Warten mit Schleifchen (Teil 2)

„Mein Name ist Knallinger-Schnallinger. Was kann ich für Sie tun?“
„Na? Heute wohl ein wenig unterbesetzt in der Störungsannahme wie? Seid Ihr nur zu zweit da?“
„Äh, ja, äh, wie, äh, wir sind vier, äh, … Nein. Wir sind hier sehr viele und alle haben zu tun.“
„Na, ich hoffe ihr ersauft nicht in Stress.“
„Nein, nein, es geht.“
„Wie schön. 20 Minuten eurer Warteschleife, das ist eine Tortur.“
„Oh, das tut mir leid.“
„Vielleicht sollten Sie mal als Verbesserungsvorschlag weitergeben, dass man bei Internetstörungen nicht in der Ansage sagen sollte, man solle im Internet nachschauen.“
„Danke für den Hinweis. Ich werde es weitergeben.“

Danach folgen sach-un-dienliche Fragen wie „Kommt das WLAN-Gerät von uns?“ oder „Welches Betriebssystem nutzen Sie?“ oder „Wieviel PCs haben Sie?“
Und zu guter Letzt:

„Könnten Sie bitte morgen vormittag nochmals anrufen, damit unserer Analytiker sich … blablubb.“

Wie jetzt? Wollen die nicht?

„Nein, das geht nicht. Ich arbeite von morgens früh bis abends. Ich habe nur abends Zeit. Sie verstehn? Ich kann mir für Ihre Probleme doch keinen urlaubstag nehmen.“
„Ist es auch nicht nachmittags möglich?“
„Hallo? Müssen Sie nicht arbeiten? Hab ich gesagt, ich wäre arbeitslos? NAI-EN! Ich kann nicht.“

Pause.

„Könnten Sie bitte in einer halben Stunde nochmals anrufen. Sagen Sie dann bitte, Sie hätten bereits hier angerufen.“
„Also um 21 Uhr?“
„Ja, bitte.“
„Nochmals Ihre Warteschleife?“
„Ja, tut mir leid, es geht nicht anders.“
„Ja, ja, Sie müssen ihre Warteschleife ja nicht ertragen.“

Gesprächsende.
Nach knapp 6 Minuten Beratung ohne Ergebnis.
Ich bin begeistert. Aufs heftigste.
Aber ich kann auch hartnäckig sein.
Ich fixiere die Uhr.
21 Uhr ist für mich in 20 Minuten.
Rein rechnerisch freilich erst in 30 Minuten.
Aber bei mir jetzt in 20 Minuten.

19 Minuten später.

„Für Schulungszwecke kann das Gespräch …“

Die Nachbarin klopft erneut, heftiger und länger als zuvor.
Vielleicht hätte es auch ein normales NEIN getan statt zu Brüllen.
Wieder in der Warteschleife.
Die Pausenmusik und deren Zwischenhinweise auf das Internet nerven mich aufs heftigste.
Inzwischen maniküre ich schon meine Fingernägel mit den eigenen Zähnen im Takt des Warteschleifengedudels.

Um es wiederum kurz zu machen:
Nach 25 Minuten häng ich bei Frau Ich-lächle-dich-durchs-Telefon-an.
Erleichtert, aber auch abgenervt schildere ihr mein Leiden über Warteschleifen, Ansagen und fehlendes Internet.
Punkt 1 und 2 lächelt die Frau gnadenlos weg.
Ist gar kein Thema. Warteschleife ist für sie wohl wie Wetter. Gibt es jeden Tag. Immer wieder.

Und Punkt 3?
Der DSL-Provider hat offenbar zentrale Serverprobleme in einigen Städten, sagt sie. Man arbeite mit Hochdruck dran, das Problem zu lösen. Sie versprach mir, dass das Internet bis um 5 Uhr morgens wieder gehen solle.

Gesprächsende.
Knappe drei Minuten kurz und bündig mit Ergebnis.
Um Mitternacht ist das Problem behoben.
Ich bin wieder drin.
Im Internet.

Ich liebe Warteschleifen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.

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