Erinnert sich noch wer an den Werbeträger der Bundesbahn vor 24 Jahren?
Das war so ein rosa Elefant und warb für die „Rosaroten Wochen“.
Mit Verlaub, es handelte sich hierbei nicht um Tarifangebot für Outing-willige Schwule oder Lesben. Nein, es war einfach nur ein Billigtarifangebot für Tickets übers Wochenende hinaus.
Über die Entstehung dieses Angebots gab es die diversen Gerüchte.
Kolportiert wird, dass mal wieder alle Vorsitzende sich 1983 zusammengesetzt hatten, um darüber zu klagen, dass niemand mit der Bahn fahren wolle. Sie sei zu geschwindigkeitsverzögernd („Never go by Bundesbahn, it’s much too lahm“). Sie käme immer zu spät an. Sie sei nicht kundenfreundlich.
In diesen Sitzungen hatten Zigarre rauchende aschgraue Herren in spinnwebfarbenen Anzügen mit bleigrauen Aktentaschen darüber gerätselt, warum bei deren Kundenfreundlichkeit die Menschen so fröstelten.
Und sie starteten eine neue Image-Offensive, um das deutsche Volk von sich zu begeistern. Sie setzten einen Intercity auf den Weichen von München und peitschten ihn gen Hamburg, auf dass jener IC sich majestätisch erheben würde und der Lufthansa voran gleitend eine Nase drehen würde.
Als jener IC aber auf Höhe von Nürnberg noch immer nicht abgehoben hatte und wieder mal mit 15 Minuten Verspätung im Nürnberger Hauptbahnhof erwartet wurde, musste wohl einer der grauen Herren geseufzt haben:
„Wir werden nie so gut wie Disneys Dumbo.“
Da schrie ein anderer begeistert:
„Das isses!“
Man entschloss sich, den Zug auf den Schienen zu belassen. Stattdessen blies man eine Mücke auf und und machte sie zu einem rosaroten Elefanten für rosa Wochen. So trampelten wildgewordenen rosarote Elefanten auf Dumbos Spuren durch die Werbung und malten die grauen Gleise mit einem Törö rosarot.
Diese Kampagne sollte den geneigten Menschen dazu bewegen, mehr Zeit in der Bahn zu verbringen. Sozusagen das Leben in vollen Zügen genießen. Mal wieder Zug bekommen. Statt mit sich Schlitten fahren zu lassen, der Bahn die Fahrt überlassen.
Und so weiter und so fort.
Aber immer rosarot.
Beerdigt wurde der Elefant fast 10 Jahre später mit dem 15-DM-teuren Wochenendticket …
Ja, ja, das waren noch Zeiten …
Die Zeit der ICs ist fast schon Geschichte.
Inzwischen preschen ICEs mit Tempo 300 über die Gleise und kommen mit nur noch 14 Minuten Verspätung an. Und diese Verspätungsverringerung lässt sich die Bahn entsprechend gebührend bezahlen. Ja, die grauen Herren a la Dürr, Ludewig und Mehdorn lassen sich unsere Zeit immer noch gut bezahlen.
Nur den Lokomotivführern wollen sie nichts abgeben. Und daher streiken die wohl nun auch für mehr oberirdische Gehälter.
Während also die Fliegzeug-Betreiber erleichtert aufatmeten, dass der rosarote Dumbo auf den Schienen blieb (auch wenn die Bahn inzwischen denen die lukrative Strecke Köln-Frankfurt und München-Nürnberg mit an die 300 km/h weg nahm), so fingen diese an, sich an den Preisen der Bahn zu orientieren. Nach unten.
Inzwischen ist der Flug nach Berlin an vielen Flughäfen Deutschlands billiger als die Bahnreise. Daher mussten auch viele Kostenträger gestutzt werden. Und wenn nun die Piloten mehr Geld fordern, so kommen deren Manager ins Stöhnen, weil die Gewinnmargen wegfallen würden. Da wurden Flieggesellschaften so auf „lean“ getrimmt, dass eine Gehaltssteigerung bedrohlich sein könnte.
Wurde da was vergessen von den Managern?
Nun:
Einer alleine ist ein Einzelgänger.
Einer mit einem anderen zusammen ist entweder ein konspiratives Stell-Dich-ein oder eine Solidarisierung.
So könnte man meinen, dass sich wahrscheinlich auch die Piloten der LTU dieses dachten, als sie von den Streikabsichten der Lokführer erfuhren.
Aber wenn zwei Dinge zusammen kommen, muss es längst nicht das gleiche sein.
Aber es wirkt im Bewusstsein derer Kunden.
Heute titelte die BILD-Zeitung sinngemäß, dass Politikerpensionen 6,5 % steigen, während „wir“ (die BILD-Redakteure oder wir Leser?) seit dem Jahr 2000 immer weniger kriegen. Morgen oder übermorgen wird die BILD sich zerreißend über die Forderungen der Piloten und Lokführer hermachen.
Das scheint so sicher wie das AMEN in der Kirche. Denn „wir“ verdient ja auch seit 2000 immer weniger.
Soviel Neid muss sein, nicht wahr.
Wenn dann Lokführer und Piloten in den Ausstand treten, dann werden sich sicherlich auch die Ölkonzerne solidarisch dem anschließen. Sie werden sich Preiserniedrigungen erfolgreich verweigern.
Sie werden dann mit den beiden anderen die ménage à trois versuchen.
Nur, wer dann allerdings wen so ordentlich dabei durchfi..t, dass weiß letztendlich wieder nur der Individualreisende.
Und dann freut uns wieder alle, gemeinsam den Streikenden Gegenwind über die BILD zu geben.
Gut wer zuletzt weint….!
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Schaun mer mal
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Bei diesen Themen passe ich, mit zwischen Kommentaren, kannst du von mir nicht rechnen.
Ich warte auf des Endergebnis.;)
Dann kann ich immer noch weinen!!!
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