosenkränze, neun Heiligenstatuen, drei Spruchtafeln, ein knappes Dutzend Medaillons und andere Devotionalien türmten sich. Reliquien und religiöse Souvenirs sollten meine Frömmigkeit steigern. Klassische religiöse Volksbücher wie »Helden und Heilige« von Heinrich Hümmeler boten mir für jeden Tag des Jahres fromme Lektüre. Ich schleppte alles in mein Kinderzimmer und deponierte es dort. Andere Geschenke wie Spielsteine, Ritterfiguren für meine Burg oder spannende Kinderbücher wären mir wohl lieber gewesen. Soviel zur Erstkommunion!

    Like

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.