Mein letzter Blogeintrag ist schon fast mehr als anderthalb Wochen her. Und trotzdem meint ein Leser meines Blogs, dass ich täglich blogge und ansonsten nur im Internet abhänge.
Na ja. Dessen Humor möchte ich haben. Als alter StarTrecker würde ich von einer ungewöhnlichen Zeit-Raum-Dilatation in dessen Vorstellung sprechen.
Aber so ungewöhnlich scheint das in diesen Zeiten nicht zu sein.
Da schrieb ich noch vor zehn Tagen, dass bei einem Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis wegen 1 Euro 30 das Vertrauen ruck-zuck weg ist und dann jedes Arbeitsgericht die fristlose Kündigung bestätigt. Und dann lese ich, dass ein Freiburger Klinikum festgestellt hat, dass sie schnell einem Arzt kündigen muss. Und eben weil offenbar das Vertrauensverhältnis bei jenem Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis nicht zerrüttet war, erhielt der Arzt noch mal 1,98 Millionen Euro Abfindung.
1,98 Millionen Euro.
Das muss man sich mal vorstellen.
Warum wurde der Arzt abgefunden?
Weil der 48 Jahre alte Mediziner als Grundgehalt eine C4-Professors inne hatte und die dürfte bei 6.000 Euro brutto monatlich liegen.
Eine Kündigung mit Abfindung wegen einer C4-Professur?
Mitnichten. Der gute Mann war Unfallchirug und wurde gerichtlich in drei Fällen der fahrlässigen und in einem Fall der vorsätzlichen Körperverletzung für schuldig befunden. Als Strafe wurde der Chirug zu 270 Tagessätzen je 90 Euro verurteilt. Macht addiert zusammen 24.300 Euro.
24.300 Euro.
Das muss man sich mal vorstellen. Dafür dass jetzt u.a.a. ein Patient zum Krüppel wurde.
Das Freiburger Klinikum hatte den Arzt abgefunden, um nicht 6.000 Euro brutto monatlich dem beurlaubten Arzt bis zum Lebensende bezahlen zu müssen. Das Vertrauensverhältnis zu dem Chirug war seitens des Klinikums eben nicht gestört.
Der Arzt hatte schließlich keine 1 Euro 30 zu seinen eigenen Gunsten verwertet. Lediglich Patienten hatte er auf dem OP-Tisch zu Krüppeln gemacht. Das stört kein Arbeitsverhältnis. Für Unfähigkeit im Dienst kann ein C4-Professor und sein Arbeitgeber nichts. So etwas ist gottgegeben. Für Götter in weiß.
Und wo sollten sich Götter normalerweise befinden?
Eben. Im Himmel und nicht in profanen Kliniken, wo sie den anderen das Leben zur Hölle machen.
Da bleibt nur eine Abfindung. Daher zahlte das Klinikum ihm 1,98 Millionen Euro.
Tja, ich merke schon. Zeit-Raum-Dilatation ist nicht das Problem. Das Problem ist meine nicht aktualisierte Einstellung zum problemlosen Geld. Denn ohne Moos nichts los. Und „mos“ ist das lateinische Wort für die Bedeutung „Sitte, Gewohnheit“ (lat.: mos)
Ich sollte mal einen Paradigmenwechsel vornehmen und endlich mal das Positive in der jetzigen Entwicklung sehen:
Alles ist schlechter geworden. Nur eines ist besser geworden: Die Moral ist auch schlechter geworden.
Und für alle Asterix-Fans:
O tempora, o mores.
Amen.
Doch! Um sie sofort ins Gefängnis zu sperren, würde sie Patienten zu Krüppeln pflegen. Aber erst ab einer C4-Professur gibt es als Strafe Abfindungen in Millionenhöhe. Der Ärmste muss das ganze Geld ja auch noch nach Hause tragen und Millionen sind nicht wenig. Stell dir das mal nicht so leicht vor. Wenn der nun mit einer Schiebkarre jeweils 10.000 Euro vom Freiburger Krankenhaus zu seiner Luxusvilla am anderen Ende der Stadt karren muss … kannst dir ja ausrechnen, wie viele Kilometer der schieben wie oft schieben muss …
Krankenschwestern, die packen deren Abfindung in die rechte vordere Latino-Jeanshosentasche und besteigen wohlmöglich noch ein Nahverkehrsbus … da muss es Gefängnis geben, denn die Krankenschwester kommt dadurch eindeutig besser weg. Das darf nicht sein …
Woher das Geld kommt? Schon mal die Schwankungen deines Krankenkassenbeitrags analysiert? :>
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Wo Tauben sin‘, flie’n Tauben hin!
Welcher Kasse entnehmen die ach so gebeutelten Krankenhäuser eigentlich solche Abfindungssummen? Für überforderte Krankenschwestern ist kein Geld da.
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