Ein Gespenst in Deutschland durchtrampelt die Medien:
Das Wort von der „Kinderarmut“.
Als es mir zum ersten Mal begegnete, wurde es in Verbindung mit dem Wort „Pillenknick“ verwendet.
Doch die Zeiten ändern sich. Immer häufiger beschreibt es den monetären Besitzstand der Kinder und meint damit Kinder, denen zuwenig Geld zum Leben zur Verfügung steht.
Vor einem Jahr wurde das Wort „Kinderarmut“ in einer heftigen Werbekampagne für mehr Kinder von von der Leyen verwendet. Männlein und Weiblein sollten mehr Kinder machen, damit die Kinderarmut der Familien zurückgehe und unser gesamtes wirtschaftliches System nachher nicht am Rentenstock gehe.
Dann kam die WM. Fast jede Zeitung und jeder Boulevard jubelte danach genau abgezählte 9 Monate nach dem WM-Abpfiff über einen vermeintlichen Babyboom.
Jetzt ist das Wort „Kinderarmut“ wieder dort angekommen, wo es sich vorher befand:
Bei „Hartz 4“ und deren Empfängern.
Die gefühlte Bedrohung durch „Kinderarmut“ und deren Folgen (wie Gewalt an Schulen) hat sich verstärkt. Jetzt wird wieder darüber berichtet. Und auch über „Hartz 4“-Empfänger, die deren Kindern wieder alles weg saufen. Oder über jene Gangsta-Rapper, die ja ach-so-brutal die Realitäten überzeichnet darstellen. Über jene Gangsta-Rapper, die verhindern, dass Kinder diesen Spagat zwischen Erfolg („Reich“, „cool“) und Erfolglos („Arm“, „Loser“) demütig einfach so weg stecken.
Im Fernsehen wimmelt es von Casting-Shows, die die „Coolness“ des Erfolgreich-sein gebetsmühlenartig vorkauen. Oder von Doku-Soaps, die dem Zuschauer vorgaukeln, dass das Glück, die Zufriedenheit und die geheilte Welt mit der Kamera ins Haus kommt. Zeigt nicht die Fernsehrealität, dass der arme Mob selber Schuld an seiner Armut ist?
Nur, die Straße ist härter.
Dort pflastern andere Regeln den Kindern den Weg ins Leben. Geld besorgt eine ganz andere Pflasterung der Straße. Das weiß die „PS“-Generation. Das weiß die „Vodka Bull“-Generation. Das weiß sogar die alte „Generation X“.
Sozialen Gegebenheiten und Randbedingungen seitens der öffentlichen Gemeinschaft kennt keiner besser als diejenigen, die das Wort „Kinderarmut“ mit erleben. Die Kinder einerseits. Aber auch die „Street Worker“ beispielsweise andererseits. Aber für beide steht inzwischen immer weniger Geld zur Verfügung.
Vielleicht sollte als Triviallösung die eine Kinderarmut mit der anderen Kinderarmut verknüpft werden, um die andere Kinderarmut zu senken?
Gummis und Pille für alle?
Oder vielleicht doch lieber ein nachhaltiges Programm durchführen?
Wobei, nur im nicht funktionierenden Kommunismus wurde umverteilt. Ein hemmungsloses, aber völlig unchristlich gemeintes „Ihr Kinderlein kommet“ war nicht das Thema. Denn die Kinderlein kamen und den Eltern wurde immer unter die Arme gegriffen.
Freilich überhaupt nicht uneigennützig. Aber in Deutschland ist das alte Sprichwort „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“ eine Blutsangelegenheit. Deutsche haben ja noch nicht mal den „Lebensborn“ als pervers verdammt, weil er ja in den eigenen Kram passt und der Brotgeber sowieso sein Volk „über alles“ singen ließ.
Im real existierenden Kapitalismus und Heuschrecken-Zeitalter jedoch ist jeder Frömmste seines Glückes eigener Schmied. Aber nur soweit es dem bösen Nachbarn gefällt. Dann wird auch mal zurück gekeilt. Eben ein Gangsta-Paradise.
Nun, ich bin mal gespannt, wohin sich diesmal die Diskussion um „Kinderarmut“ hin entwickelt. So als Ende der „Saure-Gurken-Zeit“ in einem Sommerloch taugt solch eine Diskussion ja immer.
Nebenbei:
Was ist übrigens das Gegenteil von Kinderarmut im wirtschaftlichen Sinne?
:(:( leider.
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Ja, das stimmt. Traurig, aber wahr.
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Hast du wieder gut beschrieben, aber es ist wie vor tausend Jahren bis heute, immer das Selbe geblieben.-
**Arm bleibt arm…..!**
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